Threepwood geht mit William durch die verzweigten, finsteren Gänge zurück in den Wohnbereich ihres Verstecks. Das flackernde Licht der Laterne malt unheimliche Zeichen und Muster auf die schwarze Höhlenwand. Auch wenn es ihm vor dem Alleinsein ein wenig graust, so hat er doch keine Lust, sich weiterhin den Launen des Schwarzbartes auszusetzen. Er würde sich im Schlafsaal ordentlich besaufen - wie immer, wenn ihm sein Leben hoffnungslos vorkommt.
Irgendwie erscheint dem Piraten das kleine Höhlensystem, in dem sie hausen, heute etwas düsterer als sonst. Die unheimlichen Geschichten der alten Seeleute spuken in seinem Kopf herum, vermischen sich mit eigenen Ängsten und projizieren so beklemmende Bilder und Geräusche.
"Was issn los?", poltert Käptn Edward ihn an. "Du guckst ja wie'n Waschweib, wenn es donnert ..." -
"Aus'm Schlafzimmer wo der Alte liegt!", schließt er grölend an und schlägt Threepwood vor Begeisterung über seinen gelungenen Witz so heftig auf den Rücken, dass dieser stöhnend zwei Schritte vorwärts stolpert.
"Nee, nichts ist", antwortet Threepwood nachdem er sich wieder gefangen hat abweisend. Aber dann gelingt es ihm doch nicht, seine Sorgen für sich zu behalten. Außerdem stehen sie bereits direkt an der Holztür vor Edwars privater Schlafkammer. Die Wohnhöhle der Mannschaft liegt in Sichtweite, so dass er gleich rasch verschwinden kann.
"Es geschehen nur einige seltsame Dinge ... die Geister sind uns nicht wohlgesonnen derzeit. Noch warnen sie uns nur. Aber auf der Schwalbe haben sie schon zugeschlagen ..."
"Geister!? Was'ne dämliche, gequirlte ...", beginnt Edward, als ein schauriges Pfeifen einsetzt. Markerschütternd schallt es durch die Gänge, begleitet von einem gespenstischen Knarzen und Quietschen. Die Laterne, die Threepwood, bleich wie ein Höhlenengerling, fallen gelassen hat, leuchtet auf dem Boden noch einmal hell auf und erlischt dann mit einem Seufzer. Ein eiskalter Hauch umschließt die Füße der Piraten und windet sich dann fesselnd um ihren gesamten Körper.
Ein helles Wimmern, gefolgt von flatternden Geräuschen - die blutroten Segel! - mischt sich in das angsteinflößende Szenario. Eine leise Stimme winselt unverständliche, für die menschliche Zunge nicht vorgesehene Worte.
Mit einem panischen Aufschrei rennt Threepwood dicht gefolgt vom fluchenden, säbelschwingenden Kapitän den Gang zurück in Richtung Strand. Die warme Flüssigkeit, die seine Beine entlang rinnt, lässt ihn an das Blut seiner Opfer - nein schlimmer: sein eigenes Blut denken. Die ihm bekannten Schutzsprüche murmelnd nestelt er ziellos an seinen zahlreichen Talismanen und hastet durch den Gang - bis ihn eine riesige schwarze Keule zu Boden streckt.
Last edited by LuSer; 07/01/05 08:04 AM.