Erneut war Johram geduldig den Worten seiner Gäste gefolgt. Als sie mit ihrer Erzählung schliesslich geendet haben, breitet sich ein verschmitztes Lächeln über das Gesicht des alten Mannes aus.

"Jene, die die Priester anbeten, sind also gar keine Götter sondern ein sterbliches Volk? Nun... ich kann nicht behaupten, dass mir dieser Gedanke unangenehm wäre... Obwohl ich selbst noch nie etwas von diesen Etheran gehört habe. Seid ihr sicher, dass 'Etheran' nicht nur eine andere Bezeichung für die Götter ist?"

Schlagartig veschwindet das Lächeln und der Magier wird wieder ernst, ja fast wirkt er ehrlich besorgt.

"Die Macht der Priester ist groß! Auch wenn viele meiner Kollegen auf die Priesterschaft herabsehen und sie belächeln - die Wahrheit ist, dass die Priester wahrscheinlich selbst den mächtigsten Magieren ebenbürtig sind. In manchen Dingen sind ihre Fähigkeiten sogar weitaus größer als unsere. Eine Konfrontation mit ihnen würde ohne Zweifel zu einem Fiasko ungeheuren Ausmaßes führen. Bisher gehen wir davon aus, dass die Priester ihre Macht von den Göttern erhalten. Wir wissen nur wenig von der Beschaffenheit ihrer Magie. Doch wenn das wahr ist, was ihr sagt, so muss eine großer Teil - der größte, wenn ihr mich fragt - aus dem Inneren der Priester erwachsen. Ohne jedes Zutun der Götter. Dann ist es der starre Käfig der Kirche oder der Glaube an die Götter, der diese Macht in geordnete Bahnen lenkt. An den Grundsäulen des Glaubens zu rütteln könnte dann bedeuten, diese Macht zu entfesseln und die Kontrolle über sie zu verlieren."

Nachdenklich streicht der Magier über seinen Bart.
"Euer Wissen bringt große Verantwortung mit sich! Überlegt genau, wem ihr davon mitteilt! Nur ein winziger Fehltritt mag genügen - und diese Welt versinkt in der Dunkelheit. Ohne dass es einer äußeren Gefahr bedarf. Die Wahrheit selbst ist oft vernichtender als der mächtigste Feind, und ich bin nicht sicher, ob euer Wissen für normale Sterbliche überhaupt bestimmt ist! Sagt - wisst ihr selbst überhaupt um die Konsequenzen eurer Informationen?"

Ohne eine Antwort abzuwarten wendet sich Johram ab und scheint einen kurzen Augenblick gedankenverloren aus dem Fenster zu schauen.

"Aber ich bin ein alter Mann, der am Ende seines Lebens steht." sagt er schliesslich. Der rüstige Magier wirkt auf einmal müde und erschöpft. "Vielleicht sehe ich zu viel Schwärze in der Dunkelheit und ziehe voreilige Schlüsse. Ihr solltet mir Zeit zum Nachdenken geben. Zeit, um eure Erzählung zu verarbeiten. Ich würde Euch bitten, morgen zu mir zurückzukommen. Und Ihr, Sadrax - Ihr solltet entweder der Akademie fernbleiben oder Euch so verkleiden, dass Euch selbst die Spione der Priesterschaft nicht erkennen! Und nun lasst mich bitte allein..."