Nach den Worten des Fremden wendet auch der Priester den Kopf. Tatsächlich ist dort, wo sie vor kurzem noch den Berg verlassen hatten, nichts als oberflächlich erodierter Fels zu erkennen.
"Es ist eigenartig." sagt der Priester, ohne sonderliches Interesse am Verschwinden des Tunnels oder dessen möglicher Bedeutung zu zeigen, "Ich sollte am Rande der Erschöpfung stehen. Doch seit jenen Vorgängen in der Kuppel fühle ich mich ungewohnt frisch und frei - als wäre in meinem Inneren eine Kraftreserve aktiviert worden, von der ich bis damals nichts wusste."
Der heilige Mann beobachtet wie gebannt eine entfernte Bergdohle, die im Gegenwind in der Luft zu stehen scheint, bevor sie in einem rasanten Abschwung in die Tiefe stürzt und seinen Blicken entschwindet.
"Sagt selbst - habt Ihr jemals etwas schöneres, etwas majestätischeres gesehen als die Sonne, die sich auf den schneebedeckten Gipfeln spiegelt und deren Licht wie flüssiges Gold die Flanken der Berge hinabrinnt? Was gäbe ich darum, dieses Bild im Glanze Undars sehen zu können! Könnt ihr Euch vorstellen, wie es im silbernen Mondlicht aussehen muss? Wie klein ist doch unsere Existenz neben einem solchen Anblick! Und doch ist dieser Ort unwirtlich wie kaum ein anderer, als würde er uns Sterblichen diese Erhabenheit neiden! Trotzdem - unser Aufenthalt hier fühlt sich richtig an! Ich glaube, wir sollen hier sein. Doch ich habe keine Ahnung, wozu ein solcher Ort gut sein mag! Hier gibt es nur Fels und Schnee, Wind und Kälte - und diesen Anblick, in dem sich die ganze Schönheit dieser Welt offenbart, und der eine Sehnsucht in meinem Herzen entfacht, die kein Ozean jemals zu löschen vermag! Soll es uns zeigen, wie wertvoll unsere Welt ist? Das wir behutsam mit ihr umgehen sollen, damit wir dieses einzigartige Juwel nicht durch Eigennutz und Gier der Zerstörung preisgeben?"
Der Priester schweigt kurz, bervor er stockend fortfährt:
"Dort im Berg, in jener Kuppel, als ich... Undars Kristall in meiner Hand hielt - ich sah einen Ort wie diesen, und silbernes Licht trug mich von diesem Ort nach Andúneth... Da kannte ich unser Ziel, das mir Undar offenbart hatte. Doch der Weg dorthin schien mir endlos..."