Die Sonne nähert sich langsam dem Horizont als Glance endlich seine Erzählung abschliesst. Finládris hat ihn nicht mehr unterbrochen und schien selbst Zeit und Raum vergessen zu haben als er die Ereignisse um und in dem Tempel hörte.

"Unfassbar", sagt Finlàdris erschüttert. Glance hingegen bemerkt erstmals wieder den Orb, der die ganze Zeit unbeachtet auf dem Tisch lag. Er scheint leicht zu pulsieren. "Was ist damit?" fragt er Finlàdris.

"Oh!" sagt dieser erfreut. "Das ist gut - ich habe ihn vergessen wieder einzustecken. Dadurch wurde eure Erzählung in ihm gespeichert".

"Oh!" sagt auch Glance, allerdings ohne Begeisterung.

"Hört, ich verstehe eure Bedenken", sagt der Gesandte. "Ich sehe nun, dass das Tilúvemaegsil in euren Händen bleiben muss. Das ist eine gewaltige Bürde für euch, aber aufgrund eurer Abstammung gibt es wohl kaum einen Geeigneteren. Ihr seid von Elfen und Menschen ausgebildet worden, ihr seid ein Wanderer in den Kulturen, und es hat euch gefunden mehr als dass ihr es gefunden habt". Er atmet tief durch, und fährt fort, "Aber die Nachricht, dass es gefunden wurde darf nicht verschollen gehen. Zum Einen seid ihr nicht unsterblich und auf einem gefährlichen Pfad. Zum Anderen ist es Anlass in allen Büchern, Schriften und Legenden, bei allen Völkern, nach verlorenem Wissen über das Artefakt zu forschen".

"Ja, das ist wahr", antwortet Glance nachdenklich. "Das Artefakt wurde geschaffen von Elfen, Menschen und Zwergen. Es wäre gut einen Rat von Mitgliedern aller drei Rassen zu haben. Für die Menschen würde ich Slain vorschlagen, meinen Mentor, den Hofmagier von Flaím. Er beschäftigt sich schon lange mit den alten Schriften. Für die Elfen, hmm...".

"Eure Mutter, die Hüterin des goldenen Baums?" wirft Finlàdris ein.

"Nein", antwortet Glance. "Deedlit ist eine Kämpferin, keine Forscherin". Er denkt nach. "BigClaw erzählte, dass in Mogador ein Tempel ähnlich dem in den Brechern ist. Auch dort wird es Hüter des alten Wissens geben. Und für die Zwerge..." Glance zuckt mit den Achseln. "Keine Ahnung - ich bin nur sehr wenigen Zwergen begegnet. Mit einem der letzten habe ich mir einen Kampf geliefert". Er lächelt - diese Episode hatte er in seiner Erzählung übergangen, da sie in der Folge keine Bedeutung hatte. "Aber es war ein guter Kampf".

"Ein guter Kampf?" fragt Finlàdris irritiert. "Ihr meint, Ihr habt gewonnen?"

"Nein - es ging nicht um Sieg oder Niederlage, sondern um..." aber er bricht ab, und meint nur mit einer Handbewegung, "Das ist unwichtig".

Mit einem Blick aus dem Kajütfenster ringt er sich zu einem Entschluss durch. "Ich muss dringend zu meinen Gefährten. Wir kommen morgen wieder in die Stadt, da wir noch Einiges zu regeln haben. Ich bitte euch, übermittelt das", er zeigt auf den Orb, "an Slain auf Lodoss - er kann sich hierher teleportieren, denke ich - zumindest seinen Geist. Und an wen immer ihr auf Andíneth vertraut, da muss ich euch trauen - nachdem ich es euch erzählt habe. Wie ihr selbst sagtet ist das Wissen um das Tilúvemaegsil gefährlich, denn in den falschen Händen - auch elfischen - kann es ungeahnte, und vor allem ungewollte, Auswirkungen haben".

Finlàdris verspricht Alles zu tun, und Glance verabschiedet sich. Er verlässt das Schiuff und rennt, so schnell ihn seine flinken Füsse tragen an die Südmauer. Dort wo die Stadtmauer an die Küste trifft, spricht er seinen Levitationszauber und überwindet so die Stadtmauer mit Leichtigkeit. Mit sorgenvollem Blick schaut er in die Richtung in der der Leuchtturm sein müsste. Kein Licht zu sehen - und es sollte zu sehen sein.

Er seufzt - auch bei schnellster Gangart, und ohne dass Hindernisse ihn aufhalten, wird er nicht vor Sonnenuntergang dort sein können.





In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)