Dankbar lächelt Lu die drei Gefährten an und zwinkert Big Claw zu. Ihre Zuversicht ringt die leichte Nervosität nieder, die jetzt in ihm aufsteigt, wo es wirklich losgehen soll.

"Aglandil, Aglandil, Aglandil ...", murmelt er leise vor sich hin. Diesmal durfte er das Wort nicht wieder vergessen. "Wir sehen uns auf dem Schiff!"

Lu ruft sich rasch noch einmal das Bild des Großen und das des Einhorns ins Gedächtnis. Beide haben ihm gesagt, dass er sich nicht vor dem Wasser zu fürchten braucht. Dann drückt er vorsichtig die Pfoten seiner Gefährten und springt in den noch dunklen Nachthimmel.

In der Ferne kann er schon das Rauschen des Wassers hören. Nachdem er sich vorsichtig durch das Geäst der Bäume geschlängelt hat, erhascht er auch den ersten Blick auf die nur sanft bewegte Oberfläche des Meeres. "Hallo Meer!", denkt er mit einem leichten Kribbeln im Bauch. Nach der langen Zeit des Wartens, der offenen Fragen und Selbstzweifel fühlt er wieder eine unbändige Lebensfreude in sich. Der kalte Nachtwind rauscht in seinen Flügeln und sein Blut in seinen Adern. Er spürt die Kraft seiner Flügelschläge, die Harmonie mit dem weichen Element und Freiheit, die nur ein Flügelwesen empfinden kann.

"Ich bin ein Drache!", will er lauthals brüllen, beschränkt sich dann jedoch auf ein halblautes Flüstern. Sich auf diese Weise den Ungeflügelten zu verraten wäre einfach zu dämlich. Schneller und schneller schießt er durch die Lüfte bis an die Küste und folgt dann Stones Anleitung. Die wenigen Lichter der Stadt werden rasch größer und auch den steilen Felsen mit den leckeren Brombeeren kann er bald erahnen. Mit einer geschmeidigen Kehre landet er auf der Spitze des Felsens. Am Horizont zeigen sich die ersten fahlen Vorboten des Sonnenaufgangs. Schon bald wird dieser mit seiner Farbenpracht Himmel, Land und Meer verzaubern.

Lu keucht leicht und seine tränenden Augen glänzen noch immer von dem furiosen Ritt über den Nachthimmel. Wie schön die Welt doch ist!

... Alagalandriel ... Alandirell ... Aladil ... Lu wirft sich entnervt zu Boden, stützt die Schnauze in die Pfoten und beginnt noch einmal ganz in Ruhe nachzudenken.




Last edited by LuSer; 23/01/06 04:58 PM.