Es regt sich etwas. Die Gruppe, die um das fast erloschene Feuer herum liegt, merkt von dem wenig.
Es ist ein Einhorn, das langsam aufwacht, um sich herum schaut, jedes einzelne Wesen genau betrachtet, fixiert, und sich dann, nach einer kurzen Weile, vorsichtig erhebt.
Als das Wesen inmitten der Schlafenden steht, in dunkler Nacht, mit den Sternen und der Glut als einzigem Licht, geht plötzlich von dem Tier ein sanftes, dunkelrotes Glühen aus, das sich wie eine Kugel von dem Tier aus ausbreitet, es anfangs noch umhüllt, sich dann immer weiter ausbreitet, eine sanft schimmernde, glühende, schwach pulsierende Kugel von dunkelrotem Licht, Wärme ausstrahlend, wie eine Aura, die die Gruppe durchdringt und schließlich einhüllt, wie eine Art Glocke.
Geweckt von dieser sanften Wärme, wachen die Schlafenden auf. Einige reiben sich die Augen, gähnen, LuSer dreht sich herum, bis auch er sich reckt und streckt, einige blicken unschlüssig und orientierungslos um sich, bis sie realisieren, daß sie sich zusammen mit einigen bekannten Gesichtern in einem Kreis befinden.
Die sanft schimmernde rote Glocke erzeugt nun soviel Licht, daß sich alle gegenseitig sehen können. Ein bekanntes Gesicht zu sehen macht das Aufwachen viel leichter.
Es ist außerhalb dieses kleinen Kreises noch dunkel. Der Morgen deutet sein Auftauchen noch nicht an.
Das Einhorn nickt kurz dem Pferd zu, das sich ebenfalls erhebt. Die beiden Katzen schmiegen sich noch schnurrend aneinander, sind aber bereits hellwach.
Als das Einhorn spürt, daß die Aufmerksamkeit aller goß genug ist, richtet es sein Wort an die Gruppe :
"Liebe Freunde, es ist soweit. Ich, und mein Begleiter müssen jetzt gehen. Uns erwartet eine weitere Aufgabe.
Ihr solltet auch eure Sachen zusammenpacken. Meine Intuition sagt mir, daß ihr euch beeilen solltet, um noch vor Sonnenaufgang in die Stadt zu kommen. Ungesehen werdet ihr es möglicherweise leichter haben. Die Schatten verraten euch nicht.
Macht euch also jetzt besser auf, solange die Nacht noch währt ! Ihr seid dann zumindest durch die Dunkelheit der Nacht geschützt vor fremden Blicken ...
Alrik, Auserwählter, ich gebe dir den Wunsch mit, viel Glück mit deinem Weg zur Göttin zu haben, und den richtigen Weg zu finden. Wenn du ihr vertraust - und auch nur solange du ihr vertraust - wird sie dich schon führen. Ich weiß, wovon ich spreche.
Geht nun ! Macht euch auf ! Ich muß euch verlassen. Vielleicht sehen wir uns ein anderes Mal wieder ...
Ich lasse diese Lichtglocke bei euch, sie wird euch aufwärmen. Damit kommt ihr schneller auf eure Beine und braucht euch nicht durch ein wärmendes Feuer möglichen Beobachtern zu offenbaren. Ihr braucht euch nicht um diesen Zauber zu kümmern : Die Lichtglocke vergeht, sobald die Morgenröte sie durchdringt. Ich nenne sie 'Eo', und der Zauber ist uralt.
Und nun : Ich wünsche euch viel Glück ! Möge eure Aufgabe erfolgreich beendet werden !"
Zum Pferd gewendet, flüpstert das Einhorn "Laß uns gehen" in dessen Sprache, dann traben sie davon, bis sie in einiger Entfernung in den Galopp übergehen.
Später, in der Morgenröte, können einige Beduinen und Nomaden ein über eine Ebene galoppierendes Paar erkennen ... aus weiter Entfernung zwar, aber trotzdem gut sichtbar. Umgeben von einer leichten Aura ... wenn es keine Sinnestäuschung war.
Die Gruppe indessen wacht nun langsam auf, und Alrik packt schon mal seine Sachen zusammen, man kann nie wissen.