Big Claw blickt auf.
„Gerne erzähle ich euch eine Geschichte aus meiner Heimat. Mit Drachen kann ich allerdings nicht konkurrieren. Nicht, dass wir keine kennen würden. Aber, wie auch in Glance’s Heimat, haben wir selbst keine Kontakte zu ihnen. Das ist besonderen Elfen vorbehalten und diese leben weit außerhalb unserer Städte und Siedlungen und kommen nur äußerst selten zu uns. Übrigens vielen Dank für das Essen, Lurekar.“
Die Elfe sieht in die Runde.
„Lasst mich überlegen. Es gibt eine interessante Geschichte, sie ist in den alten Büchern niedergeschrieben. Es geschah im Königreich meines Vaters, aber lange bevor er geboren wurde. Ihr müsst wissen, dass wir vier Götter und vier Göttinnen haben. Nun wollte der Vorfahr meines Vaters einen Tempel für sie bauen. Es sollte ein sehr großer Tempel werden, in dem alle Götter ihren Platz haben sollten. Der Plan sah einen achteckigen Bau vor, in dem acht kleine Tempel entstehen sollten, sodass jeder Gott und jede Göttin einen eigenen Bereich bekommen sollte und die Gläubigen nicht zu weite Wege gehen mussten, um Allen zu huldigen. Der Hohepriester wurde bei dem Bauplan um seine Meinung gefragt. Er fand ihn sehr gut, bat sich aber aus, den Göttern die kleinen Tempel zuzuweisen. Der Urahn meines Vaters war damit einverstanden. Der Hohepriester legte sich also den Plan auf seinen Tisch und überlegte, welchen Tempel er welcher Gottheit zuweisen sollte. Er kam zu dem Schluss, dass Alle harmonieren müssten. Also sollte Nestaid, die Göttin des Heilens, den ersten Tempel erhalten; den zweiten wollte er Gwelwena, der Göttin der Luft, geben; der dritte für Caeri, den Gott der Erde; den vierten Tempel bestimmte er für Eryne, die Göttin des Waldes; für Gelason, den Gott der Pflanzen, wählte er den fünften Tempel aus; Levanur, Gott der Tiere, sollte in den sechsten Tempel einziehen; in dem siebten sollte Nenju, die Göttin des Wassers angebetet werden können und Nauron, der Gott des Feuers, im achten und letzten Tempel. Die Mitte des großen Tempelbaus war für die Priesterschaft vorgesehen. Dies Alles zeichnete der Hohepriester in den Bauplan ein und zufrieden mit seiner Anordnung ging er schlafen. Am nächsten Morgen wollte er sein Werk dem König zeigen und als dieser kam und auf den Plan sah, waren alle Namen der Götter weg. Der Hohepriester erblasste und konnte nicht fassen was er da sah. Er entschuldigte sich tausendmal bei seinem König und versprach, den Plan neu zu beschriften. Bis er dazu kam, war es wieder Abend geworden, aber, da er sein Versprechen halten wollte, machte er sich an die Arbeit. Der nächste Morgen kam und wieder waren auf dem Plan keine Namen. Und so ging es ein paar Tage lang. Der Hohepriester fand zunächst keine Erklärung dafür. Er fing an, die alten Bücher und Aufzeichnungen zu studieren und fand endlich eine Schriftrolle, auf welcher das gleiche Ereignis verzeichnet war. Was er da las, konnte er zuerst nicht glauben. Dennoch schien es wahr zu sein, da es ihm ja auch passiert war. Er ließ den König wieder kommen und erklärte etwas verlegen die Situation.
„Eure Majestät es scheint so, dass die Götter nicht mit meiner Reihenfolge einverstanden sind. Seht, in dieser Aufzeichnung hat sich das Gleiche abgespielt und die Götter haben anscheinend eingegriffen. Ich denke, es ist das Beste, wenn ich die Anordnung nach dieser alten Schrift vornehme.“
Der König, übrigens ein sehr weiser und gütiger König, lächelte und nickte nur.
Der Hohepriester ging rasch ans Werk und als er am nächsten Morgen nach dem Plan sah, waren seine Eintragungen noch da. Erleichtert, nun endlich das Richtige getan zu haben, brachte er den Plan zum König und dieser übergab ihn seinem Baumeister. Der große Tempel wurde genauso gebaut und die Götter bekamen ihre selbst bestimmten Tempel. Sie waren so zufrieden, dass sie dem Königreich immer sehr zugetan waren und dort nie Not, Krankheit oder gar Krieg herrschten.“
Etwas außer Atem hält die Elfe inne und blickt auf ihre Hände.