Larian Banner: Baldur's Gate Patch 9
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#211027 05/11/05 03:36 PM
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"Daß du im Wasser beinahe umgekommen bist," beginnt das Einhorn, "war ... die Menschen würden es einen 'unglücklichen Zufall' nennen. Auch die mächtigsten Wesen können manchmal von Zufällen überrascht werden.

Was passiert ist, sollte nicht passieren - von dem Punkt aus gesehen bin ich froh, dich gesund und munter wiederzusehen !

Das Wasser entstammte einem ungewöhnlichen Ort. Ich kann nicht auszuschließen, daß dieses Wasser beeinflußt war, und dich deshalb 'nicht mochte', so könnte ich es vielleicht formulieren.

Ich kenne die genauen Umstände nicht, daher bleibt mir ein Urteil versagt. Ich müßte mir das ganze Erlebnis von allen daran Beteiligten erzählen lassen. Ich könnte den Geist von Alrik und von Stone fragen, aber dies tue ich nicht, weil mir die Göttin Respekt vor allem Lebendigen Wesen aufgetragen hat. Dies ist kein Notfall.

Einige von uns sagen, daß es keine Zufälle gibt. Ich selbst habe zu lange in der Gesellschaft von Menschen zugebracht, als daß ich mir sicher sein könnte, daß es tatsächlich 'Zufälle' gibt, oder nicht. Sie überraschen mich immer wieder auf's Neue !"

Das Einhorn scharrt kurz mit einem Bein auf dem Boden. Es denkt nach. Die beiden Katzen haben sich in die Nähe und Wärme des Feuers zusammengekuschelt.

"Du kannst das feuchte Element als deinen Freund betrachten, wenn du möchtest. Das geht. Es ist aber für ein Wesen, das so sehr dem Feuer nahesteht, wie du, schwieriger zu befreunden, als einem Wasserwesen. Das heißt nicht, daß du ein Wasserwesen werden mußt, um mit dem Wasser umgehen zu können. Versenke dich einfach in die Feuchtigkeit, die es immer und überall gibt, und du wirst lernen. Regen, Schnee, die Gischt der Wellen ... Oder auch die Getränke, die die ungeflügelten zu sich nehmen. Nur paß auf, daß du nicht zuviel Schabernack damit treibst !" Das Einhorn sendet Wellen der Belustigung zu Lu hinüber.

Dann wird es wieder ernster. "Mit dem Feuer kannst du schon gut umgehen. Mach weiter so, aber paß auf, daß du die Ungeflügelten nicht verbrennst ! Sie sind sehr empfindlich bei Feuer !"

Dann denkt das Einhorn noch einmal kurz nach, und erwiedert dann :

"Wohin die Reise gehen wird, oder wie lange sie dauern wird, ist für mich nicht von belang. Meine Aufgabe ist eine andere, und ich wurde dafür von der Göttin hierher gesandt, um Alrik" - damit nickt das Einhorn kurz zu ihm hinüber - "zu helfen. Ich möchte in dieser Sache nicht in die Zukunft sehen, da dies meine Kraft beansprucht, die bald woanders gebraucht wird. Dir jedoch kann ich mitgeben, daß du auf dich aufpassen sollst - und auf deine Gefährten. Je besser ihr zusammenarbeitet, desto besser werdet ihr eure Aufgabe überstehen - was auch immer es sein mag.
Was den Reisenden angeht, so kann ich ihn nicht spüren - was wahrscheinlich bedeutet, daß er ziemlich weit weg von hier ist. Den Priester, von dem du sprichst, kann ich auch nicht spüren - zumindest nicht in der nächsten Nähe."

Das Einhorn und das Pferd tauschen einige Fragen und Antworten aus, dann schließt das Einhorn seine Rede ab : "Wenn ihr hier übernachtet, kann ich noch diese Nacht bei euch bleiben. So oder so muß ich spätestens in der Frühe wieder weiter - eine weitere Aufgabe wartet auf mich. Es tat gut, bei euch zu sein."


When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it.
--Dilbert cartoon

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#211028 05/11/05 05:07 PM
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Lu hat dem Einhorn nachdenklich zugehört. Ja, es stimmt, das Wasser, in das er nach dem Heilen des Siegels gefallen war, war anders gewesen als alle anderen. Er würde sein Bestes geben, um seine Ängste zu bekämpfen - und um auf seine Gefährten zu achten, und dies nicht nur, um dem Wunsch des Einhorns nachzukommen!

Vorsichtig nähert er sich den beiden Katzen und lockt sie. Dankbare Wärme durchströmt ihn, als sich die beiden an ihn schmiegen und vorsichtig - ganz vorsichtig! von ihm kraulen lassen. Er muss an Fenia und ihr trauriges Ende denken. Obwohl - war es nicht vielleicht nur in seinen Gedanken traurig? Wie konnte er sich wünschen, sie möge noch leben, wenn für sie selbst der Tod doch eine Erlösung gewesen war?

"Und wie geht es nun weiter?", fragt er in die Runde.

#211029 05/11/05 05:35 PM
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"Ich denke wir sollten die Nacht hier zuende bringen, morgen werden wir schon einen Weg in die Stadt finden. Wenn ihr Alrik ungehinder in die Stadt kommt dann ist es vielleicht möglich das ihr diesen Feldwebel Dranner aufsucht. Vielleicht kennt er eine möglichkeit in die Stadt zu gelangen."


Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile(Aristoteles)
Aber wenn man das einzelne nicht mehr beachtet, hat das ganze keinen Sinn mehr (Stone)
#211030 06/11/05 02:07 PM
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Während sich die Tiere langsam um das Feuer herum legen, macht sich Alrik Gedanken dazu. „Es wäre mir persönlich auch lieber, die Nacht über hier bleiben zu können.

Nur : Wie finden wir den Feldwebel Dranner ? Wo könnte er sich aufhalten ? Ich kann mich jetzt nicht an eine Kaserne erinnern. Obwohl ... die Wachleute an den Toren müssen ja auch schließlich irgendwo wohnen können ...“

Auch Alrik setzt sich langsam ans Feuer. „Ich bleibe hier. Morgen überlegen wir uns, wie wir vorgehen. Vielleicht könnten wir ja die Wachen am Tor ablenken, während ich hineinschlüpfe. Ein vor dem Tor vorbeilaufendes Einhorn dürfte kein alltäglicher Anblick sein ...“ Alrik lächelt, während er über die Möglichkeit nachdenkt, „aber auf der anderen Seite könnte gerade dies für Aufregung sorgen ...“ „Darüber mache ich mir morgen Gedanken“ erwiedert das Einhorn fest, und lädt Big Claw und Stone ein, sich ebenfalls niederzulassen. „Kommt und verbringt die Nacht mit uns am Feuer ! Es wird diese Nacht keinen besseren Schutz und tieferen Frieden für euch geben !“



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#211031 07/11/05 12:39 PM
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"Ja, einverstanden", antwortet Glance, und fährt dann in elfischer Sprache fort, "Uns die Hürden der Grammatik durch Überwindung der elfischen Sprache die Zeit üben vertreiben". Und als Lurekar ihn irritiert anschaut, ergänzt er, "Ihr seid doch Musiker - die elfische Sprache hat ihre eigene Melodie; wenn ihr sie einmal erfasst habt, wird es euch leichter fallen die Worte richtig zu ordnen. Wir werden uns die Zeit vertreiben, durch Üben die Hürden der Grammatik der elfischen Sprache zu überwinden, sagte ich - hört ihr den Unterschied? Euer Bemühen die elfische Sprache zu beherrschen, ehrt euch - wenige Menschen tun das, obwohl viele Begriffe ihrer jungen Sprache dem alten Elfischen entlehnt sind, ohne dass sie sich dessen bewußt sind. Wobei auch die Sprachen der Elfen sich verändert haben im Laufe der Zeit". Er schüttelt den Kopf. "Lasst uns Aufbrechen, bevor ich noch mehr wie mein alter Lehrer schwafele..."



Tork Emada lauscht Jambonds Bericht über den Zwischenfall am Hafen.

"Ihr seid sicher, dass der Blitz ohne sichtbare Beschwörung hervorgerufen wurde?"

"Ja, Meister Emada", antwortet Jambond geduldig.

"Und diese anderen, die angriffen? Wer waren die?"

"Kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Aber auf jeden Fall haben sie keine Skrupel gegenüber der Obrigkeit der Stadt - der Pfeil auf den Wachmann war sicher tödlich gemeint - nur dass der Schütze durch's Glas des Fensters schoss, rettete der Wache das Leben. Den Elfen hingegen wollten sie offensichtlich lebend, da sie nur ein Wurfholz verwandten".

"Wo ist die Wache jetzt?"

"Bei unseren Heilern - ich habe ihnen gesagt, sie sollen ihn eine Weile schlafen legen. Er faselte etwas von 'das war der elfische Bogenschütze vom Turm' - Ich weiß nicht, was er meinte, aber der Pfeil in seiner Schulter war kein Elfenpfeil, soviel ist klar".

"Gut gemacht, Jambond - wir werden der Stadtwache eine Mitteilung über den Verbleib ihres Mannes machen müssen, sonst werden sie ihn suchen, und Unruhe verbreiten. Erledigt das, aber diskret". Mit eine Handbewegung verabschiedet er Jambond.

Grübelnd sitzt Tork an seinem Schreibpult und blättert gedankenversunken in dem Bericht, den Paparazz ihm über Lodoss zusammengestellt hatte. Dieser Halbelf scheint der Abkömmling von Legenden seiner Heimat zu sein. Aber wenig von der 'verlorenen' Insel - oder war die Übersetzung nicht eher 'verflucht'? - war auf das Festland gedrungen. Als dieser Glance mit dem Hohepriester sprach, war Tork nicht entgangen, dass er nicht alles erzählt hatte. Seine Aufmachung als Mensch war recht gut - Tork ist ziemlich sicher, dass der Hohepriester in seiner arroganten Ignoranz sie nicht durchschaut hat - ihm selbst verrieten Körperbau und -haltung, und die feingeschnittenen Gesichtszüge das elfische Blut; trotz der Narbe und des Bartes erschien er als männliches Ebenbild der ihn begleitenden Elfenprinzessin. Schon da war ihm die seltsame Lanze aufgefallen, die der Elfmensch bemüht unauffällig nicht aus der Hand legen wollte. Nach Jambonds Bericht nunmehr offensichtlich ein magisches Artefakt.

Die Energiewelle war die Diskussion der letzten Tage gewesen - sicher auch bei den Magiern in der Akademie. Die Berichte über umherziehende Dämonen hatten sich gehäuft in letzter Zeit, ebenso wie die über Vermisste. Und auch er kann spüren, dass sich etwas verändert hat, ohne sagen zu können was genau. Aber jegliche Veränderung im Machtgefüge berührt seine Interessensphäre. Er will, ja muß, diese Veränderung erfassen, wenn möglich kontrollieren, seine Stellung festigen. Tork hat nicht den Ehrgeiz ein religiöser Führer zu werden, der Streit um die Dogmen innerhalb der Priesterschaft sind ihm ziemlich gleichgültig. Seine Macht kommt aus anderen Quellen, seine Macht ist Wissen - das Wissen über die Priester, die Menschen, und dem was Andere fürchten, dass er wissen könnte. Er lächelt zynisch - letzteres ist seine Stärke.

Jambond kommt wieder herein. Irritiert blickt Tork hoch.

"Da ist ein Bote mit einer persönlichen Nachricht für euch, Meister Emada".

Tork nickt, und winkt zustimmend. Ein Mensch tritt herein, der Tork bekannt vorkommt. Richtig, der Mann tritt als Händler auf, aber er hat ihn schon länger im Verdacht ein Bote Finladrís', des Botschafter von Andúneth, zu sein.

"Was wünscht ihr?" fragt er.

Der Mann blickt bedeutungsvoll auf Jambond. "Ihr könnt' offen sprechen", sagt Tork, "Er hat mein volles Vertrauen".

"Nun, meines nicht", antwortet der Mann, "Und ich bin beauftragt die Nachricht nur euch persönlich zu überbringen - Was ihr dann damit macht, ist nicht mein Problem".

Mit einer Handbewegung entlässt Tork Jambond, wohl wissend, dass dieser sich im Hintergrund bereithalten würde. "Also, was möchte der Botschafter mir mitteilen?"

"Botschafter?" fragt der Mann unschuldig lächelnd, "Keine Ahnung, was ihr meint. Meine Nachricht ist von Glance Parnsson, der erfahren hat, dass ihr ihn sprechen wollt. Er und einer seiner Gefährten sind bereit sich mit euch am Nordende des Strandes zu treffen, in etwa eineinhalb Stunden, von jetzt an gerechnet".

"Irgendwelche Bedingungen?" fragt Tork scharf.

"Nein, es wurden mir keine genannt", antwortet der Mann.

Das überrascht Tork Emada. "Leichtsinn, Selbstüberschätzung, oder Selbstbewußtsein?", fragt er sich. "Haben die keine Ahnung, was ich in einer Stunde auf die Beine stellen könnte?" Aber dann sagt er sich, dass ja offensichtlich Magiebegabte in der Gruppe sind, von der nicht einmal genau weiss wie groß sie eigentlich ist. Und selbst wenn er ein paar zaubermächtige Priester mitnimmt - ein Magiegefecht innerhalb der Stadt, in der jetzigen Lage?
Tork wägt die Risiken. Aber er will, ja muss, mehr erfahren über diese seltsame Gruppe mit den unbekannten Fähigkeiten - und über ihre Absichten.

"Es ist gut", antwortet er dem Mann, "Ich werde kommen - mit ebenfalls einer Person".



In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211032 09/11/05 01:55 PM
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Leise knirschend stösst der Bug des Bootes in den Sand. Wie zwei Schatten schwingen sich Lurekar und Glance von Bord - das Boot stösst sofort ab und fährt zurück. Earendur hatte angeboten, dass es sich mit ein paar Mann besetzt in der Nähe bereit hält, aber Glance hatte abgelehnt. "Keine Eskalation - und keine offensichtliche Einmischung der Elfen aus Andúneth", hatte er Earendur geantwortet, "Wir sind froh über eure Unterstützung, und darüber mit euch etwas in der Hinterhand zu haben, aber vordergründig sollten wir nur unsere Gruppe auftreten lassen - von der keine Partei in der Stadt bisher weiss, wie groß sie wirklich ist, und welche Mächte sie unterstützen". Dann hatten sie noch Lichtsignale vereinbart für Torks Antwort, und falls Glance und Lurekar etwas zustiesse.

Praktisch lautlos bewegen sie sich über den Strand, wie Glance in Bezug auf Lurekar anerkennend bemerkt. "Dieser Schauspieler hat Talente, die weit über das für die Bühne Notwendige hinausgehen", denkt Glance, "Er ist wohl mehr als 'nur' Schauspieler". Durch Lurekars dunklen Umhang und Glances Tarncape fast unsichtbar, hocken sie sich zwischen die Felsen am Fusse des Vorgebirges.

"Es ist alles ruhig", flüstert Glance, "keine Auren zu spüren, außer den Krabben am Strand".


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#211033 09/11/05 02:59 PM
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Gerne kommt die Elfe der Aufforderung des Einhorns nach. So hat sie die Gelegenheit diesem wunderbaren Geschöpf näher zu sein. Im Stillen seufzt sie, es würde wieder eine ungemütliche Nacht werden, aber wenigstens musste sie diesmal keine Wache halten. Noch ehe sie die Gelegenheit hat, sich intensiver mit dem Einhorn zu beschäftigen, ist sie eingeschlafen.

*Mutter, Mutter bist du es? Wie kommst du hierher?*
*Ja meine Tochter, ich bin es. Wie ich hierher komme? Nun, ich kann mit dir im Traum Verbindung aufnehmen. Erschrick jetzt nicht, du kannst nicht wissen, dass ich diese Fähigkeit und noch viele mehr, besitze. Hör mir gut zu, mein Kind. Ich habe dir auch nicht alles über meine wahre Abstammung erzählt. Ich dachte immer, die Zeit ist noch nicht reif und jetzt muss ich betrübt sehen, dass dies ein großer Irrtum war. Aber bis jetzt scheinst du gut zurande gekommen zu sein.*
*Mutter, was erzählst du da? Was bedeutet das alles?* *Höre mir einfach nur zu, dann wirst du verstehen.*

Unruhig wälzt sich Big Claw auf dem Waldboden hin und her.

*Mein Kind, dein Vater und ich haben dir nie ganze Wahrheit über meine wirkliche Abstammung erzählt. Meine Mutter ist eine hohen Priesterin, mein Vater ein hoher Priester. Darum besitze ich Fähigkeiten, die weit über die der hohen Elfen hinausgehen und du hast diese Fähigkeiten geerbt. Du bist sogar zu noch mehr fähig als ich es bin. Ich habe dich ab und zu beobachtet und weiß also, dass Du deine Sache bis jetzt sehr gut gemacht hast.*
*Aber, aber wieso hast du nie mit mir darüber gesprochen? Zeit war doch genug.*
*Natürlich, aber ich dachte immer, du seiest noch zu jung. Das Böse ist viel zu früh erwacht und so musste ich dich losziehen lassen ohne mich dir erklären zu können. Ich kann dir aber jetzt noch einiges Wissen mit auf deinen weiteren Weg geben. Schlaf einfach weiter und morgen früh wirst du merken, dass du kräftiger in deinem Geist geworden bist. Du wirst deine Fähigkeiten stärker empfinden und einige Neue werden sich zeigen, wenn es soweit ist. Und nun schlafe weiter, meine geliebte Tochter.*

Seufzend dreht sich die Elfe auf die Seite, „Mutter……“ und fällt in einen tiefen Schlaf.

Auch in ihrem tiefen Schlaf übermittelt Big Claw, in einem weiteren Traum, ihrer Mutter die Siegelheilung des Tempels und all die Dinge, die bisher passiert sind und die die Mutter nicht beobachtet hat.

*Meine Tochter, du und deine Gefährten haben schon vieles vollbracht, aber es steht euch auch noch ein schwerer Weg bevor. Das Böse ist frei und es wird nicht leicht sein, es zu besiegen.* *Mutter weißt du etwas über den Verbleib des Reisenden und des Priesters? Wir wissen nicht, ob sie noch am Leben sind.* *Nein, ich weiß es nicht. Selbst unsere Hohe Priesterin Raigan kann mir keine Auskunft geben. Ihr werdet irgendwann erfahren, ob sie noch am Leben sind. Auch was mit Rashida, der heiligen Streiterin Undars, ist, kann ich dir nicht beantworten. Aber ich bin sicher, eines Tages, eines entscheidenden Tages, werdet ihr sie wiedersehen. Und nun schlafe weiter.*


Genieße Dein Leben ständig, denn Du bist länger tot als lebendig.
#211034 09/11/05 07:05 PM
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„Von der Übung des Mundes wird das Geschenk der Aufmerksamkeit verwehrt dieser Zeit, da sich Schatten der Gefahr schleichen um unsere Wohnstellen.“, flüstert Lurekar Glance auf Elfisch zu, „Eine andere Zeit will gewiss nicht derart nagen an unseren Gedanken.“. Trotz der ausgefallenen Wortwahl versteht der Halbelf und nickt – dies ist nicht der richtige Augenblick für Nachhilfestunden in elfischer Sprache. Sie müssen wachsam bleiben.

Immer wieder lässt Glance seine Sinne in die Umgebung schweifen. Wolken bedecken den Himmel, und am Strand ist es nahezu stockfinster. Nur selten durchbricht ein Geräusch von den Hütten und Häusern der Stadt das monotone Plätschern der Wellen. Lurekar schlägt einige Kennwörter vor, mit denen sie sich auf mögliche Vorgehensweisen beim Gespräch mit Emada einigen, ohne dass währenddessen auffällige Absprachen nötig werden sollten. Der grauhäutige Mann erklärt, dass er sich eventuell als Magier ausgeben wird und sich lieber selbst vorstellen möchte. Dann zieht er drei winzige Beutel aus einer Innentasche seiner Kleidung, öffnet sie und taucht die Fingerkuppen des linken Daumens, Zeigefingers und Mittelfingers hinein. „Sternpulver.“, meint er nur zu Glance, „Eine überaus seltene Kostbarkeit, die zumindest im Westen lediglich bei einer einzigen Quelle zu bekommen ist. Für den Jahrmarkt viel zu teuer, aber genau das Richtige für ... besondere Gelegenheiten.“

Nach einer ganzen Weile leuchtet von See her im vereinbarten Rhythmus ein Licht auf. Tork Emada hat die Einladung angenommen und wird sich mit einem Begleiter an den Strand begeben. Die beiden Männer bei den Felsen blicken in angespannter Stille zur Stadt hinüber.

#211035 10/11/05 12:16 PM
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Langgezogen liegt der einsame Strand unterhalb des Vorgebirges. Tork Emada blickt sich um, und bedeutet Jambond kurz anzuhalten. "Der Mond ist von Wolken verhüllt, es ist kaum etwas zu sehen".

"Ich habe eine Laterne dabei, Meister Emada", antwortet Jambond.

"Gut", sagt Emada, "das ist besser als wenn ich einen Leuchtzauber wirke. Zündet sie an, aber verbergt sie noch unter eurem Mantel, damit wir nicht von Weitem gesehen werden. Außerdem werde ich diesem Elfen noch eine Überraschung bereiten indem ich einen Zauber wirke, der unsere Auren verbirgt".

Jambond zieht erstaunt die Augenbrauen hoch. "Ich wussste nicht, dass so was zu den Fähigkeiten der Priester gehört. Bis jetzt sind mir nur Adepten der Magie begegnet, die das beherrschten - und auch dort eher die der dunkleren Seite". Er entzündet die Laterne und deckt sie sogleich mit seinem Mantel ab.

"Nun ja", meint Emada, während er den Zauber wirkt, "In meiner Position kann man sich nicht auf die reine Lehre beschränken, sondern muß von seinen Feinden lernen - und es gibt keine besseren Tarnkünstler als Dunkelelfen. Es war nicht leicht - weder einen zu finden, der es mich lehrt, noch es zu lernen. Aber es ist nützlich!"

Dann gehen sie vorsichtig den Strand entlang. Nichts ist zu sehen, nichts zu hören, außer dem leisen Rauschen der Wellen und dem Trippeln von Krabbenfüssen im Sand, als die Tiere erschreckt aus ihrem Weg flüchten.


Eine ganze Zeit lang sitzen Lurekar und Glance schon stumm im Schatten der Felsen. Auf einmal bemerkt Glance, dass sich die schwachen Auren der Krabben schnell seitwärts bewegen. Aber er kann keine menschlichen Auren spüren. Irritiert legt er die Hand auf das Tilúvemaegsil neben ihm im Sand - es pulsiert.

"Jemand kommt", sagt er leise zu Lurekar, "aber dunkle Magie verbirgt die Auren - sehr un-priesterlich, würde ich sagen". Sein feines Gehör nimmt die sich nähernden Schritte auf. "Zwei", flüstert er. Jetzt, da er sich darauf konzentriert und sie näher kommen, kann er auch die abgeschirmten Auren spüren.


Tork und Jambond nähern sich dem Endes des Strandes. Beide blicken intensiv in Richtung der Felsbrocken, die am Fusse des Steilhanges liegen und die einen idealen Hinterhalt bieten. Instinktiv geht Jambond näher an die Wasserseite um einen möglichst grossen Abstand von ihnen zu erhalten. Gerade als er seinem Herrn raten will stehen zu bleiben, spricht einer der Felsen "Das ist nah genug!", und zwei Gestalten scheinen aus dem Boden zu wachsen.


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211036 11/11/05 02:25 AM
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Gewandt und leise treten die Gestalten hinter dem Felsen hervor. Die eine ist im Schein der Laterne als der Halbelf zu erkennen, mit dem Emada und Jambond bereits gesprochen haben, die andere hält sich etwas dahinter, ist ganz in Schwarz gekleidet und hat sich die Kapuze ihres Umhangs tief ins Gesicht gezogen. Eine Lichtquelle führen die beiden offenbar nicht mit.

Jambond leuchtet mit der Laterne seinem Meister kurz ins Gesicht, dann hält er sie so, dass auch auf sein Gesicht ein wenig Licht fällt. Tork Emada stellt sich und seinen Begleiter vor, von ihren Gegenübern kommt jedoch erst einmal keine Antwort. Nach einer kurzen Pause meint der Halbelf ruhig: „Ihr wolltet mich sprechen, Tork Emada?“. Der große, dunkel gekleidete Priester hat Mühe, seinen Ärger zu unterdrücken. Glauben die beiden etwa, sie könnten ihre Spielchen mit ihm spielen? „Hättet Ihr wohl die Güte, mir zu sagen, mit wem wir es zu tun haben?“, knurrt er ungehalten. Die schwarz gekleidete, hagere Gestalt tritt einen Schritt vor, ohne den Kopf zu heben. „Mein Name ist Mandeni.“, antwortet sie mit rauer Stimme und einem seltsamen Akzent, der den Priestern nicht bekannt vorkommt, um dann hinzuzufügen: „Ich gehöre zu den Schattenwebern von Wogendnir.“

Misstrauisch mustert Emada den Fremden. Von einem Land oder einer Stadt namens Wogendnir hat er noch nie gehört, und selbst der sonst so bewanderte Jambond schweigt dazu. Aber über die Gegenden weit im Norden und Westen ist nicht viel bekannt. Schon möglich, dass jemand von dort die weite Reise auf sich nimmt, wenn es zu Ereignissen von großer Tragweite kommt. Der Akzent klingt nicht, als würde der Mann sich bloß verstellen. Um sicher zu sein, beschließt Emada, einen Zauber einzusetzen. Vielleicht gibt der Geist des Fremden ja etwas mehr von ihm preis? Rasch murmelt er ein paar Silben, bewegt die Hände kaum merklich in den weiten Ärmeln seiner Robe und schließt kurz die Augen. Aber da, wo er den Geist des Fremden spüren sollte, stößt er nur auf Leere. Was hat das zu bedeuten? Verwirrt und argwöhnisch starrt er die merkwürdige Gestalt an. Ist sie etwa nur ein Trugbild, eine geschickt aufgebaute Illusion des Halbelfen? Er beschließt, doppelt vorsichtig zu sein.

„Mir ist nicht entgangen, dass Ihr dem Hohepriester einige Dinge verheimlicht habt.“, beginnt der erfahrene Hüter des Tempels langsam, ohne sich etwas anmerken zu lassen, „In letzter Zeit geht manch Merkwürdiges vor. Dämonen ziehen durch die Lande, Reisende werden vermisst. Solche Neuigkeiten beunruhigen uns in Rechem natürlich. Zum Wohle der Stadt muss die Priesterschaft derartigen Vorfällen nachgehen und die ganze Wahrheit darüber erfahren. Nur, wenn Ihr uns alles erzählt, können wir eine mögliche Bedrohung abwenden.“. Auffordernd sieht Emada den Halbelfen an. Bevor dieser antworten kann, schaltet sich jedoch Jambond ein: „Wartet, Meister. Mand-e-ni von Wo-gend-nir? Lasst uns das Ganze umdrehen, dann ergibt es Ni-e-mand von Nir-gend-wo!“

„Sehr interessant.“, meint Emada mit süffisantem Grinsen, „Gut aufgepasst, Jambond. Ihr habt sicher eine gute Erklärung dafür, werter Niemand von Nirgendwo?“. Jambond hebt seine Laterne und leuchtet den Fremden an. Dieser macht eine rasche Handbewegung, woraufhin funkelnde, bunte Lichtsterne von seinen Fingern zu stieben beginnen. Er streckt seinen Arm und richtet ihn auf Jambond, der durch den Sternschauer wie in Laternenschein getaucht wird. „Weg mit der Laterne!“, fordert der Schwarzgekleidete in ruhigem, aber bestimmendem Tonfall. Jambond sieht seinen Vorgesetzten an, der bedächtig nickt, und lässt die Laterne sinken. Auch der Fremde senkt seinen Arm, dann ballt er die Hand zur Faust, und die funkelnden Sterne verlöschen.

„Vielleicht habe ich Euch unterschätzt.“, räumt der seltsame Mann ein, „Ihr habt einen wacheren Geist, als ich es von Priestern gewohnt bin. Dennoch habe ich gute Gründe, Euch meinen Namen nicht zu nennen, und er tut auch nichts zur Sache. Ich schlage vor, wir konzentrieren uns auf das, was wir wirklich herausfinden wollen. Und Ihr unterlasst jeden weiteren Versuch, mit Euren priesterlichen Mitteln dem nachzuspüren, was Euch nichts angeht.“

Etwas überrascht denkt Emada kurz daran, den Unschuldigen zu spielen, aber dann verwirft er den Gedanken wieder und nickt lapidar. Anscheinend hat der Fremde vorhin bemerkt, was geschehen ist – es abzustreiten, wäre daher zwecklos. Er muss sich wohl etwas besser in Acht nehmen. Vielleicht steckt doch eher Selbstbewusstsein als Leichtsinn hinter dem Vorschlag der Gruppe, sich hier mit ihm zu treffen.

#211037 14/11/05 06:08 AM
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Nun wo das Einhorn wacht legt sich auch Stone für die letzten Stunden der Nacht zur Ruhe. Rasch schläft er tief und fest.


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#211038 14/11/05 09:50 AM
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"Offensichtlich habe ich eine abweichende Meinung zu dem, was mich 'etwas angeht'", sagt Emada, "schließlich habe ich eine Aufgabe zu erfüllen..."

"Keine Predigt!" unterbricht ihn Glance. "Das ist zwecklos - wir teilen nicht euren Glauben, und wenn wir es je getan hätten, wäre das nach unseren Erlebnissen nicht mehr ohne Weiteres möglich". Mit einem Seitenblick auf Lurekar, über dessen Glauben er ja eigentlich überhaupt nichts weiss, fährt er fort, "Wir wissen inzwischen mehr über eure Götter als ihr - nun - zumindest zugeben wollt, aber zuwenig um unsere Aufgabe weiter zu verfolgen. Deswegen sind wir hier, um Informationen aus den alten Schriften zu erlangen. Anderes haben wir in Rechem nicht zu gewinnen. Ihr allerdings habt eine Menge zu verlieren".



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#211039 14/11/05 01:03 PM
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Jambond sieht bei Glances Worten etwas unsicher zu seinem Vorgesetzten. Emada lächelt jedoch nur herablassend. „Ihr seid fremd hier,“, meint er mit einem Anflug von Spott, „daher mögt Ihr nichts von meiner Stellung in dieser Stadt wissen. Ich habe das Amt zur Ermittlung unheiliger Umtriebe inne. Eure Behauptung, mehr über die Götter zu wissen, als wir 'zugeben' wollen, erfüllt den Tatbestand der Ketzerei. Ich könnte Euch verhaften und in den Kerker werfen lassen, oder Schlimmeres. Ich will jedoch geduldig sein und Euch Zeit geben, Euch näher zu erklären. Vielleicht ... ist ja doch etwas an Eurer Geschichte, das mich bewegen könnte, Euch straffrei zu lassen.“

Obwohl der Tempelhüter dabei die Augen zu schmalen Schlitzen verengt und Glance durchdringend ansieht, ergreift Lurekar mit selbstsicherer, aber höflicher Stimme das Wort: „Mit Euren Drohungen könnt Ihr bei uns gar nichts erreichen. Wir sind vielleicht nicht in der Lage, Euch hier in Rechem etwas anzuhaben, aber seid versichert, wir verfügen über die Möglichkeiten, ungehindert von hier zu entkommen. Ihr habt Gelegenheit, durch uns an Informationen zu gelangen, an denen Ihr offenkundig stark interessiert seid. Ihr könnt diese Gelegenheit beim Schopf packen, indem Ihr uns Eure Informationen dafür anbietet, oder Ihr könnt sie zunichte machen, indem Ihr uns droht und zum Rückzug bewegt. Für einen scharfsinnigen Mann wie Euch sollte es auf der Hand liegen, wofür er sich entscheidet.“

Der große, dunkel gekleidete Priester mustert Glance und Lurekar nachdenklich. „Bislang habt Ihr mir nicht viele Gründe gegeben, Euch zu vertrauen.“, stellt er nüchtern fest, „Aber eine einvernehmliche Lösung ohne viel Aufsehen liegt auch mir am Herzen. Ihr habt bereits nach den Schriften der Alten in unserer Bibliothek gefragt, und ich habe geantwortet, dass ich Euch nur helfen kann, wenn Ihr mir verratet, wonach Ihr sucht. Mittlerweile dürftet Ihr genug Bedenkzeit gehabt haben. Wenn Ihr also auf mein Angebot eingehen wollt, muss ich zunächst genau wissen, worum es geht. In allen Einzelheiten.“

#211040 14/11/05 04:03 PM
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Lange sieht Glance in Emadas Augen und ringt mit sich. Schließlich aber sagt er, "Ja - keiner von uns hat Grund dem Anderen zu vertrauen. Gut - ich werde den Anfang machen, aber was ich euch erzählen werde, wird uns zu noch grösseren Ketzern machen in euren Augen - oder euch selbst zum Ketzer werden lassen. Denn wenn ihr uns glaubt - und wir haben es zum Teil selbst erlebt und haben keinen Grund etwas zu erfinden - werdet ihr eure Lehren, soweit ich sie bisher kennegelernt habe, überdenken müssen".

"Setzen wir uns", schlägt er vor, und macht selbst den Anfang. Nach kurzem Zögern setzt sich auch Emada ihm gegenüber, während Jambond und Lurekar, sich gegenseitig mißtrauisch beäugend, sich schließlich ebenfalls niederlassen.

Und dann erzählt Glance von ihren Erlebnissen, was der Reisende von den Etheran erzählte, die Erscheinung der Wächterin des Tempels und von Ane Ashin. Er erzählt wie er die Teile des Tilúvemaegsil fand und es zusammensetzte, und wie es in seiner Prüfung durch sein gemischtes Blut an ihn gebunden wurde, und welche Erkenntnis er über die ursprüngliche Funktion des Artefaktes erhielt. Er beschreibt den Siegelraum, und wie sie das Siegel heilten, mit Hilfe des abtrünnigen, ehemals besessenen Magiers, der Heilkräfte einer Elfe, der Kraft eines Kriegers und eines jungen Drachen sowie der Unterstützung durch einen vom Glück Gesegneten. Er spricht von der heligen Kriegerin Undars, deren Rolle nicht offensichtlich war, die aber wohl wichtig gewesen ist. Während Lurekar und Jambond still zuhörten, setzte Tork Emada mehrere Male an Einwürfe zu machen, aber Glance ignorierte es jedes Mal. Was Glance jedoch nicht erwähnt, sind die Siegelkristalle.

"Der Reisende und der Priester, von dem wir nun wissen, dass er Nifel heisst, sind verschollen", endet Glance. "Wir haben uns zur Aufgabe gemacht Ethuillium zu finden, deswegen brauchen wir Zugang zu den alten Schriften, entweder aus dem Tempel oder der Akademie - oder sogar beiden. Wenn wir Informationen haben, werden wir weiterziehen, und ihr seid uns los. Was ihr mit dem Erfahrenen macht, ist mir letztendlich gleichgültig - aber die heilige Kriegerin wird ihrem Heimattempel alles berichten,und ich habe es weitergegeben an die Weisen meiner Heimat, sodass dieses Wissen nicht mit uns aus dieser Welt verschwinden wird. Früher oder später werdet ihr euch damit auseinandersetzen müssen".



In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211041 14/11/05 08:32 PM
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Alrik träumt einen unruhigen Traum. Er hatte sich bald hingelegt und war eingeschlafen, nachdem sich die anderen ebenfalls an das Feuer gelegt hatten. Er vertraute dem Einhorn und seiner Obhut absolut. Selbst dann, wenn es selbst am Schlafen war.

In seinem Traum wanderte er. Zuerst durch struppiges, verzerrtes Gebüsch, das ihm den Weg zu versperren suchte. Dornen und Ranken hinterten ihn, behinderten ihn, indem sie sich in seine Kleidung krallten, Schläge austeilten, oder sich um seine Füße zu winden suchten - was er mehr als ein Mal mit einem Sprung entging. Dann sah er, wie sich die Ranken statt um seinen Fuß um weitere Ranken geschlossen hatten, und nun verzweifelt versuchten, dem Griff der anderen Ranken zu entkommen, die sich ihrerseits um die Schlingranken schlangen. Er lachte auf.

Sein Weg war mühsam, aber je weiter er kam, desto mehr ließ die Behinderung nach, bis die Pflanzen schließlich ihren Widerstand gänzlich aufgaben.

Zerschunden und mit zerrissener Kleidung erreichte er schließlich den Wald.

Dieser Wald war ein Wald im Wald, sauber angepflanzt und gepflegt von unbekannten Bewohnern. Wie ein heiliger Hain.

Seltene und seltsame Bewohner stellten sich ihm in den Weg, beäugten ihn kurz, und huschten dann wieder in das Unterholz. Es befanden sich nicht nur Eichhörnchen, wilde Schweine und exotische Vögel darunter, sondern auch Zentauren, Zephire und Einhörner. Phönixe, Pegasii und Mantikore. Rennschnecken, Kleinriesen und Kobolde. Baumlinge, Großfüße und junge Trolle, die aussahen, wie grob behauene Felsen, wenn sie sich nicht bewegten. Es wimmelte und schnatterte nur so in den Bäumen, die voll gefüllt mit Vögeln jeglicher Art waren. Singend kreischend, pfeifend und schimpfen flogen sie von Baum zu Baum. Die Bäume schwankten unter der Last dieser Bewohner, und manchmal auch wie im Takt einer uralten Melodie. Alles war mit Leben erfüllt.

Sich seiner Zerschundenheit und der Zerrissenheit seiner Kleidung und Haut bewußt, schritt er trotzdem weiter voran, tiefer in diesen Wald hinein. Er bemerkte, daß hier die verschiedenartigsten Bäume standen, bekannte, und unbekannte, Bäume mit Blättern, Astgabelungen und Rindenfarben, die er noch nie zuvor gesehen hatte.

Im Zentrum stand ein großer, weitausladender, weißer Baum. Auf diesen ging Alrik zu.

Von diesem Zentrum aus betrachtet, sah alles wie ein riesiges, kreisförmiges Gebilde aus, ein Rad vielleicht, in dessen Mitte, der Speiche, er nun stand.
Der Baum wiegte sich im sanften Wind, der durch den Wald wehte, mit wenigen Vögeln in seinen Ästen.

Das erstaunlichste aber an diesem Baum war die Aura, die von ihm ausging. Für Alrik sah sie aus, wie eine weiße, durchschimmernde Aura, wie ein ganz feiner Nebel, eine Art Kugelform, die von den Ästen und Blättern gespannt wurde, und wie ein Kleid zu Boden fiel. Dieser Baum mußte heilig sein.

Er stand nun unter dem Baum, seinem Ziel, unschlüssig, was jetzt passieren würde - oder sollte. Er war verunsichert.

„Was tue ich hier ? Was mache ich hier ? Wieso bin ich hier ?“ diese Fragen wanderten nun durch seinen Kopf. Tief verunsichert setzt er sich im Schneidersitz auf den Boden. Er dachte daran, sich an den Baum anzulehnen, aber irgendetwas sagte ihm, daß das der Baum nicht wollte.

Von einer Seite her kam Musik, leise Musik. Einige Schellen und Glöckchen schlugen im Takt zu jemandem, der dort ging. Sehen konnte Alrik nichts, denn das spielte sich hinter seinem Rücken ab.

Irgendwo, etwas weiter außerhalb des Rades, schwenkten die Personen in eine Kreisbahn um den zentralen Baumplatz herum ein. „Was nun, wenn sie hier feiern möchten ? Oder eine Zeremonie abhalten ? Ich bin hier bestimmt ganz verkehrt !“ dachte Alrik mit aufkommender Panik. „Ich muß hier weg, sonst glauben sie vielleicht, ich hätte diesen Platz entheiligt !“ Panisch wollte Alrik aufstehen - und konnte nicht. Denn er sah plötzlich, wer sich da aus dem Kreisring wieder auf den Baum umschwenkte, und nun direkt auf ihn zuging.

Sein Blick war gefesselt, durch die ätherische Schönheit der schönsten Frau, die er je gesehen hatte. Sie war in Weiß gekleidet und strahlte eine Art von Ruhe und Liebenswürdigkeit aus, die er bisher nicht gekannt und nicht für möglich gehalten hatte. Ihr ganzer Körper schien leicht durchschimmernd zu sein, und selbst ihre Haut wirkte auf ihn leicht und weiß wie reine Seide. Sie sang und lachte, und um sie herum flirrten und zwischerten die Vögel, während hinter ihr einige Wesen, die er als Hochelfen ansah, Tamborine, Schellen und Glocken schlugen, zusätzlich zu den Glöckchen, die an ihrer Kleidung hingen, und die im Gehtakt spielten. Hinter der ganzen Gruppe flirrten einige Feen herum. Neben ihr gingen zwei Einhörner, und flankierten sie als Herolde. Eines davon zwinkerte Alrik ganz kurz zu.

Alrik war vor Überraschung ganz gebannt, und konnte nicht aufstehen. Er keuchte auf, als er merkte, daß die bunte Truppe direkt auf ihn zuhielt. Dann schüttelte er langsam den Kopf. Das konnte doch alles nicht wahr sein ! Dies war doch nur wie ein Traum ...

Ein Traum. Er war in einem Traum. Alrik wurde dies mit durchdringender Klarheit bewußt. Und immernoch näherte sich die Gruppe seinem Sitzplatz.

Kurz vor ihm stoppten sie, und mit einem kurzen Wink und Nicken entließ die Frau die Musikanten, die gemessenen Schrittes - immernoch mit ihren Glöckchen klingend - zurück gingen. Irgendwo weit hinter ihm auf dem Weg blieben sie stehen, denn das Geläut der Glöckchen hörte auf.

„Erhebe dich !“ sagte die Frau zu ihm, „erhebe dich, mein Ritter !“ Alrik war mehr als verwirrt und beinahe schwindelig, daher hatte er Schwierigkeiten ihrem Wunsch nachzukommen. Langsam und schwerfällig stand er auf.

Sie hielt ihm ihre Hand entgegen und dankbar ergriff er sie, während er noch schwankte. Dann endlich stand er. Er spürte, wie sein Gesicht hochrot wurde.

„W... wer bist du ?“ konnte er gerade noch stammeln, bis ihm die Stimme versagte.

„Erkennst du mich denn nicht ? Ich bin deine Göttin, diejenige, die du angebetet hast, deren Prüfung du einst vor langer Zeit bestanden hast, deren Weg du zu folgen versucht hast, und deren Prinzipien du verinnerlichst hast. Ich bin das Leben, die Demut vor dem Leben und der Lebendige Wandel. Ich bin die, die du tief in deinem Herzen gesucht hast.“

Er nickte. Mehr konnte er nicht sagen. Sie konnte in seinem Herzen lesen, wie in einem offenen Buch. Und trotzdem erfüllte ihn eine tiefe Liebe zu ihr, daß sie wußte, wer er war, und daß er ihrem Weg treu geblieben war. Es war nicht mit Worten faßbar.

Ihre Stimme klingt sehr freundlich, fast mit Zuneigung erfüllt, aber in jedem Fall mit einer Festigkeit in der Stimme, die den Glauben ausdrückt, den Richtigen für diese Aufgabe gefunden und ausgesucht zu haben.
„Ich habe dich erleuchtet, indem ich dir diesen Stein gab, und ihn aufwecken ließ. Er ist nun dein direkter Kontakt zu mir. Du wirst zu mir und mit mir sprechen können.“

Dann werden ihre Stimme und ihr Gesicht ernster. „Darin liegt aber auch deine tiefe Berufung und eine mindestens ebenso tiefe Verantwortung : Ich möchte dich hinaus in die Welt schicken, auf daß du meinem Weg treu bleibst - und die Welt dort draußen heilst. Ich berufe dich zu meinem Heiler an der Schöpfung. Deine Aufgabe wird es nun sein, alles, was dort draußen lebt, zu heilen - oder dem, was nicht geheilt werden kann, zu einem angenehmen Tod zu verhelfen. Dein Ziel wird es sein, die Schöpfung zu heilen - im Kleinen. In den Tieren und Pflanzen, in dem, was dort kreucht und fleucht, in dem, was Schmerzen, Verletzungen und Wunden hat. In allen Wesen, die denken können, so wie du. Elfen, Zwerge, Menschen, Katzenleute, Echsenleute, Riesen, ja selbst Ethereaner.“

Damit wird ihr Gesicht wiederum sehr ernst. „Denn dies ist deine größte Aufgabe : Eine Wunde wartet da draußen, eine Verletzung, die größer ist, als du selbst. Du wirst sie nur zusammen mit deinen Gefährten heilen können.
Und ihr habt Glück, daß ihr solche eine Gruppe seid ! Denn diese Aufgabe ist wahrhaftig mächtig, und eine unerfahrenere Gruppe würde daran vielleicht verzweifeln oder sogar zerbrechen. Ihr aber seit mächtig, in einer Art, die euch wohl selbst nicht bewußt ist. Ihr werdet es schaffen, auch wenn ihr es noch nicht wißt, denn ich weiß es. Ihr werdet es schaffen, so, wie ihr auch die Tempelheilung geschafft habt - ebenfalls eine große Aufgabe !“

„Ethuillium ?“ fragt Alrik erstaunt, als er wieder eingermaßen bei Sinnen ist. Er fühlt sich richtiggehend berauscht von der Gegenwart ‘seiner’ Göttin.

„Ja“ antwortet die Frau schlicht.

„Aber - wohin dort ? Und weshalb ?“

„Das wird dir enthüllt werden. Schon jetzt ist ein Schritt in diese Richtung getan.“

„Und was werde ich dort tun ?“

„Die Wunde, die Verletzung heilen - oder etwas Vergleichbares tun.“

„Und was tust du hier ?“ fragt er weiter.

„Dies hier ist mein Garten. Mein Exil, denn du könntest mich als Ethereanerin im Exil betrachten. Denn dies ist in deinen Denkkategorien dasjenige, was dir am nächsten ist. Was du dir am ehesten vorstellen kannst. Ob ich dabei tatächlich eine Ethereanerin bin oder nicht ist nicht von Bedeutung.“

Alrik verneigt sich vor ‘seiner’ Göttin. „Ich werde versuchen, deiner Sache so gut es geht gerecht zu werden.“

„Du weißt, daß das bedeutet, daß du kein Wesen töten darfst - außer zur eigenen Verteidigung ?“ „Ja, das weiß ich. Ich töte sowieso nicht aus Spaß. Aber meine Gefährten werde ich schützen, wenn sie angegriffen werden.“

„Mit so etwas macht man keine Scherze !“ erwiedert die Frau erstaunlich verärget, „es gibt genug bösartige Wesen, die aus reinem Spaß töten ! Dämonen zum Beispiel !“ Alrik fühlt sich von dieser Bemerkung peinlich berührt. „Aber ich werde es anerkennen, daß du deine Gefährten schützen willst. Leben, das Leben tötet, bringt die Balance aus dem Gleichgewicht. Wenn du einen Baum fällst, mußt du einen neuen Baum irgendwo setzen, um die Balance zu halten. Mir tut es weh, zu sehen, daß Tiere geschlachtet werden, um Menschen und anderen Wesen zur Nahrung zu dienen - ohne Ausgleich. Diejenigen, die das tun, bringen die Balance aus dem Gleichgewicht. Das muß ich selber tun. Indem ich Leben erschaffe.“

„Du erschaffst Leben ?“ fragt Alrik ungläubig.

„Nein, nicht ganz so, wie du denkst,“ erwiedert sie mit einem feinen Lächeln, „es gibt bestimmte Tier- und Pflanzenarten, die sich sehr stark vermehren. Ich bitte sie, dies so zu tun, daß das Gleichgewicht erhalten bleibt. Dazu gehe ich zum Beispiel in den Dschungel. Oder schicke meine Boten, meine Herolde.“ Damit blickt sie um sich, zu den Seiten, an denen immernoch die beiden Einhörner stehen. Und wieder zwinkert das Eine Alrik zu.

Dann ist es Zeit zum Aufbruch. Alrik spürt, daß sich die Sonne irgendwo weit hinter diesen Wäldern langsam niedersenkt. Er spürt, daß die Göttin gehen will.

„Ich muß jetzt wieder aufbrechen. Es ist Zeit.

Ich gebe dir noch eines mit : Du wirst Hilfe finden. Du wirst jemanden finden, der dich unterrichtet. Ich werde einen Schamanen rufen, daß er dir das zeigt, was du wissen mußt. Und ich werde dich selbst unterrichten - soweit es meine eigene Zeit erlaubt. Du hast noch viel zu lernen.

Ich möchte mich bei dir bedanken, daß du gekommen bist, und dich nicht vom Weg aufhalten gelassen hast. Dies war meine letzte Prüfung an dich, ich hätte sie immer wieder und wieder wiederholt, bis du dich würdig gezeigt und niocht vor deiner Bestimmung weggelaufen wärst. Ich gebe nicht gerne solche Alpträume, aber manchen muß ich sie geben, um sie zu prüfen. Dadurch, daß du dich nicht aufhalten gelassen hast, hast du dich deinem Ziel würdig gezeigt. Du bist der Liebe deiner Göttin würdig !“

Alrik spürt, wie er wieder rot im Gesicht wird.

„Ich muß nun gehen. Du kannst gerne hier unter diesem Baum einschlafen, wenn du möchtest. Ich muß nun gehen, ich werde aber gerne wiederkommen, um uns näher kennenzulernen, wenn du magst.“

Damit dreht die Göttin sich um, und geht langsam, begleitet von einem der beiden Einhörner. Das andere, das ihm zugezwinkert hat, bleibt zurück und bei ihm. Irgendwann fangen die Glöckchen, Schellen und Glocken wieder an zu singen.

„Schön, dich hier zu treffen !“ beginnt das Einhorn mit einem spitzbübischen, mädchenhaften Ton in seiner weiblichen Stimme. „Ähm, bist du ... ?“ fragt Alrik irritiert. „Ja, ich bin es. Das Einhorn, das du bereits kennst. Dies hier ist der Ort, an dem ich lebe, und er ist aus reiner Magie,“ fügt es in einem Tonfall, wie wenn es zu einem Gast oder Besucher im eigenen Haus spricht, hinzu. Das Einhorn benimmt sich tatsächlich, als sei es sozusagen ’Herr im Haus’. „Hier fühle ich mich jung.“

Auf Alriks ausdruckslos-ratlosen Blick hin erklärt es die Dinge etwas : „Wir Einhörner leben gewissermaßen in zwei Welten gleichzeitig : In einer magischen und in einer ‘wirklichen’, wie du sie nennen würdest. Deswegen sieht die Welt für uns ganz anders aus, als für euch. Nur Drachen können sie genauso wahrnehmen, wie wir.

Ich lebe hier, und arbeite als Herold für die Göttin. Wir kennen uns seit Äonen, und das ist ein für dich unvorstellbar langer Zeitraum. Die Zeit und die Wirklichkeit läuft hier anders als bei euch dort draußen, deswegen können wir uns hier unterhalten, während du und ich dort draußen scheinbar am Schlafen sind. Unsere ätherischen Körper sind hier, und können uns unterhalten. Deine Göttin, wie du sie eben gesehen hast, ist auch in ätherischer Körper hier. Sie kann sich jede Form und Gestalt geben, aber im Grunde ist sie körperlos. Genauso, wie du und alle anderen Wesen übrigens auch - wenn ihr eure körperlichen Hüllen verlasst. Beim Tod, zum Beispiel. Das kennt ihr unter anderem unter dem Begriff ‘Geist’. “

Alrik nickt. „Das heißt, während ich - beziehungsweise mein Körper - schläft, können wir uns hier unterhalten ?“ „So ist es !“ antwortet das Einhorn und nickt. „Sollen wir Fangen spielen ?“ fragt es plötzlich. „Hm, ich fühle mich nicht müde ...“ antwortet Alrik unsicher. „Das kommt noch,“ versichert das Einhorn. „Solange dich dein Körper durch die Lande schleppen kann, braucht er deinen Geist nicht. Aber du wirst ausgeschlafen sein, dafür sorge ich schon.“
„Dürfen wir das überhaupt ...? Ich meine ... - dieser wald ist heilig ... ?“ „Na und ?“ erwiedert das Einhorn keß. „Es ist schließlich nur ein Wald. Und ich lebe hier. Länger als so manch anderes Wesen hier. Ich darf das. Komm !“

Damit springt das Einhorn zur Seite, und rennt davon. Nach ein paar Schritten bleibt es stehen, und blickt um sich, um zu sehen, ob Alrik auch wirklich nachkommt. „Aber meine Kleidung !“ ruft er verzweifelt. Sie hängt in Fetzen und durchlöchert an ihm herunter.
Es blitzt kurz an der Spitze des Einen Horns, dann ruft das Wesen ungeduldig „Komm !“ Alrik kann nur noch mit vor Überraschung geweiteten Augen miterleben, wie sich die Kleidung wieder regeneriert, alle Fetzen und Löcher schließt, bis er sich endlich dazu aufrafft, dem Wesen zu folgen.

Der Rest des Abends in diesem Heiligen Hain ist erfüllt von Glöckchen, Wiehern, Prusten, Schnaufen, Qieken, Tröten, und vielem Getrappel.

Das Einhorn ist natürlich schneller, aber es versucht, fair zu bleiben, und Alrik und den anderen auch eine Chance zu geben. Ein Mal läßt es sich sogar von dem langsamen Troll fangen, um ihm auch ein Erfolgserlebis zu bieten.

Als sich die ganze Gruppe aus Einhörnern, Rennschnecken, Trollen, Feen, Elfen und anderen schließlich unter dem großen weißen Baum niederläßt, sind alle sehr erschöpft. Alrik schläft gleich ein. Das Letzte, an das er sich noch erinnern kann, ist, daß das Einhorn mit seiner mädchenhaften Stimme sagt : „Das nächste Mal lade ich den Drachen mit ein !“






When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it.
--Dilbert cartoon

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#211042 21/11/05 04:54 PM
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Einige Augenblicke lang schweigt Tork Emada, nachdem Glance seine Erzählung beendet hat, und versucht seine Gedanken zu ordnen. Was dieser Elfenmischling berichtet hat, ist beunruhigend. Inwieweit sagt er überhaupt die Wahrheit? Seine Geschichte enthält eigentlich zu viele überzeugende Details, um frei erfunden zu sein. Wenn, dann sind wohl nur einzelne Passagen erlogen oder ausgelassen worden, so viel scheint sicher zu sein. Und wer besitzt diese Informationen sonst noch? Irgendwelche elfischen Weisen auf einer fernen Insel – auf deren Aussagen werden hier nicht viele Leute etwas geben. Aber die heilige Kriegerin weiß ebenfalls Bescheid, und ihr Wort besitzt Gewicht. Veränderungen bahnen sich immer deutlicher an. Es wird zum Konflikt mit den Dogmatikern kommen. Eine gefährliche Zeit zieht herauf. Eine Zeit voller Chancen für den Wissenden.

„Ihr seid mutig, Eure Karten so offen auf den Tisch zu legen – oder leichtsinnig.“, sagt der oberste Ketzerjäger schließlich mit einem kryptischen Lächeln zu Glance, „Und Ihr habt Glück, dass Ihr das Ganze mir erzählt habt. Andere Priester hätten sicher längst versucht, Euch zum Schweigen zu bringen. Aber was sollte mich daran hindern, jetzt einfach aufzustehen und zum Tempel zurückzugehen?“. Tork Emada macht zwar keine Anstalten, sich zu erheben, er fügt nach einer kleinen Pause jedoch zynisch hinzu: „Welchen Wert habt Ihr für mich noch, jetzt da ich alles weiß, was Ihr wisst?“

„Wer alle Karten ausgespielt zu haben scheint,“, antwortet Lurekar ruhig und hebt zum ersten Mal während des Gesprächs den Kopf, „der zieht den nächsten Trumpf vielleicht aus seinem Ärmel.“. Im fahlen Licht von Jambonds Laterne wirkt die graue Haut des Musikers nur, als läge ein dunkler Schatten darauf, doch seine völlig schwarzen Augen sehen fast so aus wie leere Höhlen. „Ihr wisst nichts über mich und meine Rolle in dieser Geschichte.“, fährt der Schwarzgekleidete fort, „Ihr habt keine Ahnung, welche Mächte ich vertrete. Und fragt Ihr Euch nicht auch, inwieweit Rechems mächtige Nachbarstadt Groß Furtheim in die Sache verwickelt ist?“

Ein schwaches Lächeln huscht über Lurekars Lippen, dann senkt er wieder den Kopf. „Eure Ankündigung, von hier zu verschwinden, mag andere zu Fehlern verleiten – uns nicht. Ihr seid kein Mann, der sich mit einem Teil der Informationen begnügt. Ihr wollt alles wissen. Wir haben Euch erste Informationen geliefert. Jetzt seid Ihr an der Reihe, bevor wir Euch mehr preisgeben. Seht in Eurem Tempel nach, was Ihr finden könnt. Oder verschafft uns gleich Zutritt zu Eurer Bibliothek.“

„Das ist völlig ausgeschlossen!“, protestiert Emada, „Niemand könnte Fremde, noch dazu Ungläubige, in die Tempelbibliothek einlassen. Höchstens der Hohepriester, und der würde das niemals tun.“ – zumindest der gegenwärtige nicht, ergänzt er in Gedanken. Diese Fremden sind ein bisschen zu wissbegierig für seinen Geschmack. Informationen zu teilen, ist immer eine kritische Angelegenheit, vor allem, wenn man noch nicht genug über denjenigen weiß, dem man sie überlässt. Vielleicht kann man die beiden ja mit ein paar kleinen Brocken und Hoffnungen abspeisen? In freundlicherem Ton erklärt er: „Nun gut, ich werde mich im Tempel nach Informationen umsehen, die Euch nützlich sein könnten. Die Bibliothek ist jedoch sehr umfangreich, und die Suche kann lange dauern. Ihr werdet verstehen, dass ich in einer derart heiklen Sache nicht um die Unterstützung anderer Priester bitten kann. Erwartet also nicht zu viel.“

Bedächtig schüttelt Lurekar den Kopf. „So vernünftig das auch klingen mag, damit können wir uns nicht zufrieden geben. Ich denke, Ihr seid nicht ganz ehrlich mit uns. Was wir Euch erzählt haben, ist geeignet, die Grundfesten eines gläubigen Menschen schwer zu erschüttern. Ihr macht keinen besonders erschütterten Eindruck. Das könnte mehrere Gründe haben. Vielleicht meint Ihr, dass wir lügen, aber warum sollte es Euch dann interessieren, was wir sonst noch zu erzählen haben? Vielleicht war auch Euer Glaube nie so ausgeprägt, dass man ihn schwer erschüttern kann. Das wäre allein Eure Sache. Vielleicht ist das, was wir erzählt haben, allerdings gar nicht so neu für Euch? Möglicherweise habt Ihr in der Tempelbibliothek schon Schriften gelesen, die etwas ganz Ähnliches aussagen? Und Ihr habt ernsthaft in Betracht gezogen, dass nicht alles, was als ketzerisch gilt, erlogen ist? Dann wüsstet Ihr vielleicht sogar schon, wo Ihr in der Bibliothek suchen müsstet ...“

Tork Emadas Augen verengen sich erneut zu schmalen Schlitzen. Zunächst ist er versucht, den seltsamen, hageren Mann mit „Hütet Eure Zunge!“ anzuherrschen, doch dann überlegt er es sich anders. Diese beiden stellen sich gar nicht so ungeschickt an. Zwei Fremde, denen keine Verbindung zum Tempel nachzuweisen sein wird. Eventuell kann man sie für eine besondere Aufgabe einspannen? Langsam öffnet er die Augen wieder. „Nun ...“, beginnt er gedehnt, „nehmen wir einmal an, irgendetwas von alledem träfe zu. Ich sage nicht, dass es so ist, aber ich will mich auf Eure Mutmaßungen einlassen. Was, wenn es so wäre?“

Glance und Lurekar sehen einander an. Beiden ist klar, dass es hier nicht um reine Hypothesen geht. „Das müsstet Ihr mit Euch ausmachen.“, entgegnet der Musiker gleichmütig, „Mögliche Verwicklungen innerhalb der Priesterschaft gehen uns nichts an und interessieren uns auch nicht. Unser Ziel liegt sicherlich weit von Rechem entfernt, und wie schon gesagt: Wir würden aufbrechen, sobald wir die Informationen haben, die wir brauchen. Es gibt nichts, was uns in dieser Stadt hält.“

Der dunkel gekleidete Priester nickt vorsichtig. „Gut. Nehmen wir einfach mal an, ich wüsste eine Stelle in der Bibliothek, an der weitere Informationen zu finden sind, käme aber nicht einfach so heran, weil sich der Schlüssel dazu an einem Ort befindet, der für mich schwer zu erreichen ist. Ihr habt beide offenbar eine magische Ausbildung genossen, die Euch bei der Suche nach dem Schlüssel von Vorteil wäre. Könntet Ihr Euch unter diesen Umständen vorstellen, mir den Schlüssel zu besorgen?“

#211043 21/11/05 05:04 PM
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"Ich denke, wir könnten uns vorstellen, den Schlüssel zu besorgen", sagt Glance, "ob 'für euch' sei dahingestellt. Wir haben keine Veranlassung euch einen Schlüssel zu Informationen zu beschaffen, die ihr so dringend wünscht wie wir, und euch dann in die Lage zu versetzen uns Teile dieser Informationen nach eurem Gutdünken vorzuenthalten".

"Für euch schwer zu erreichen?" fährt er fort. "Da wird es nicht viele Orte in Rechem geben, denke ich. Und magische Ausbildung ist erforderlich?" Er beschließt etwas auf den Busch zu klopfen. "Ihr meint die Magierakademie! Die Feindschaft der Institutionen verhindert die Zusammenarbeit, die wahrscheinlich im Interesse Aller wäre".

"Das könnte man so sehen", antwortet Emada lakonisch.

"Gut", meint Glance, "nehmen wir an, wir hätten einen Kontakt zu den Magiern, und nehmen wir weiter an, dieser wäre in einer Position zu helfen - nach was sollten wir suchen? Und ich nehme nicht an, dass ihr den Magiern irgendeine Gegenleistung anbieten wollt?"

"Natürlich nicht", sagt Emada, "wie käme ich dazu - ohne Not? Und diese Not solltet ihr doch lindern können". Er lächelt scheinheilig freundlich. "Sie werden sich einspannen lassen - gut!" Dann fährt er fort, "Es gibt da ein Buch in der Tempelbibliothek, um das die Magier grosses Aufheben machten, und dass einer meiner - Mitarbeiter - nun sagen wir, zu Studienzwecken entliehen hat. Leider ist es magisch versiegelt. Alles was wir herausfinden konnten, war die Entzifferung des Titels 'Reise zum Sitz der Götter - Band 1', und dass das Siegel nur mit Hilfe eines magischen Schlüssels gelöst werden kann. Es ist uns allerdings nicht gelungen, die Beschaffenheit und den Verbleib des Schlüssels zu klären - nicht, dass wir es nicht versucht hätten beim Sturm auf die Akademie damals". Er räuspert sich. "Nachdem was ihr erzählt habt, jedenfalls - und wenn es stimmt, dass die Götter, die wir kennen, wenigstens zum Teil zu den Etheran gehören, scheint jemand dort gewesen zu sein und einen Reisebericht verfasst zu haben. Das ist der Teil, der euch interessiert. Sicher ist dort auch einiges zu den Etheran, oder Göttern, selbst gesagt - daran sind wir als Priester interessiert".

"Um zu entscheiden was und ob überhaupt ihr euren Gläubigen erzählt", sagt Glance mit einer gewissen Bitterkeit.

"Man darf die Gläubigen nicht verwirren", meint Emada gleichgültig. "Zuviel Wissen wirft Fragen auf, und manche Fragen sollten besser unbeantwortet bleiben. Aber Fragen der Gläubigen nicht zu beantworten ist immer heikel - also ist es besser sie fragen nicht".

Glance schnaubt verächtlich. "Aber es ist reine Spekulation ob dieses Buch von den Etheran, oder Ethuilinum, handelt, oder ob nicht ganz andere Götter gemeint sind", fährt er dann fort. "Es ist ein Ansatz, nicht mehr - wir werden uns beraten und euch Bescheid geben, wenn und falls wir etwas erreicht haben".

Der Wind frischt auf, ein heller Schimmer streift über den Strand, als die Wolkendecke aufreisst und das Licht des Mondes durchlässt. Der kühle Hauch lässt sie frösteln. "Aber jetzt zu einem anderen Thema - diese Wache, die mich angriff als ich - auf zugegebenermassen indirektem Weg - die Stadt betrat", er blickt auf Jambond, "Es wäre ungünstig, wenn wir uns nicht einigermassen frei in der Stadt bewegen könnten. Und dann wäre da noch die Sache mit den Piraten, die sich hier eingenistet haben".


Last edited by GlanceALot; 21/11/05 05:06 PM.

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#211044 24/11/05 02:26 AM
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Wenn und falls Ihr etwas erreicht habt?, gehen Glances Worte Tork Emada durch den Kopf, und er verkneift sich ein Grinsen. Nun, ich denke, Ihr habt angebissen. Ihr werdet alles daran setzen, etwas zu erreichen. Aus irgendeinem Grund scheinen Euch die Optionen auszugehen. Wenn Ihr so gut mit der Heiligen Kriegerin Undars befreundet seid, wie Ihr behauptet, warum habt Ihr sie nicht einfach in der Tempelbibliothek nach den Informationen suchen lassen, die Ihr braucht? Nichts lag näher. Vielleicht habt Ihr Euch mit ihr zerstritten, wegen des Dämonenbeschwörers oder dieses schwarz gekleideten Magiers hier? Sicher, sie besitzt eine 'starke Persönlichkeit', die so manchem nicht liegt, doch es dürfte sich lohnen, den Ursachen für diese Entwicklung ein wenig genauer auf den Grund zu gehen. Vorerst ist es allerdings besser, Euch im Glauben zu lassen, Ihr hättet in dieser Sache die Kontrolle.

Nach einer kleinen Pause nickt der große Priester Glance zu, ohne eine Gefühlsregung zu zeigen. „Ja, ich habe da von einigen Zwischenfällen gehört.“, meint er ruhig, „Unter anderem soll sich kürzlich am Leuchtturm etwas Schreckliches ereignet haben, und es wurde ein Mann gesehen, dessen Beschreibung auf Euch passt. Ihr habt mir nicht zufällig etwas mehr über diese Geschichte zu erzählen?“

Lurekar sieht hinüber zu Glance, dann antwortet er vorsichtig: „Wir haben in der Tat einen Zeugen, der den Mord am Leuchtturmwärter beobachtet hat. Unglücklicherweise hat der Mann jetzt Angst um sein Leben und wird nicht ohne weiteres in die Stadt kommen, um eine Aussage zu machen. Aber wir wissen, dass der Mord von Piraten unter der Führung eines breitschultrigen, schwarzbärtigen Kerls verübt wurde.“

Tork Emada zuckt mit den Schultern. „Gerichtlich verwertbar sind nur Berichte aus erster Hand. Und das auch nur, wenn sie von namentlich bekannten Bürgern mit gutem Leumund stammen. Ein unbekannter Zeuge, der sich nicht nach Rechem traut, ist so gut wie gar kein Zeuge. Wart Ihr vielleicht selbst am Leuchtturm und habt etwas gesehen?“

Erneut kreuzen sich die Blicke des Halbelfen und des Musikers. Dass ein fahrender Schauspieler von der Westküste, der noch dazu merkwürdig aussieht, in Rechem kaum einen 'guten Leumund' besitzen wird, ist beiden klar. Wenn überhaupt, dann muss diese Aussage wohl vor jemandem gemacht werden, dem die Gruppe vertrauen kann und der seinerseits das Vertrauen des Gerichts genießt. „Einige von uns haben sich am Leuchtturm umgesehen, nachdem der Wärter bereits tot war.“, erklärt Lurekar, „Die Stadtwache dürfte jedoch dieselben Beobachtungen gemacht haben wie wir. Wenn Ihr uns erzählt, was Ihr über die Piraten wisst und wie Ihr ihrer Herr zu werden gedenkt, können wir möglicherweise indes noch ein paar wichtige Einzelheiten beisteuern. Und steht es in Eurer Macht, dafür zu sorgen, dass wir uns frei in der Stadt bewegen können?“

„Was die Piraten betrifft,“, entgegnet Emada ohne großen Eifer, „so sind wir selbstverständlich bestrebt, allem Einhalt zu gebieten, wodurch Rechem Schaden nimmt. Ich gebe mich jedoch nicht der Illusion hin, dass es möglich ist, Verbrechen in einer Stadt dieser Größe ganz zu verhindern. Solange die Piraten nicht auch noch hinter der Reihe mysteriöser Todesfälle stecken, die Rechem derzeit in Angst und Schrecken versetzen, gehe ich davon aus, dass die Angelegenheit bei der Stadtwache in guten Händen ist.“

Langsam mustert der erfahrene Priester seine beiden Gegenüber. „So auffällig, wie Ihr gekleidet seid, könntet Ihr Euch ohnehin nicht ungestört durch die Stadt bewegen. Die elfische Herkunft Eures Freundes,“ – er sieht Glance an – „die dem geübten Auge nicht verborgen bleibt, tut ein Übriges dazu, selbst wenn er nicht gesucht würde. Ich könnte zwar zumindest die Stadtwache dazu bringen, diese Suche abzublasen, indem ich sie überzeuge, dass Ihr nichts mit dem Tod des Leuchtturmwärters zu tun habt, aber davon bin ich selbst noch nicht vollständig überzeugt. Und selbst dann würdet Ihr tagsüber Aufsehen erregen. Die Stimmung in Rechem ist gereizt. Es wäre sicherlich klüger von Euch, die Öffentlichkeit zu meiden. Leute wie Ihr sollten Mittel und Wege besitzen, sich weitgehend unauffällig durch die Stadt zu bewegen.“ – Und falls nicht, seid Ihr meine Aufmerksamkeit wohl nicht wert., fügt er in Gedanken hinzu. So weit kommt es noch, dass ich das Kindermädchen für meine neuen Dienstboten spiele. Mit höflichem Lächeln fragt er jedoch: „Brennt Euch sonst noch etwas auf dem Herzen?“

#211045 24/11/05 12:25 PM
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"Euch ist sicher klar, dass Leute innerhalb der Stadt mit den Piraten kooperieren - wahrscheinlich habt ihr sogar eine ziemlich klare Vorstellung, wer daran beteiligt ist", meint Glance, "Aber gut - das sind eure politischen Spielchen, an denen wir - eigentlich - kein Interesse haben. Wenn wir aber - zufällig - etwas offenlegen, was zu Unruhe in der Verwaltung führt, oder womöglich den Herzog zwingt in die Verwaltung der Stadt einzugreifen um politische Verwicklungen zu vermeiden..." Er zuckt mit den Schultern. "Will er mir etwa drohen?", denkt Emada, "Als ob die etwas über unsere wahren Machtverhältnisse wüssten! Andererseits - ein bißchen Unruhe ist zwar lästig, könnte aber auch zum Vorteil gewandt werden".

"Botschafter Finladrís erzählte mir von den mysteriösen Morden", fährt er fort, "und von der Unruhe in der Bevölkerung. Für mich klingt das nicht so sehr nach Piraten - einerseits sollten die Interesse haben unauffällig zu bleiben, und andererseits, wenn denn nicht, wäre ein einfacher Dolch eher zu vermuten. Da steckt wohl mehr dahinter als Piraten - und weniger als man die Bevölkerung glauben lässt".

Tork Emada zuckt mit keiner Miene.

Glance schaut zu Lurekar, aber der scheint sein persönliches Problem der Reinigung vom Mal des Dämons hier und jetzt nicht ansprechen zu wollen.

"Gut", schliesst er, "dann ist für heute wohl Alles gesagt, und wir können uns zurückziehen". Er und Lurekar erheben sich - Tork und Jambond schliessen sich an. "Ihr werdet sicher von uns hören, auf die eine oder andere Weise - Gute Nacht!"

Tork Emada ist etwas irritiert über die abrupte Verabschiedung, aber nach kurzem Zögern nickt er und bedeutet Jambond ihm zu folgen.


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211046 30/11/05 01:12 PM
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Erneut taucht der Mond den Strand kurz zwischen den Wolken hindurch in fahles Licht. Beide Gruppen entfernen sich langsam vom Treffpunkt – Tork Emada und Jambond begeben sich zur Stadt, Glance und Lurekar schlendern zu den Felsen zurück. Der Musiker blickt über die Schulter zurück, dann sieht er in den Himmel, legt die flache rechte Hand auf die Brust und hebt sie anschließend wie zum Gruß dem Mond entgegen. „Ob Undar uns oder ihnen mit diesem Licht etwas sagen will?“, flüstert er Glance zu und neigt leicht den Kopf, als wolle er jemanden beschwichtigen.

Glance ist verwundert. „Glaubt dieser seltsame Mann von der Westküste etwa auch an Undar?“, fragt er sich.

Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten, fährt der hagere Mann jedoch fort: „Immerhin ... wir haben seiner Priesterschaft einiges entlocken können. Aber viel wird noch vor uns verborgen gehalten. Wir haben nicht mehr als die oberste Schale einer großen Zwiebel entfernt.“. Lurekar bleibt stehen und sieht zu, wie Tork Emada und Jambond zwischen den Hütten am Strand verschwinden. „Dieser Tork Emada wird offenbar nicht von großer religiöser Inbrunst getrieben.“, setzt er erneut an, „Er dürfte uns vorerst allerdings in Ruhe lassen, weil er etwas von uns will. Sobald wir das haben, was er will, sollten wir wieder sehr vorsichtig sein. Er macht nicht den Eindruck eines Mannes, der viele Skrupel hat.“

„Allerdings! Den Eindruck habe ich auch nicht.“, antwortet Glance.

„Am besten brechen wir gleich zur Akademie auf.“, schlägt der Schwarzgekleidete nach einer kurzen Pause vor. „Jetzt gleich?“, fragt Glance erstaunt, „Und was ist mit den anderen?“. Lurekar zuckt mit den Schultern. „Ich bin nicht sicher, was Ihr vorhin mit unserem 'Kontakt zu den Magiern' gemeint habt, aber ich glaube nicht, dass Johram uns helfen wird, solange die Sache mit dem, hmm ... Vorkommnis im Landhaus nicht bereinigt ist. Wenn wir uns ohne Hilfe der Magier nach diesem Schlüssel umsehen möchten, tun wir das besser in einer kleinen Gruppe, in der sich jeder leise und vorsichtig bewegen kann. Dabei wäre uns Stone eher hinderlich als hilfreich“ – in körperlicher wie in moralischer Hinsicht., fügt er in Gedanken hinzu.

„Oh, unterschätzt Stone nicht.“, antwortet Glance, „Für einen Menschen ist er ziemlich gut. Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie er zu einer 'Diebestour' steht, wie Ihr sie wohl im Sinn habt – zumindest, glaube ich, würde er es vorher auf die offene Weise versuchen wollen. Eine nicht völlig von der Hand zu weisende Einstellung übrigens.“

„Diebestour?“, fragt Lurekar mit einem Stirnrunzeln, „Diese Bezeichnung scheint mir doch recht unpassend zu sein. War es etwa eine Diebestour, als Ihr Euch uneingeladen Zutritt zu der verfallenen Burg oder dem Tempel in den Bergen verschafft habt? Hatte Stone etwa Bedenken, ungebeten in die Höhle der Piraten einzudringen oder im Leuchtturm zu übernachten?“. Der Musiker schüttelt bedächtig den Kopf. „Ihr solltet nicht so vorschnell urteilen. Ein Diebstahl wäre ein Verbrechen, aber jede Handlung muss im Zusammenhang mit dem Zweck betrachtet werden, dem sie dient. Und dient all das nicht dem Zweck, die Welt zu retten?“

„Natürlich werden die Magier diesen Schlüssel gut gesichert haben“, fährt er fort, „– falls sie denn überhaupt von seinem Wert wissen. Beim Entdecken dieser Sicherungsmaßnahmen hätte uns Bodasen vielleicht unterstützen können, und wahrscheinlich würde uns auch Alrik den einen oder anderen Hinweis geben. Aber es kann nie schaden, sich gründlich umzusehen, bevor man sich an einen möglicherweise gefährlichen Ort begibt. Das zumindest sollte uns mit Euren Zaubern und meinen, äh ... Erfahrungen als Abenteurer möglich sein. Dann können wir uns immer noch überlegen, welche anderen Optionen wir haben.“

„Hmmm ...“, brummt Glance nur zweifelnd.

Der grauhäutige Mann fährt sich nachdenklich mit der Hand übers Kinn. „Ich halte es für ausgeschlossen, dass wir mit der ganzen Gruppe bei Tage unbehelligt zur Akademie gelangen. Und ich bin eher skeptisch, was eine baldige Aussöhnung mit Johram betrifft. Jetzt, in der Nacht, sollten wir beide wenigstens in der Lage sein, ungesehen durch die Stadt zu kommen. Welchen Sinn macht es, bis morgen Nacht zu warten? Lasst uns den Rest dieser Nacht nutzen und sehen, was wir an der Akademie erreichen können.“

„Grundsätzlich stimme ich Euch zu,“, antwortet Glance vorsichtig, „allerdings war es nie mein Gedanke, dass alle zur Akademie sollten. Bei den ganzen Fraktionen hier halte ich es für klug, dass niemand genau weiß, wie groß unsere kleine Gruppe wirklich ist und welche Fähigkeiten sie haben könnte.“. In Gedanken streicht er über seine Narbe. „Überlegt mal, welche Neugier der Drache Lu Ser bei den Magiern weckt – er könnte eine Brücke schlagen. Jedenfalls viel eher als zu den Priestern. Wir beide müssten uns Zugang zur Akademie verschaffen – das ist an sich schon kein leichtes Unterfangen, aber nach den Vorkommnissen hier wird es doppelte Sicherungsmaßnahmen geben. Und dann haben wir kaum eine Ahnung, wie es da drin wirklich aussieht – und wir wissen nicht, wo wir suchen sollten, geschweige denn genau was“.

Glance ist hin- und hergerissen zwischen der Versuchung, Lurekars Vorschlag nachzugehen, und dem kribbelnden Gefühl, das ihn zur Vorsicht mahnt.

„Wenn uns was zustößt, würden die anderen uns bei der Priesterschaft und nicht in der Akademie suchen, das ist nicht gut.“, meint er. „Wir sollten zumindest eine Nachricht über unser Vorhaben hinterlassen, bevor wir kundschaften gehen“.

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