Staunend sieht der junge Wachsoldat mit an, wie der Elf den Sturz weitgehend unbeschadet übersteht. Aufgeregt fährt er sich über die Stirn. Jetzt ist es also doch so weit gekommen. Die Sicherheit der ganzen Stadt ruht auf seinen Schultern.
Erst hatte er sich noch geärgert, dass ausgerechnet er hier postiert worden war, nur weil die Fischer etwas von einem Elfen erzählt hatten, der für den Mord am Leuchtturmwärter verantwortlich sein könnte. Natürlich konnte man bei Elfen und ihren Zauberkünsten nie vorsichtig genug sein, doch das versprach ein langweiliger, ereignisloser Tag zu werden. Schließlich war es recht unwahrscheinlich, dass ein elfischer Mörder ausgerechnet in der Stadt Zuflucht suchen würde und nicht in den Wäldern.
Aber jetzt muss er sich eingestehen, dass es wohl weise Voraussicht seines Vorgesetzten war, ausnahmsweise jemanden hierhin zu beordern. Dieser dreiste Kerl dort wagt sich tatsächlich noch vor Anbruch der Nacht in die Stadt – sicher, um weitere Morde zu begehen. Ganz offensichtlich besitzt er erhebliche Zauberkräfte, es ist also äußerste Vorsicht geboten. Es genügt allerdings nicht, zum nächsten Posten zu rennen und Alarm zu geben. Bis Verstärkung eintrifft, ist der Elf, obwohl er humpelt, zweifellos längst verschwunden. Alles kommt jetzt auf ihn selbst an.
Dennoch zögert er. Was kann er den Zauberkräften eines Elfen schon entgegensetzen? Nein – er schiebt den Gedanken beiseite. Seine geliebte Rosalie könnte das nächste Opfer dieses Mörders sein! Und wie sie ihn bewundern wird, wenn er es ist, der den Elfen dingfest macht! Er ist es der ganzen Stadt schuldig. Er muss jetzt heldenmutig sein, und wenn es sein Leben kostet. Entschlossen verlässt er die armselige Baracke, die zwei Hütten von den Felsen entfernt steht, und hebt seine Armbrust. „Halt, Elf!“, ruft er mit fester Stimme, „Im Namen des Herzogs, Ihr seid verhaftet! Lasst Eure Waffen fallen und kommt mit erhobenen Händen auf mich zu! Wenn Ihr anfangt zu zaubern, schieße ich!“
Last edited by Lurker; 15/09/05 06:46 PM.