Johram legt die beiden Juwelen, die ihm sein Famulus auf so unlautere Art verschafft hatte und die er nun schon seit Stunden untersucht hatte, zurück in die mit Samt ausgeschlagene kleine Schatulle, als es an seiner Tür klopft. Die Steine waren wirklich von einer außergewöhnlichen Qualität, und die Vermutung seines Schülers, der angebliche Waldläufer hätte sie gestohlen, wird selbst Johram immer wahrscheinlicher. Das änderte zwar nichts an seiner Meinung zu dem üblen Schabernack, den sein Schüler dem Waldläufer - oder was immer der Mann gewesen sein mochte - gespielt hatte, doch es warf eine Reihe anderer Fragen auf. Mit Sicherheit stammten die beiden Steine nicht aus den Brechern, und in ganz Rechem würde man wohl niemanden finden, der solche Steine besitzt. Johram kam deshalb der Verdacht, dass sie der erst vor kurzem in Rechem angekommenen elfischen Gesandschaft gehören konnten. Wenn der Fremde den Elfen diese Steine gestohlen haben sollte, dann würde das nur zu weiteren Verwicklungen führen - und der Riss zwischen Elfen und Menschen würde noch weiter aufreißen.
Johram war ein ehrlicher und rechtschaffener Mann, und ihm lag nichts an einem Konflikt zwischen den Rassen. Vor allem deshalb nicht, da dadurch die Handelsbeziehungen erheblich gestört wären und einige der Materialien, die die Magier für ihre Kunst benötigten, nur von den Elfen zu beziehen waren. Deshalb war Johram kurz davor gewesen, der Gesandschaft einen Besuch abzustatten. Nur die Angst, die Elfen würden diese Steine tatsächlich als ihr Eigentum wiedererkennen und er könnte die beiden Kostbarkeiten dadurch wieder verlieren, hatte ihn bisher zurückgehalten, doch innerlich fühlte er sich zerrissen und schwankte zwischen Anstand und Gier.

Als sich die Tür zu seinem Arbeitszimmer nach seiner Aufforderung öffnet, staunt er nicht schlecht über die drei merkwürdigen Gestalten, die eintreten. In dem Bärtigen der drei erkennt er sofort die elfische Aura, obwohl ihn der Bart und die Narbe, die die Stirn des Elfen verunstaltet, überrascht. 'Mischling!' sagt es in ihm sofort. Anders als bei den meisten Mischlingen ist die Haltung dieses Einen jedoch stolz und aufrecht, so als würde er sein gemischtes Blut nicht nur als Bürde sondern bewusst tragen.
Der zweite Mann ist in erd- und waldfarbene Kleidung gehüllt wie ein Waldläufer, obwohl seine Ausstrahlung nur bedingte Ähnlichkeit mit jener der Waldläufer hat, die Johram auf seinen Expeditionen in die Berge und Wälder geführt hatten. Die Augen des Mannes blitzen von unterdrücktem Zorn.
Und der dritte... Johrams Augen weiten sich, als er in der heruntergekommenen Gestalt ein ehemaliges Mitglied der Akademie wiedererkennt.

"Sadrax?" fragt er ungläubig, erhebt sich und geht einige Schritte auf die Ankömmlinge zu. Der Dämonenbschwörer sieht entsetzlich aus. Seine Gesicht ist gezeichnet von zahlreichen Entbehrungen, und seine schlecht sitzende Kleidung hat nichts mehr mit der eines Magiers zu tun. Ein Uneingeweihter würde in ihm in dieser Aufmachung niemals einen Magus der verbotenen Dämonologie vermuten.

"Kommt herein, schnell!" sagt er und schliesst hinter den Dreien die Tür. Dann wendet er sich dem Dämonenbeschwörer zu, und sein Gesicht verdunkelt sich von Ärger und Zorn.

"Sadrax, was fällt Euch ein! Ihr seid vogelfrei, und die Priesterschaft sucht Euch! Dass ihr das Verbot der Dämonenbeschwörung missachtet habt und dadurch Euer Leben verwirkt habt ist Eure Sache! Ich weiß nicht, wo Ihr Euch all die Zeit seit diesem unangenehmen Vorfall versteckt habt, und es mag Euch inzwischen egal sein, was mit Euch geschieht, wenn Ihr gefasst werdet!"

Der alte Magier macht eine ungeduldige Handbewegung, als der so Angesprochene etwas erwidern will, und fährt mit spürbarer Verärgerung fort:
"Ihr wisst ebensogut wie ich, dass die Priester nur nach einem Vorwand suchen, die ganze Akademie auf den Kopf zu stellen! Nachdem Ihr und einige andere die verbotene Wissenschaft heimlich weiter betrieben habt und ihr enttarnt wurdet, konnten wir die Häscher der Priester nur mit Mühe davon abhalten, die ganze Akademie niederzubrennen! Sie haben uns schon vorher mit Misstrauen und Hass betrachtet, doch seit der Aufdeckung Eurer Vergehen ist der Hass in offene Wut umgeschlagen! Um ein Haar hätte es ein Massaker gegeben, und nur mit Mühe und Not konnten wir die aufgebrachten Priester davon überzeugen, dass die Akademie selber nichts mit euren Studien zu tun hatte! Wir mussten uns unser Leben regelrecht erkaufen, Sadrax, um einen Krieg zu vermeiden, der die ganze Stadt in Asche verwandelt hätte!"

Wütend funkelt der alte Magier den Verbannten an, gebietet ihm jedoch erneut mit einer bestimmenden Geste zu schweigen, als dieser etwas erwidern will.

"Ohne Zweifel wird die Akademie rund um die Uhr von den Spionen der Priesterschaft beobachtet! Mit Sicherheit ist den Priestern euer Erscheinen hier bereits bekannt! Es freut mich ja für Euch, dass ihr nicht das grausame Schicksal von Silvan und Broghir teilen musstet! Aber mit Eurem Erscheinen hier in der Akademie bringt Ihr unser aller Leben in allerhöchste Gefahr!"