„Was da genau passiert ist ...“, beginnt Lurekar nachdenklich, um dann mit den Schultern zu zucken, „Ich weiß es nicht. Das Stück heißt 'Über Land und Meer', und eigentlich kreisen über den Türmen der Burg Möwen, denen der Blick dann auf die Weite des Ozeans folgt, zu den purpurnen Segeln der 'Josephina' unter Kapitän Tarrak.“. Als niemand auf diese Bemerkung reagiert, fügt er lächelnd hinzu: „Dem schnellsten und berühmtesten Schiff an der Westküste.“
Gedankenverloren reibt sich der Schwarzgekleidete das graue Kinn, an dem spärlich ein paar Bartstoppeln sprießen. „Die Burg habe ich irgendwann einmal gesehen, aber ich weiß ihren Namen nicht mehr. Vielleicht liegt es nur daran, dass meine Erinnerung zu trüb geworden ist. Die Bilder, welche die Musik entstehen lässt, sind schwer zu fassen. Der Musiker kann sie anregen, aber vermittelt werden sie durch die Bända, und der Zuhörer erlebt sie subjektiv.“
Lurekar atmet einmal tief durch: „Es ist schwer zu erklären und schwer zu verstehen. Ich habe schon oft darüber gesprochen, aber ich bin nicht sicher, ob meine eigene Vorstellung davon überhaupt richtig ist. Ich als Musiker gebe den Rahmen des Bildes vor. Die Bända füllt diesen Rahmen aus, indem sie Erinnerungen und Gefühle der Zuhörer anregt. Die spielenden Kinder etwa werden von den Zuhörern ganz unterschiedlich wahrgenommen, und es ist schwer, sie genau zu beschreiben – welche Kleidung sie tragen, wie sie aussehen – einfach, weil ich das offen lasse. Von der Burg dagegen habe ich ein festeres Bild ... aber dieser einzelne Turm? Ich kann mich auch jetzt nicht daran erinnern, ihn wirklich einmal gesehen zu haben.“
Mit ratlosem Blick sieht Lurekar in die Runde. „Es mag sein, dass die Bända aus irgendeinem Grund erschrocken ist. Ihre Sprache nimmt Eure Erinnerungen auf. Was sie da entdeckt haben könnte, dürftet Ihr selbst am besten wissen ... es müsste wahrlich schon ein finsteres Geheimnis gewesen sein.“. Plötzlich zuckt der grauhäutige Mann zusammen. „Oder ... ich ... ich hoffe, es liegt nicht daran, dass ich das Mal der Dämonin trage!?“. Zitternd senkt er den Kopf, schlägt die Hände vors Gesicht und atmet schwer.