"Gebt acht!" zetert der dickbäuchige Mann wutschnaubend. "Wenn die Ware beschädigt wird, mache ich euch persönlich dafür haftbar!"

Stöhnend und keuchend stemmen die Männer den schweren Wagen in die Höhe, während ein anderer den Splint aus der Achse hämmert und das zerbrochene Rad mühsam entfernt. Trotz der Kälte läuft ihnen der Schweiß in Strömen herab, und schon längst haben die Männer der Eskorte und die Gehilfen des Händlers ihre dicken Umhänge und teilweise sogar die Rüstungen abgelegt. Nur der feiste Händler, dessen Flüche über das Missgeschick und Schimpfkanonaden nicht enden wollen, hüllt sich fröstelnd in sein teures Gewand. In der Nacht hatte es den ersten Schnee gegeben. Die kleine Wagenkarawane war später als üblich aufgebrochen, und lieferte sich jetzt einen Wettlauf mit dem einbrechenden Winter, der den ohnehin schlechten Weg endgültig unpassierbar machen würde - bis hin zum nächsten Frühling. Zwei Tage mindestens dauert die Reise nach Rechem noch, wo der Winter aufgrund des Meerklimas weit milder verlief als hier im Inneren des Landes, und dies war schon der zweite Radwechsel! Der Karrenweg ist in grauenhaftem Zustand. Dies und die umgstürzten Bäume, die den Weg immer wieder versperrt hatten, wiesen deutlich darauf hin, dass diese Strecke kaum genutzt wurde. Doch der Händler befuhr diesen Weg nicht das erste Mal, und seine kostbare, pelzbesetzte Kleidung und die Eskorte, die sich nur reiche Händler leisten konnten, zeigen deutlich, dass das Risiko offenbar durch ein mehr als lohnendes Geschäft aufgewogen wird.

"Ihr Deppen! Gebt doch acht!" wettert der Händler, als den keuchenden Männern der schwere Wagen um eine Handbreit verrutscht und sich gefährlich zur Seite neigt. Polternd fallen die Reste des zerbrochenen Rades zu Boden. Der Händler lässt eine neuerliche Flut von Flüchen über die Köpfe der angestrengt arbeitenden Männer hinweggehen, ihre Ungeschicktheit und Dummheit beschimpfend und sie als faule Tölpel bezeichnend. Ergeben lassen die Männer die Beschimpfungen über sich ergehen, ohne sich groß an ihnen zu stören - immerhin zahlt der Händler einen guten Lohn, und dafür kann man auch schon mal ein paar derbe Worte in Kauf nehmen. Auch die Männer sehnen sich nach der Geborgenheit und den Annehmlichkeiten der Stadt, und arbeiten daher zügig und konzentriert - die Beschimpfungen ihres Arbeitgebers hören sie kaum noch. So entgeht ihnen das in einem Gurgeln abrupt abrechende Fluchen ebenso wie der sich nähernde bedrohliche Schatten.

"Zu - gleich!" rufen sie und wuchten den Wagen etwas höher, als das neue Rad auf die frisch gefette Achse aufgeschoben wird. Doch dann stürzen zwei Männer zugleich zu Boden, die dicht beieinander gestanden haben. Das Gewicht des Wagens wird für die verbliebenen zu groß, und ohne zu begreifen, was ihre Gefährten so unvermittelt gefällt haben mag, stemmen sie sich verzweifelt gegen das seitich nach vorn kippende Gefährt, ohne es jedoch halten zu können. Jetzt fluchen auch sie und fahren aufgebracht herum. Nur wenige kommen dazu, einen Schrei angesichts des bedrohlichen Schattens auszustoßen, der ihnen gegenübersteht. Die meisten der Männer fallen, ohne den Tod kommen zu sehen, und jene, die einen Blick auf ihren unheimlichen Mörder und seine funkelnde, geräuschlose und pfeilschnelle Klinge werfen können, sterben mit vor Entsetzen weit aufgrissenen Augen und einem in namenlosem Grauen erstarrten Gesicht...