Larian Banner: Baldur's Gate Patch 9
Previous Thread
Next Thread
Print Thread
Page 148 of 190 1 2 146 147 148 149 150 189 190
#211067 22/12/05 08:14 AM
Joined: Mar 2003
Location: Berlin
B
veteran
Offline
veteran
B
Joined: Mar 2003
Location: Berlin
Für einen kurzen Moment verschlägt es dem Alten die Sprache. Doch dann sprudelt es glücklich aus ihm heraus:

"Das sind genau meine Worte, das versuche ich den Kollegen hier schon seit Ewigkeiten klarzumachen! Es kommt nicht darauf an, nur das Niedergeschriebene zu lesen und für seine eigenen Zwecke anzuwenden, zum Beispiel um junge Mädchen zu beeindrucken, den eigenen dicken Bauch zu kaschieren oder besonders billig an wertvolle Waren zu kommen! Nein - wer die Bücher wirklich studiert und auch das liest, was nicht offensichtlich niedergeschrieben wurde, was sozusagen zwischen den Zeilen verborgen ist, der wird schnell begreifen, das wahre Macht nicht aus ihrer Anwendung entsteht, sondern in ihrem Verzicht! Aber die jungen Leute von heute sind einfach zu hastig, verschlingen die Bücher mit den Augen, ohne die versteckten Warnungen zu erkennen geschweige denn zu verstehen..." Erschöpft nach diesem zusammenhängenden Vortrag hält der Greis kurz inne und schnauft atemlos.
"Jaja, früher war einfach alles besser!" fügt er seufzend hinzu ohne zu ahnen, dass er damit die ironischen Gedanken des Schauspielers fast wörtlich wiedergibt. Einen kurzen Moment taucht in seinen trüben Augen ein sehnsuchtsvoller Ausdruck auf, doch dann schüttelt er kurz sein greises Haupt. Zum Glück für die beiden ungebetenen Gäste scheint er die Bemerkung des Schauspielers über Edwina entweder überhört oder bereits wieder vergessen zu haben. Normalerweise ließe sich der Alte keine Gelegenheit entgehen, eine seiner bei Lehrern wie Schülern gleichermaßen berühmten wie gefürchteten Anekdoten zum Besten zu geben. Doch das Interesse der beiden Besucher an dem von den Priestern entwendeten Buch hat den durch Alter und magischer Hintergrundstrahlung gebildeten Vorhang aus Verwirrung und Realitätsverlust für einen Moment gelichtet und dem durch das Desinteresse seiner Kollegen jahrelang angestautem Mitteilungsbedürfnis ein längst überfälliges Ventil geöffnet.

"'Reise zur Residenz der Gottgleichen' ist das ungewöhnlichste Buch, das ich jemals in der Hand hielt." beginnt er mit klarer und fester Stimme. "Viele Bücher weisen eine Sicherung auf, die Unbefugten das Öffnen versagen, doch selbst einige der zweifelos gefährlichsten Bücher besitzen keinen vergleichbaren Schutz wie dieses. Wir fanden es in einem zugemauerten, längst vergessenen Gewölbe unterhalb der alten Bibliothek. Wir hatten 'Murfis Almanach der wirklichen und tatsächlichen Gesetzmäßigkeiten' erstehen können - natürlich nicht das Original, das ja voller Fehler und ungewollter Absonderlichkeiten ist, sondern nur eine Abschrift - und dieses Werk umfasst ja immerhin 5067 Bände. Wir erweiterten also die Bibliothek, wie wir es immer getan hatten: Da nach oben und zu den Seiten kein Platz mehr war, gingen wir nach unten. Und dabei stießen wir eben auf jenes Gewölbe, das nichts weiter enthielt als ein halbes Dutzend Bücher, darunter eine sehr seltene Ausgabe der 'Illustrierte Alchimie der Zwerge'. Und eben die 'Reise zur Residenz der Gottgleichen'. Ich erkannte sehr schnell, dass jenes Buch das wertvollste von allen war. Es ist ein Unikat, müsst ihr wissen. Das Original. Inzwischen weiß ich, dass das Siegel noch niemals gebrochen wurde - es gibt also keinerlei Abschriften dieses Buches. Nun, Rechem hat nicht die größte Bibliothek dieser Welt, aber wo immer ich auch fragte - ein solches Buch war unbekannt. Ich konnte den Titel verhältnismäßig schnell entziffern, obwohl die Runen schon uralt und längst vergessen sind. Doch das Siegel... ich erkannte, dass ein gewaltsames Aufbrechen des Siegels zur vollkommenen Zerstörung des Buches führen würde. Diesbezüglich waren die Muster und Linien eindeutig, so verwirrend sie auch sonst sein mochten. Viele Jahrzehnte verbrachte ich mit der Untersuchung und dem Studium des Siegels, ohne merklich voranzukommen. Leider erhielt ich keinerlei Unterstützung von den anderen Magiern der Akademie. Sie hatten schnell das Interesse an dem Buch mit dem nichtssagenden Titel verloren, nachdem sie die anderen fünf Bücher untersucht hatten - nun, diese versprachen das Aufhalten des Alterns und anderen Firlefanz. Vermutlich lag's daran, dass bei einigen der anderen bereits der Knochenmann vor der Tür stand und sie deshalb andere Prioritäten setzten."

Der Greis hält kurz inne und atmet kurz durch. Seine Augen blicken ins Leere, und fast fürchten seine beiden Gäste, dass der Moment der Klarheit wieder verfliegen könnte und der Alte erneut in sein Gebrabbel verfällt. Doch schliesslich fährt er fort:

"Es gab Hinweise auf schwarze Magie, doch es blitzten auch Fäden auf, die eindeutig nicht arkanen Urspungs waren. Es ergab alles keinen Sinn, und ich konnte mir lange Zeit keinen Reim darauf machen. Alle Recherchen über ähnliche Versiegelungen führten ins Leere - etwas Vergleichbares war nicht bekannt. Schliesslich geriet mir durch Zufall ein uraltes Manuskript in die Hände. Wir erachteten die nur wenige Seiten starke Abhandlung für weniger wertvoll, da sie aus der Hand eines Mönches stammte und damit eindeutig spirituellen Urprungs war. Der Text beschäftigte sich mit der Verbindung von Schwarz und Weiß, stellte ein Prinzip des Gleichgewichts auf, in dem die Begriffe Gut und Böse negiert wurden und nebeneinander und vollständig ebenbürtig auf eine gemeinsame Ebene gehoben wurden. So theoretisch und unwichtig dieser Text auch schien - er war der Schlüssel für das Siegel! Ich triumphierte, hatte ich das Rätsel doch endlich gelöst. Doch in Wahrheit..."
Der alte Mann wirkt plötzlich zerknirscht und niedergeschlagen.
"...in Wahrheit war mir damit das Öffenen des Buches verwehrt. Ich wäre niemals in der Lage, das Siegel zu brechen, ebenso wie kein anderer aus der Akademie - selbst, wenn das Buch noch hier wäre! Was aber nützt ein Buch, wenn man es nicht öffnen und lesen kann? Somit wurde es vom wertvollsten Besitz der Bibliothek zum Unwichtigsten. Meine einzige Genugtuung ist, dass die Priester, die das Buch gestohlen haben, ebensowenig damit anfangen können wie ich. Selbst wenn es ihnen gelingt, das Siegel zu entschlüsseln - was ich stark bezweifel -, sie wären nicht in der Lage, es zu brechen, ebensowenig wie wir, und werden das verborgene Wissen des Buches niemals erwerben. Ihr seht also - ich kann euch nicht viel helfen. Das Buch ist nicht für unsereins bestimmt, ein solches Siegel lässt sich nicht brechen - obwohl ich natürlich hoffe, dass es uns eines Tages möglich sein wird. - Ach, wenn ich daran denke, wieviele Antworten auf große Mysterien sich dort verbergen mögen! Was für großartiges Wissen muss ein Buch enthalten, das solcherart gesichert ist! In diesem Buch lesen zu dürfen - das muss die größte Erfüllung sein..."

#211068 22/12/05 10:00 AM
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
veteran
Offline
veteran
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
"Das Gleichgewicht der Kräfte ist der Schlüssel!" denkt Glance. Aufgrund seiner elfischen Erziehung und seiner Abstammung von einer Hochelfe ist ihm die Balance der Kräfte der Natur ein vertrautes Konzept. "Aber Tork Emada wird ein entsprechendes Gegenstück finden, wenn er weiss wonach er suchen muss - es mag ihn Zeit kosten, aber er würde vor nichts zurückschrecken. Wir müssen sehen, dass wir die Kontrolle nicht verlieren".

Lurekar setzt an etwas zu sagen, aber diesmal ist es Glance der ihn mit einer Handbewegung zurückhält.

"Bewahrer des Wissens", sagt er zu dem Alten, "Ich komme aus einem fernen Land und bin auf der Suche nach altem Wissen. In meiner Heimat sind die verschiedenen Kräfte nicht so unversöhnlich, wie es hierzulande zu sein scheint - es mag sein, dass ich einen Weg eröffnen könnte euch dieses Buch zugänglich zu machen, wenn ich nur etwas mehr darüber wüsste, was dazu erforderlich ist - allerdings könnte es etwas Zeit erfordern".


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211069 22/12/05 12:31 PM
Joined: Mar 2003
Location: Berlin
B
veteran
Offline
veteran
B
Joined: Mar 2003
Location: Berlin
Im ersten Moment hat es den Anschein, der Alte hätte die Worte des Halbelfen nicht vernommen, denn er zeigt keinerlei Reaktion. Doch dann bewegen sich seine Lippen, ohne einen Laut hervorzubringen, als er stumm die Worte seines Gastes wiederholt.

"Hüter des Wissens..." flüstert er kaum hörbar, offensichtlich Wohlgefallen an dieser Bezeichnung findend.

"Ist es nicht offensichtlich?" sagt er schliesslich in seiner normalen Lautstärke. "Das Gleichgewicht ergibt sich aus der Vereinigung unversöhnlicher Gegensätze. Aus der Kombination von Gut und Böse, woraus sich eine neue Qualität ergibt, die in perfektem Einklang mit sich selbst steht. Als ich wusste, wonach ich Ausschau zu halten hatte, waren die arkanen Muster im Siegel viel leichter zu entziffern - dämonische Magie, finsterste Dämonologie, etwa die Beschwörung eines Lords der Hölle. Dazu gibt es keinen arkanen Gegenpol. Ein genügend mächtiger Magier kann zwar einen Dämon wieder verbannen, doch grundsätzlich ist die Natur der Beschwörung die gleiche wie die der Verbannung. Wäre es anders, wäre das Buch schon längst geöffnet! Es gibt nur eine Kraft, die der Dämonologie wirklich entgegengesetzt ist, und die ist nicht arkanen Ursprungs! Vielmehr ist sie spiritueller, klerikaler Natur. Nur ein Priester, ein heiliger Diener der Götter ist in der Lage, ein Gegenstück zur Dämonologie aufzustellen. Von gleicher Macht - und doch von grundsätzlich anderer Ausrichtung! Der Schlüssel ist ein Ritual, in das schwarze arkane und weiße spirituelle Kräfte zu gleichen Anteilen einfliessen. Ein Miteinander aus dämonischer Macht und heiliger Energie, vereint im perfekten Gleichgewicht."

Der Greis schweigt resigniert. "Zeit! Zeit spielt keine Rolle!" fährt er schliesslich fort, angesichts seines sichtbaren fortgeschrittenen Alters ein merkwürdiger Widerspruch. "Ich habe genug Zeit! Doch Priester und Dämonologen zu vereinen, sie zu einem gemeinsamen Ritual zu bringen, ohne dass sie sich gegenseitig zerfleischen? Wie sollte das gehen?" klagt er bitter. "Wobei das Ritual selbst noch im Ungewissen ist. Ich bezweifel, dass eine aufs geradewohl durchgeführte Dämonenbeschwörung mit einem gleichzeitigen Exorzismus zum Ziel führt. In dem Manuskript des Mönches gibt es nur vage Hinweise, doch ich bin sicher, dass sie ausreichen, um in den geheimen Tempelbibliotheken fündig zu werden. - Ihr seht, die Hindernisse sind unüberwindbar - oder glaubt ihr, ich hätte es nicht schon längst versucht?"

Die Finger des Mannes trommeln auf dem Einband des Folianten, während er energisch den Kopf schüttelt.

"Stellt euch vor, was geschieht, wenn ein Dämon auf eine Lichtgestalt trifft - normalerweise führt eine solche Begegnung unweigerlich zum Kampf und zur Vernichtung beider, falls sie gleich mächtig sind. Das ist jedoch kein Gleichgewicht, denn anschliessend hat die schwarze und die weiße Seite ein wenig von ihrer Macht eingebüßt. Um beide Kräfte miteinander wirklich ins Gleichgewicht zu bringen, müssten sie einander küssen, oder sich sogar vereinen - metaphorisch gesehen! Hälts du soetwas für vorstellbar? Du kannst dir alle Zeit nehmen, die du brauchst, Junge. Ich kann warten. Versuche es ruhig, vielleicht findest du tatsächlich einen Weg, das Unvereinbare zu vereinen... eine Brücke zwischen Kirche und Dämonologen zu schlagen. Ich werde dich nach Kräften unterstützen, doch glaube mir: es muss schon etwas besonderes geschehen, um die Priester zur Mitarbeit zu bewegen!"

#211070 22/12/05 01:56 PM
Joined: Apr 2005
veteran
Offline
veteran
Joined: Apr 2005
Ha ha, es klappt!, denkt Lurekar triumphierend, als der Bibliothekar seinen Vortrag beginnt, Das war ja leicht! Dann bemerkt er jedoch den glücklichen Schimmer in den Augen des alten Mannes, und sein eigenes Verhalten kommt ihm irgendwie schäbig vor. Muss ich nicht Gutes tun, um mich selbst zu retten?, überlegt er unruhig, Oder kommt es gar nicht auf meine Absichten an, solange der Alte froh ist, mal über das reden zu können, was ihn beschäftigt?

Den Ausführungen über die magische Natur des Siegels kann der Musiker nicht ganz folgen, weil sein Wissen über magische Theorien viel zu gering ist, aber bei der Erwähnung des Gleichgewichts von Gut und Böse schießt es ihm sofort durch den Kopf: Das Mal der Dämonin! Das muss es sein! In mir sind Gut und Böse vereint worden. Ich bin der Schlüssel! Ich bin der Auserwählte, der das Buch öffnen kann! Schon will er fragen, wie er es wohl anfangen muss, das Siegel zu lösen, da hält Glance ihn zurück. Na ja, vielleicht ist es besser, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen., bremst er sich in Gedanken, So redefreudig, wie der Alte ist, könnte die Geschichte bei wer weiß wie vielen Ohren landen.

Daher lässt er Glance antworten, nickt selbst nur bedächtig und bemüht sich, so zu wirken, als hätte er jedes Wort verstanden. Verwirrt und etwas enttäuscht hört er mit an, wie der Greis von einem gemeinsamen Ritual von Priestern und Dämonologen spricht, bei den Wörtern 'küssen' und 'vereinen' läuft ihm jedoch ein Schauer über den Rücken. Was weiß der Alte über ihn und das, was ihm zugestoßen ist? Das Unvereinbare vereinen ... natürlich! Genau das ist passiert. Dem hageren Mann kommt es vor, als würde eine alte Prophezeiung vorgelesen, die genau auf ihn passt. Allmählich steigt ein mulmiges Gefühl in ihm hoch. Das ist sie also, die fehlende Verbindung? Der Grund, warum er zu dieser komischen Truppe von Weltrettern gestoßen ist? Unsicher, wie viel er dem Bibliothekar erzählen soll, sieht er hinüber zu Glance.

#211071 22/12/05 02:07 PM
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
veteran
Offline
veteran
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
Die ganze Zeit nagte etwas im Unterbewußtsein von Glance. Als der Alte davon spricht alle Zeit der Welt zu haben, fällt der Schleier. Die Aura! Er hätte ihn kommen spüren müssen, selbst durch das Regal hindurch. Er war schon so an Lurekars verdeckte, unterdrückte Aura gewohnt, dass es ihm nicht sofort auffiel. Der Alte hat keine Aura wie er es von jedem lebenden Wesen kennt.

"Dann, ehrwürdiger Hirte der Lehren", fährt Glance fort, "bitte ich euch, uns das Manuskript zu überlassen, das die Hinweise enthält wonach in den Bibliotheken der Priesterschaft zu forschen ist - auf dass wir uns auf die Suche begeben können das verschollene Wissen zu enthüllen. Gerne werden wir unsere Erkenntnisse mit euch teilen und sie von euch bewahren lassen".


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211072 03/01/06 08:55 AM
Joined: Mar 2003
Location: Berlin
B
veteran
Offline
veteran
B
Joined: Mar 2003
Location: Berlin
Für einen Moment scheint der Alte den Worten des Halbelfen hinterherzulauschen.
"Und jetzt erwartest du sicher soetwas wie 'Na so ein Zufall, ich habe das Manuskript gerade dabei, dachte mir, vielleicht kommt ja ganz aus Versehen jemand in die Bibliothek und fragt danach, obwohl das seit 200 Jahren nicht geschehen ist, in meiner Kutte ist ja genügend Platz, hier nimm es, du bist der richtige Mann für das Buch' oder so." krächzt er schliesslich mit unüberhörbarem Sarkasmus.

"Ich möchte mal wissen, warum alle Besucher immer davon ausgehen, dass ich ausgerechnet das Buch, dass sie haben wollen, bei mir trage! Junger Mann - das hier ist eine Bi. Biblio. Thek. Das ist ein Ort, wo viele Bücher in geräumigen Regalen aufbewahrt werden, weil sie nicht alle Platz in der Kutte eines alten Mannes haben! Und außerdem sind einige Exemplare so schwer, dass ich wirklich keine Lust habe, mich unentwegt mit ihnen abzuschleppen!"

Der Alte grummelt Unverständliches vor sich hin, macht aber trotz seiner barschen Worte nicht wirklich einen verärgerten Eindruck.

"Ihr seid immer so ungeduldig, ihr jungen Leute! Früher - ja früher, da wusste man es noch zu schätzen, wenn ein Buch nicht ohne Weiteres zu bekommen war! Aber heutzutage... alle sind so schrecklich hastig! Zum Beispiel dieser Junge, hat noch einen Milchbart und hat gerade mal gelernt, feste Nahrung aufzunehmen, und schon kommt er hier hereingeweht, schnappt sich einen Haufen Bücher, blättert darin herum, und verschwindet genauso hastig, wie er gekommen ist. Mardaneus heißt er, glaube ich. Oder war's Johram? Jedenfalls einer der jungen, die gerade den ersten Flaum unter der Nase bekommen. Fast so hastig wie eine Schildkröte! Verdammt fix, die kleinen Biester..."

Betrübt nickt der Greis seinen Worten hinterher, bevor er fortfährt:

"Die Bibliothek hat viele Ebenen, und ich muss für das Manuskript ganz nach unten gehen, weil ich es ganz zufällig eben nicht bei mir habe - habe es aus Versehen zur Seite gelegt. Wahrscheinlich liegts daran, dass sich seit Ewigkeiten niemand für das Buch interessierte, da muss ich wohl nachlässig geworden sein... Junge, ganz nach unten bedeutet einen ziemlichen Aufwand, es sind viele Stufen und Gänge und Kammern, bis ich das Buch nehmen kann - und dann muss ich den ganzen Weg wieder zurück! Ich bin ein alter Mann und deswegen nicht mehr ganz so leichtfüßig wie zum Beispiel ein Elefant. Das dauert, bis ich die ganze Strecke gelaufen bin! [/i]Zweimal[/i]! Am besten, ihr kommt in ein paar Stunden wieder."

Ohne auf eine Antwort zu warten wendet sich der Alte ab. Doch dann verharrt er:

"Hirte der Lehren, wie? Nun ja, nun ja..." Der Alte seufzt, und es klingt nach altem Staub und trockenem Pergament. "Hast ist zwar keine Tugend, und ihr werdet schon sehen, was ihr von eurer Ungeduld habt, aber wer bin ich schon, euch da hineinreden zu wollen? Ich werde sehen, dass ich das Buch etwas schneller besorgen kann. Aber das Original könnt ihr euch gleich aus dem Kopf schlagen, das ist viel zu wertvoll! Obwohl es ein Dingsbums, Mann in Kutte und Sandalen, predigt Wasser und trinkt Wein, hält junge hübsche Frauen für eine Sünde und eine Versuchung des Bösen. Nun, so einer jedenfalls hat es geschrieben. Ihr bekommt nur eine Abschrift. Nicht das Original. Stammt von mir, Wort für Wort. Die Abschrift, nicht das Original, meine ich. Mönch! Jetzt fällt's mir wieder ein! Hat ein Mönch geschrieben. Das Original, nicht die Abschrift, meine ich. Mochte keine jungen Frauen. Kannte mal eine, mit Brüsten wie Melonen, mit Edelsteinen besetzt. Wahrscheinlich können Mönche Melonen nicht ausstehen. Sind ja auch nicht so nahrhaft wie zum Beispiel Äpfel..."

Unter solcherart Gefasel bewegt sich der Bibliothekar langsam auf eine der Türen zu, die offenbar zu den tieferen Gewölben der Bibliothek führt, sich von den anderen aber in nichts unterscheidet.

#211073 05/01/06 11:51 PM
Joined: Apr 2005
veteran
Offline
veteran
Joined: Apr 2005
„Kommt in ein paar Stunden wieder?“, hallen die Worte des alten Mannes in Lurekars Kopf nach, Vielleicht sollte dir mal jemand den Staub von den morschen Knochen pusten! Bis dahin könnten wer weiß wie viele Magier zu nächtlichen oder frühmorgendlichen Studien in der Bibliothek vorbeischauen! Ob es besser wäre, mit dem komischen Kerl ein Treffen in der folgenden Nacht zu vereinbaren? Aber wer weiß, ob wir wieder so leicht hierhin gelangen? Und ob der Mann jetzt, wo er erneut faselt, überhaupt noch aufnahmefähig ist?

Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, das Risiko eines stundenlangen Aufenthalts in der Bibliothek zu vermeiden, und der Entschlossenheit, nur mit handfesten Ergebnissen zum Rest der Gruppe zurückzukehren, sieht der Musiker der merkwürdigen Gestalt hinterher. Da das Buch „ganz unten“ liegt, wäre es leichtsinnig, jetzt auf eigene Faust danach zu suchen. Erstens sind erfahrungsgemäß die entlegensten Teile von Magiergebäuden am besten gesichert, zweitens scheint die Bibliothek eine gewaltige Ausdehnung zu besitzen, was die Suche nach einem bestimmten Band äußerst zeitraubend machen dürfte. Und da jemand genau weiß, wo das Buch zu finden ist – wozu der Aufwand? Eine gewisse Wartezeit lässt sich zwar offenbar nicht vermeiden, aber vielleicht lässt sie sich weiter verkürzen? Leider hat der alte Zausel etwas gegen Schnelligkeit. Möglicherweise kann man ihn leichtfüßiger machen, wenn man so tut, als würde man seine Ansicht teilen?

„Fühlt Euch von uns nicht zur Eile gedrängt! Wir haben Zeit und werden warten.“, ruft der grauhäutige Mann dem Bibliothekar in fast schon freundlichem Tonfall gemächlich nach, hoffend, dass ihn diese Aussage gerade erst zur zügigeren Beschaffung des Buches anspornen wird. „Achtet darauf, wie er die Tür öffnet!“, zischt er Glance anschließend leise zu und folgt den Bewegungen des Alten mit wachem Blick.

#211074 06/01/06 07:26 AM
Joined: Mar 2003
Location: Berlin
B
veteran
Offline
veteran
B
Joined: Mar 2003
Location: Berlin
Nichts weist darauf hin, dass der Alte die Worte des Schauspielers gehört oder verstanden hat. Schlurfend und vor sich hin grummelnd setzt er seinen Weg fort, hebt den kleinen Riegel an und drückt die Tür auf, ohne zuvor sichtbar einen speziellen Öffnungsmechanismus auszulösen. Offenbar ist die Tür nicht verschlossen. Dahinter ist für einen kurzen Moment der Anfang eines in schwaches Dämmerlicht getauchten Ganges zu erkennen. Einzelheiten bleiben aufgrund der spärlichen Beleuchtung jedoch verborgen. Der Alte taucht in die Schatten des Ganges ein und die schwere Tür schlägt langsam und ungewöhnlich leise zu - mehr als ein metallisches Klicken ist nicht zu vernehmen, als sie ins Schloss fällt.

#211075 09/01/06 02:32 PM
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
veteran
Offline
veteran
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
Glance spürt Lurekars Drang die Gelegenheit beim Schopfe zu ergreifen. "Noch mal kommen wir nicht so leicht hier her, das ist klar", denkt er. "Wir sollten wirklich versuchen aus der Chance zu machen was geht - aber wie wird der Alte reagieren, wenn wir das Allerheiligste seiner Bibliothek betreten? Andererseits - ausdrücklich verboten hat er es nicht..."

"Hmm - folgen wir ihm?", fragt Glance leise.

Last edited by GlanceALot; 10/01/06 12:58 PM.

In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211076 11/01/06 01:32 AM
Joined: Apr 2005
veteran
Offline
veteran
Joined: Apr 2005
Lurekar grinst breit. „Seid Ihr auf den Geschmack gekommen?“, flüstert er zurück, während er sich die Tür genauer ansieht, durch die der alte Mann verschwunden ist. Er hält sein Ohr nahe an den Türspalt, bedeutet Glance mit einer Geste, kurz still zu sein, und fährt dann fort: „Ja, ich glaube, es wäre gut zu wissen, wohin der Alte geht ... nur für den Fall, dass er uns später nicht mehr so bereitwillig helfen möchte, aus welchen Gründen auch immer. Wir sollten allerdings darauf achten, dass er uns nicht bemerkt.“

Die Bända des Musikers windet sich wie eine Schlange an seinem Arm entlang und rollt sich leise an seinem Gürtel zusammen. Der hagere Mann löscht derweil seine Laterne, hebt lautlos den Riegel der Tür an und öffnet sie ein kleines Stück. Der Gang dahinter ist leer, so viel ist im Dämmerlicht zu erkennen. Er führt in einem Bogen nach rechts und leicht nach unten. Die schlurfenden Schritte des alten Mannes sind nicht mehr zu hören. „Könnt Ihr in dem Gang irgendetwas spüren?“, fragt Lurekar leise, um nach einem Augenblick vorwurfsvoll hinzuzufügen: „... falls Eure Elfensinne hier unten überhaupt wirksam sind.“

#211077 11/01/06 10:02 AM
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
veteran
Offline
veteran
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
"Der Alte hat weniger Aura als Ihr, um nicht zu sagen 'keine'", antwortet Glance und gleitet duch die Tür in den Gang. Im schwachen Licht, das noch durch die Tür in den Gang fällt, kann er erkennen, dass dort wo der Gang sich im Dunkel verliert die Wände aus gewachsenem Fels gehauen sind. "Das hier ist eher was für einen Zwerg", sagt er mehr zu sich selbst als zu Lurekar.

Ein fernes metallisches Schnappen dringt an Glances Ohren, ganz ähnlich dem der sich schließenden Tür hinter ihnen. Mit schnellen, doch fast lautlosen Schritten folgt er dem Gang nach unten, bis er zur Rechten an eine Tür kommt. Er blickt sich um, Lurekar ist direkt hinter ihm. "Wie ein Schatten". Vorsichtig öffnet er die Tür.

Licht fällt in den Gang, aber als sich nichts rührt, und auch nichts zu hören ist, tritt er durch die Tür und stösst überrascht aus "O-ha!"

Sie stehen auf einem Treppenabsatz - vor und unter ihnen liegt eine grosse, unregelmässig geformte Höhle. An den Wänden verlaufen eine Vielzahl hölzerner Treppen und Stiegen, einige von ihnen auch kreuz und quer von einer Seite der Höhle zur anderen. An den Wänden sind Türen bzw. Türöffnungen, die zu dahinterliegenden Kammern, möglicherweise auch Gängen führen. Etliche der Kammern oder Gänge sind untereinander verbunden, und zwar nicht nur links und rechts, sondern auch durch Wendeltreppen nach oben und unten - an einer solchen Wendeltreppe stehen Glance und Lurekar gerade.

In unregelmässigen Abständen sind die Wände mit Nischen versehen, in denen allerhand merkwürdige und obskure Gegenstände lagern - Schädel von mysteriösen Wesen, ausgestopfte Tiere, Kelche, kleine Schatullen und Steine sowie Dinge, von denen schwer zu erkennen ist, wozu sie dienen oder was sie überhaupt darstellen sollen. Am Grunde der Höhle steht auf einem Podest ein gewaltiges Knochengerüst - vielleicht von einem Drachen?

Selbst Glance kann anhand der unterschiedlichen Bauformen erkennen, dass dieses Gewirr nicht planvoll, sondern durch ständige Erweiterung entstanden ist. Der Uneingeweihte hätte kaum eine Chance, wenn er einen bestimmten Raum oder gar ein bestimmtes Buch suchte. In diesem Fall wäre das Labyrinth aus Kammern, Gängen, Treppen und Stiegen kaum zu bewältigen, man würde sich hoffnungslos verirren.

"Dieses Durcheinander ist besser als jede Sicherung", meint Glance zu Lurekar. "Abgesehen von trotzdem verschlossenen Türen und sonstigen Absicherungen, die es wohl geben wird". "Der Alte ist weg - oder könnt' ihr ihn entdecken?"


Last edited by GlanceALot; 11/01/06 12:24 PM.

In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211078 11/01/06 03:11 PM
Joined: Apr 2005
veteran
Offline
veteran
Joined: Apr 2005
Der Musiker tritt neben Glance und schweigt einige Augenblicke lang. „Da unten bewegt sich etwas.“, flüstert er und deutet auf einen Punkt im Halbdunkel an der entgegengesetzten Seite der Höhle, sicher zwanzig Schritt unter ihnen. „Aber wie kann er so schnell dorthin gelangt sein? Einen derart flinken Eindruck macht er nicht, und so viel Vorsprung haben wir ihm auch nicht gegeben.“

Nachdenklich lässt der Schwarzgekleidete seinen Blick von links nach rechts wandern. Auf beiden Seiten des Treppenabsatzes führt ein schmaler, ungesicherter Weg – vielleicht auch nur ein Sims – an der Höhlenwand entlang zu mehreren Nischen, über die sich von hier aus jedoch nicht sagen lässt, ob sich etwas darin befindet. Eine rötliche und eine grüne Lichtkugel hängen über zwei der Nischen, und Lichter unterschiedlicher Farben und Intensität beleuchten andere Teile des riesigen Raumes. Die Wendeltreppe unter den beiden Männern mündet eine Etage tiefer in einen kunstvoll gemauerten, mit Tierköpfen und Dämonenfratzen verzierten Durchgang, in dem drei gleichartige Türen zu sehen sind.

„Das ist aussichtslos.“, meint Lurekar mit einem Kopfschütteln, „Hier müsste man sich gut auskennen, um dem Alten folgen zu können. Möglicherweise setzen die Magier sogar Zauber ein, die sie von einem Ort zum anderen bringen. Wer weiß, wo uns dieses Gewirr ausspucken würde, wenn wir versuchten, dem komischen Kauz nachzueilen. Am Ende würden wir nicht mehr hinausfinden, bevor er zurück ist, und das Buch entginge uns.“

Bedauernd zuckt der hagere Mann mit den Schultern. „Es wird wohl besser sein, wenn wir ganz in der Nähe bleiben und nach einer Weile zurückkehren, um auf den Alten zu warten.“, schlägt er vor. Dann tritt ein seltsamer Glanz in seine Augen, und ein Lächeln huscht über seine Lippen. „Vielleicht können wir uns ja auch den ein oder anderen Gegenstand ausleihen ... hier liegt so viel Zeug herum, dass es sicher niemandem auffällt, wenn ein paar nützliche Dinge 'vorübergehend fehlen'.“

#211079 11/01/06 03:27 PM
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
veteran
Offline
veteran
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
"Erstens, woher wollt ihr wissen was 'nützlich' ist? Aber egal - ihr meint wohl sowieso eher 'wertvoll', nicht?" Glance blickt Lurekar vorwurfsvoll an. "Zweitens habe ich die Befürchtung, dass der Alte jede Veränderung in diesem Durcheinander, die er nicht selbst verursacht hat, SOFORT erkennt - also lasst lieber eure Finger bei euch. Wir wollen nicht riskieren ihn zu verärgern, jetzt wo wir so weit gekommen sind. Gehen wir lieber zurück in die Halle - wer weiss auf welchem Weg der Alte dorthin zurück kommt".


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211080 11/01/06 04:19 PM
Joined: Apr 2005
veteran
Offline
veteran
Joined: Apr 2005
„Was wertvoll ist, das ist uns auch nützlich.“, verteidigt sich der Grauhäutige, „Spätestens dann, wenn wir es bei einem Händler gegen einen anderen nützlichen Gegenstand eintauschen können. Und in dieser Höhle müssen viele Tausende Bücher und andere Gegenstände lagern – wie soll jemand augenblicklich feststellen können, dass sich zwei oder drei davon nicht mehr an ihrem Platz befinden? Die größten Kostbarkeiten werden bestimmt weit vom Eingang entfernt aufbewahrt ... solange wir uns mit den weniger exquisiten Dingen begnügen, wird das so schnell schon niemandem auffallen. Und wieso sollte der Alte gerade auf uns wütend sein? Schließlich könnte sich jeder der Magier in der Akademie die Sachen ausgeliehen haben.“

Mit diesen Worten betritt Lurekar das linke Sims und macht ein paar rasche Schritte zu der ersten Nische, über der die rötliche Lichtkugel schwebt. Das zeichnet eben einen guten Anführer aus., denkt er sich, Mut zum Risiko, wenn es zum Wohl der Gruppe ist. Die Fähigkeit, sich über derart kleinliche Bedenken hinwegzusetzen, solange es den Zielen dient. Und schnelle Entscheidungen, wann immer sie gefordert sind. Wer weiß, wie lange der ganze Plunder bereits ungenutzt hier herumgammelt ... so eine Verschwendung! Und schon ist der hagere Mann in der Nische verschwunden.

#211081 13/01/06 02:27 PM
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
veteran
Offline
veteran
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
"Unverbesserlicher, gieriger Dickkopf!" Glance springt Lurekar hinterher und schnappt sein Handgelenk, gerade als er einen der Gegenstände in der Nische greifen will. "Nicht!" zischt er eindringlich.

Bevor er jedoch mehr sagen kann, fängt das rote Licht über dem Eingang der Nische an leicht zu pulsieren.


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211082 13/01/06 07:18 PM
Joined: Apr 2005
veteran
Offline
veteran
Joined: Apr 2005
Wie zur Antwort sendet der dünne, etwa ellenlange und silbrig glänzende Stab auf dem Podest in der Nische einen Lichtschimmer im selben rötlichen Ton aus. Lurekar zieht die ausgestreckte Hand sofort wieder weg, doch plötzlich springt ein gleißender, fein verästelter Lichtbogen von dem Stab zu seinem Arm und von dort zu Glances Hand. Ein stechender Schmerz durchzuckt die von dem Lichtbogen berührten Stellen.

Dennoch entfährt dem Musiker nicht mehr als ein leises Stöhnen. Seine Muskeln erschlaffen, und er sinkt in sich zusammen. Das seltsame Licht hat ihm offenbar den Atem geraubt, denn mit sichtlicher Anstrengung hebt sich sein Brustkorb, während er nach Luft schnappt. Ebenso stoßartig atmet der schwarz gekleidete Mann wieder aus: Ein Hustenanfall schüttelt ihn, dessen Echo dumpf von den Höhlenwänden zurückgeworfen wird.

#211083 17/01/06 12:04 PM
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
veteran
Offline
veteran
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
Glance hält den Arm des zusammensinkenden Lurekar fest, obwohl ein Prickeln seine Hand durchzuckt - aber, wohl gedämpft durch Lurekars Körper, beeinträchtigt es ihn nicht weiter.

Hektisch geht sein Blick von dem Stab, den Lurekar ergreifen wollte über das Licht über ihm, das aufgehört hat zu pulsieren, zu Lurekar, der schlaff an ihm hängt und nach Atem ringt.

Kurzentsschlossen lässt er sich auf ein Knie nieder, zieht sich den kraftlosen Lurekar über die Schulter und stemmt sich wieder hoch. "Wir gehen besser", zischt er mit zusammengebissenen Zähnen Lurekar zu, der aber nur ein kurzes Keuchen ausstößt.

Sein Artefakt in der Linken, mit der Rechten Lurekar auf seiner Schulter festhaltend, geht Glance zurück in den Gang. Die Last sowie die Steigung des Ganges lassen ihn den Rückweg länger empfinden.

Als er die Tür zum ersten Saal der Bibliothek erreicht, schaut er vorsichtig hinein - alles ist ruhig. Er tritt ein, setzt Lurekar auf einen Stuhl an einem der Tische und atmet - im wahrsten Sinne des Wortes - erleichtert durch.

Lurekar atmet immer noch schwer, scheint sich aber schnell zu erholen.


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211084 17/01/06 05:25 PM
Joined: Apr 2005
veteran
Offline
veteran
Joined: Apr 2005
„Verdammte Magier!“, stößt der Schwarzgekleidete zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, woraufhin er erneut heftig husten muss. Schnaufend lässt er sich auf den Stuhl zurücksinken, sieht Glance ruhig an und schließt gelegentlich erschöpft die Augen. „Danke.“, sagt er nach einer Weile leise. Sein Atem ist jetzt ruhiger geworden, und allmählich kehrt die Muskelspannung in seinen Körper zurück. „Ich hätte dasselbe“, fügt er hinzu, unterbricht seinen Satz aber an dieser Stelle, so als würde er nachdenken, und beendet ihn: „für dich getan.“

Nach einer weiteren kurzen Ruhepause krempelt der Musiker den Ärmel seines Hemdes hoch und reibt sich stöhnend die Stelle, an der ihn der Lichtbogen getroffen hat. Der Grauton seiner Haut ist dort dunkler als in der Umgebung. „Was war das für ein Zauber?“, fragt er und sieht wieder auf zu Glance.

#211085 18/01/06 10:48 AM
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
veteran
Offline
veteran
Joined: Mar 2004
Location: Berlin, Germany
"Hmm - ich weiß nicht genau", meint Glance. "Es könnte sowohl eine Abwehrreaktion auf das 'Mal' gewesen sein, wie auch ein allgemeiner Verteidigungsmechanismus". Er überlegt. "Es wird einen Grund haben warum dort rote und grüne Leuchten sind - Warnhinweise auf unterschiedliche Schutzzauber vielleicht? Nun, wie auch immer - ich denke, das war Lehre genug. Ich hoffe, dass der Vorfall den Alten nicht davon abgebracht hat das Manuskript zu holen. Wir wollen unser Glück nicht übermäsig beanspruchen - vor allem wenn Alrik nicht dabei ist..."


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)
#211086 18/01/06 11:37 AM
Joined: Mar 2003
Location: Berlin
B
veteran
Offline
veteran
B
Joined: Mar 2003
Location: Berlin
"Seid ihr zum saubermachen hier?" erklingt die Stimme des Alten im Rücken der beiden Männer. Unbemerkt von beiden musste er den Raum durch eine ähnliche Geheimtür wie bei ihrer ersten Begegnung betreten haben - doch wie konnte er den ganzen Weg so schnell zurücklegen? Wie es scheint, hat der Greis den einen oder anderern Trick auf Lager...

"Passt auf, was ihr anfasst, wenn ihr saubermacht! Einige der Exponate reagieren sehr gereizt, wenn man sie ohne Erlaubnis berührt - und es gibt Schlimmeres, als in einen Haufen Asche verkohlt zu werden, sage ich euch! Ich kannte mal einen, hat immerzu Schluckauf gehabt, der wollte sich nur mal die Einhundertelf anschauen, und dabei - ne, das war ein Anderer! Der mit dem Schluckauf, meine ich! Der hatte doch diese Schwester, gross wie ein Dingsbums, lebt unter Brücken, Troll! genau, mit einem Bart wie ein Zwerg, die hat - ne, das verwechsel ich. Das war tatsächlich ein Zwerg. Hat hier nach einem Baum gesucht, der angeblich die ganze Welt tragen soll. Faselte was von Elixieren und einer mysterösen Hautcreme - vermutlich für die Schwester. Vielleicht war's auch was gegen Schluckauf. Jedenfalls wollte er - der Zwerg, oder war's doch ein Troll? Tante! Genau, seine Tante war's! Der mit dem Schluckauf, meine ich! Was für ein Weib! Konnte eine erstklassige Gemüsesuppe kochen! Wurde etwas eigenartig zum Schluss. Baute sich ein Haus aus Kuchen und fand großen Appetit an kleinen Kindern..."

Der Greis mustert die beiden Besucher aus zusammengekniffenen Augen. "Kenne ich euch? Haben wir schonmal miteinander gesprochen?"

Er legt ein großes Buch auf eines der Podeste und klopft mit den Fingern auf den Einband. "Vielleicht kennt ihr ja diese Schrift. Das zweit-interessanteste Buch hier. Habe keine Ahnung, was da drin steht."

Ohne auf seine verblüfften Gäste zu achten, schlägt er den Einband auf und weist auf die dicht beschriebenen Seiten.
"Nur Striche und Kreise! Hunderte Seiten voller Srichen und Kreisen - ohne Zweifel eine Geheimschrift! Aber das Beste: Das Buch schreibt sich laufend weiter! Von ganz alleine! Vor ein paar Wochen war's überhaupt noch nicht da, und eines Tages - *zack* - stand's im Regal. Und schrieb sich selbst. Manchmal passiert tagellang gar nichts, dann geht's plötzlich hinternander weg..."

Der Alte schlägt die letzte beschriebene Seite auf, der noch viele Hundert leere Blätter folgen.
"Da! Seht ihr? Gerade jetzt schreibt es sich wieder selber!" Tatsächlich tauchen auf dem erst halb beschriebenen Blatt wie von Geisterhand etliche Zeichen auf, die die Seite binnen kurzem füllen und sich auf der folgenden leeren Seite fortsetzen.
"Lediglich den Titel kann ich entziffern." meint der Greis in bedauerndem Tonfall. "'Wieder unterwegs'. Wer auch immer da auf Reisen sein mag..."

Page 148 of 190 1 2 146 147 148 149 150 189 190

Moderated by  Alix, ForkTong, Larian_QA, Lynn, Macbeth 

Link Copied to Clipboard
Powered by UBB.threads™ PHP Forum Software 7.7.5