Durch den sich öffnenden dunklen Durchgang schiebt sich die Gestalt eines alten, fast greisenhaft wirkenden, brabbelnden Mannes, einen dicken Folianten unter den einen Arm geklemmt, in der freien Hand eine Sicherheitslaterne haltend. So plötzlich taucht er auf, dass jeder Versuch, sich zu verbergen, zum Scheitern verurteilt ist. Unentwegt vor sich hin grummelnd blinzelt der alte Mann angestrengt den beiden ungeladenen Besuchern entgegen.

„Bist du das, junger Trasric?“ fragt er mit einer Stimme, die irgendwie nach altem, vergilbten Pergament klingt und sich staubig anhört. Der Alte setzt seinen schlurfenden Gang fort, und die Tür hinter ihm schwingt so lautlos zu, wie sie sich geöffnet hat. Selbst aufmerksamen Augen fällt es schwer, ihre Existenz auszumachen, als sie schließlich geschlossen ist.

„Wer ist dein junger… Freund?“ brabbelt der Alte aus zahnlosem Mund und starrt aus trüben Augen zu den beiden Gästen.
„Ein Dunkelelf, hm?“ fährt er fort, ohne den beiden auch nur eine Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern. „Sind selten hier – ich kannte mal einen, wie hieß er doch gleich, Dingsbums, irgendwas mit A, oder war’s ein R? Unangenehmer Bursche, spuckte ab und an eine Flammenlanze und behauptete, das würde von einer Überdosis Dingsbums, Rum, nein Säure war’s glaub ich kommen. Wollte ständig die schwarzen Bücher lesen, ha! Mit M! Ja! Fing mit einem M an! Ganz dunkel, der Elf. Mit spitzen Ohren, ja.“ Der alte Mann kichert vor sich hin, ohne seinen Weg zu unterbrechen. „Wusste gar nicht, dass wieder einer hier ist. Der letzte – der mit L, oder M? – ist irgendwann spurlos verschwunden. Hatte ganz spitze Ohren, wie ein Hund. Oder war’s eine Katze? Ich kannte mal eine Katze, hatte drei Beine und einen halben Schwanz. Gehörte dem, Name liegt mit auf der Zunge, so ein dicker, gemütlicher, hatte ein Dingsbums, langes Teil, Schwert, oder war’s ein Stock? Tee, jetzt weiß ich’s wieder! Die Flammenlanze käme vom Tee, hat der Bursche behauptet. Der mit den spitzen Ohren und dem dicken Bauch – nein, das war ein anderer! Hatte einen Hasen mit fünf Beinen und einem Ohr. Wurde von einem Hund gefressen – der Hase, meine ich, nicht der Mann! Oder war’s doch andersrum? Jedenfalls der mit dem Schwert, Stock, Knüppel – Besen! Ein Besen war’s! Hat damit immerzu gedingsbummst, gefegt, meine ich. Also der mit der Ratte, nicht der mit den spitzen Ohren. Das war ein anderer, Dingsbums, wie heißen sie gleich, dunkles Gesicht, unangenehmes Wesen, liegt mir auf der Zunge. So wie Zwerge, nur nicht so stinkend und klein.“

Der Mann hat schließlich eines der Pulte erreicht, wo er sorgsam den dicken Folianten ablegt, ohne seinen Redeschwall zu unterbrechen.

„Seid ihr zum Saubermachen hier?“ nuschelt er, doch erneut gibt er den beiden keine Gelegenheit zu einer Antwort. „Kannte mal einen, der einen Besen hatte – so ein dicker, mit spitzen Ohren. Nein, das war ein anderer, glaube ich. Fegte die ganze Zeit. Mit dem Besen. Guter Mann, guter Mann… oder war’s eine Frau? Hatte ein Gesicht wie, dingsbums, liegt mir auf der Zunge, Kriege werden deswegen geführt… nun, wie ein Gesicht jedenfalls. Rund, und die Nase mitten drin! Erstaunlich, wenn ihr mich fragt.“
Der Greis scheint seine beiden sprachlosen Gäste etwas genauer zu mustern. „War natürlich nicht so hübsch schwarz wie Eures, junges Fräulein. Das Gesicht, meine ich. Das ganze Flotten in Bewegung setzt. Und außerdem… war nicht so flach obenrum – wenn du verstehst, was ich meine. Also nicht das Gesicht sondern die Frau mit dem Besen und diesem Gesicht. Falls es kein Mann war.“

Vorsichtig, fast zärtlich streicht der Mann über den Folianten, wahrscheinlich um imaginären Staub fortzuwischen.

„Du bist doch der junge Egil, nicht wahr? Ich sag’s euch gleich: Die ‚Wirklich aufregenden Zauber für intime Gelegenheiten’ geb’ ich euch nicht! Das letzte mal war’s voller Flecken und Eselsohren! Oder willst du mir ‚Zauberei für zwei’ zurückbringen? Und warum hat sich dein Kumpan das Gesicht so schwarz angemalt? Glaubst, ich erkenne dich nicht, Ponder, wie? Was hast du mit ‚Weiblicher Anatomie’ angestellt, hm? Ist schon lange überfällig, das Buch!“