"Ja, einverstanden", antwortet Glance, und fährt dann in elfischer Sprache fort, "Uns die Hürden der Grammatik durch Überwindung der elfischen Sprache die Zeit üben vertreiben". Und als Lurekar ihn irritiert anschaut, ergänzt er, "Ihr seid doch Musiker - die elfische Sprache hat ihre eigene Melodie; wenn ihr sie einmal erfasst habt, wird es euch leichter fallen die Worte richtig zu ordnen. Wir werden uns die Zeit vertreiben, durch Üben die Hürden der Grammatik der elfischen Sprache zu überwinden, sagte ich - hört ihr den Unterschied? Euer Bemühen die elfische Sprache zu beherrschen, ehrt euch - wenige Menschen tun das, obwohl viele Begriffe ihrer jungen Sprache dem alten Elfischen entlehnt sind, ohne dass sie sich dessen bewußt sind. Wobei auch die Sprachen der Elfen sich verändert haben im Laufe der Zeit". Er schüttelt den Kopf. "Lasst uns Aufbrechen, bevor ich noch mehr wie mein alter Lehrer schwafele..."
Tork Emada lauscht Jambonds Bericht über den Zwischenfall am Hafen.
"Ihr seid sicher, dass der Blitz ohne sichtbare Beschwörung hervorgerufen wurde?"
"Ja, Meister Emada", antwortet Jambond geduldig.
"Und diese anderen, die angriffen? Wer waren die?"
"Kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Aber auf jeden Fall haben sie keine Skrupel gegenüber der Obrigkeit der Stadt - der Pfeil auf den Wachmann war sicher tödlich gemeint - nur dass der Schütze durch's Glas des Fensters schoss, rettete der Wache das Leben. Den Elfen hingegen wollten sie offensichtlich lebend, da sie nur ein Wurfholz verwandten".
"Wo ist die Wache jetzt?"
"Bei unseren Heilern - ich habe ihnen gesagt, sie sollen ihn eine Weile schlafen legen. Er faselte etwas von 'das war der elfische Bogenschütze vom Turm' - Ich weiß nicht, was er meinte, aber der Pfeil in seiner Schulter war kein Elfenpfeil, soviel ist klar".
"Gut gemacht, Jambond - wir werden der Stadtwache eine Mitteilung über den Verbleib ihres Mannes machen müssen, sonst werden sie ihn suchen, und Unruhe verbreiten. Erledigt das, aber diskret". Mit eine Handbewegung verabschiedet er Jambond.
Grübelnd sitzt Tork an seinem Schreibpult und blättert gedankenversunken in dem Bericht, den Paparazz ihm über Lodoss zusammengestellt hatte. Dieser Halbelf scheint der Abkömmling von Legenden seiner Heimat zu sein. Aber wenig von der 'verlorenen' Insel - oder war die Übersetzung nicht eher 'verflucht'? - war auf das Festland gedrungen. Als dieser Glance mit dem Hohepriester sprach, war Tork nicht entgangen, dass er nicht alles erzählt hatte. Seine Aufmachung als Mensch war recht gut - Tork ist ziemlich sicher, dass der Hohepriester in seiner arroganten Ignoranz sie nicht durchschaut hat - ihm selbst verrieten Körperbau und -haltung, und die feingeschnittenen Gesichtszüge das elfische Blut; trotz der Narbe und des Bartes erschien er als männliches Ebenbild der ihn begleitenden Elfenprinzessin. Schon da war ihm die seltsame Lanze aufgefallen, die der Elfmensch bemüht unauffällig nicht aus der Hand legen wollte. Nach Jambonds Bericht nunmehr offensichtlich ein magisches Artefakt.
Die Energiewelle war die Diskussion der letzten Tage gewesen - sicher auch bei den Magiern in der Akademie. Die Berichte über umherziehende Dämonen hatten sich gehäuft in letzter Zeit, ebenso wie die über Vermisste. Und auch er kann spüren, dass sich etwas verändert hat, ohne sagen zu können was genau. Aber jegliche Veränderung im Machtgefüge berührt seine Interessensphäre. Er will, ja muß, diese Veränderung erfassen, wenn möglich kontrollieren, seine Stellung festigen. Tork hat nicht den Ehrgeiz ein religiöser Führer zu werden, der Streit um die Dogmen innerhalb der Priesterschaft sind ihm ziemlich gleichgültig. Seine Macht kommt aus anderen Quellen, seine Macht ist Wissen - das Wissen über die Priester, die Menschen, und dem was Andere fürchten, dass er wissen könnte. Er lächelt zynisch - letzteres ist seine Stärke.
Jambond kommt wieder herein. Irritiert blickt Tork hoch.
"Da ist ein Bote mit einer persönlichen Nachricht für euch, Meister Emada".
Tork nickt, und winkt zustimmend. Ein Mensch tritt herein, der Tork bekannt vorkommt. Richtig, der Mann tritt als Händler auf, aber er hat ihn schon länger im Verdacht ein Bote Finladrís', des Botschafter von Andúneth, zu sein.
"Was wünscht ihr?" fragt er.
Der Mann blickt bedeutungsvoll auf Jambond. "Ihr könnt' offen sprechen", sagt Tork, "Er hat mein volles Vertrauen".
"Nun, meines nicht", antwortet der Mann, "Und ich bin beauftragt die Nachricht nur euch persönlich zu überbringen - Was ihr dann damit macht, ist nicht mein Problem".
Mit einer Handbewegung entlässt Tork Jambond, wohl wissend, dass dieser sich im Hintergrund bereithalten würde. "Also, was möchte der Botschafter mir mitteilen?"
"Botschafter?" fragt der Mann unschuldig lächelnd, "Keine Ahnung, was ihr meint. Meine Nachricht ist von Glance Parnsson, der erfahren hat, dass ihr ihn sprechen wollt. Er und einer seiner Gefährten sind bereit sich mit euch am Nordende des Strandes zu treffen, in etwa eineinhalb Stunden, von jetzt an gerechnet".
"Irgendwelche Bedingungen?" fragt Tork scharf.
"Nein, es wurden mir keine genannt", antwortet der Mann.
Das überrascht Tork Emada. "Leichtsinn, Selbstüberschätzung, oder Selbstbewußtsein?", fragt er sich. "Haben die keine Ahnung, was ich in einer Stunde auf die Beine stellen könnte?" Aber dann sagt er sich, dass ja offensichtlich Magiebegabte in der Gruppe sind, von der nicht einmal genau weiss wie groß sie eigentlich ist. Und selbst wenn er ein paar zaubermächtige Priester mitnimmt - ein Magiegefecht innerhalb der Stadt, in der jetzigen Lage?
Tork wägt die Risiken. Aber er will, ja muss, mehr erfahren über diese seltsame Gruppe mit den unbekannten Fähigkeiten - und über ihre Absichten.
"Es ist gut", antwortet er dem Mann, "Ich werde kommen - mit ebenfalls einer Person".