Erneut schreckt Lurekar aus seinen Träumen hoch. „Vermögt ihr nicht leise zu machen Euren spaßigen Radau?“, brummt er ungehalten auf Elfisch und dreht sich auf die andere Seite. Doch dann bemerkt er, dass etwas anders ist als vorhin. Seine Bända hat sich vom Gürtel gelöst und windet sich in einiger Entfernung auf dem Boden. Ihre Enden schlagen immer wieder dumpf auf die Planken. Hat ihn das geweckt? Unangenehme Erinnerungen steigen in ihm auf.
Vorsichtig sieht er sich um, dann erhebt er sich lautlos, kniet sich neben das Instrument, berührt es und redet beruhigend auf es ein. Nach einer Weile schlängelt es sich zu seinem Gürtel empor und rollt sich dort wieder zusammen.
Der grauhäutige Mann reibt sich die Augen. Durch den plötzlichen Anschein von Gefahr ist die Müdigkeit von ihm gewichen, aber richtig erholt fühlt er sich nach dem nächtlichen Ausflug zur Akademie nicht. Die Akademie! Schnell greift er nach dem Buch, das der Bibliothekar ihm gegeben hat – zum Glück ist es noch da, wo es sein sollte.
Während Lurekar auf die Geräusche und Worte achtet, die von Deck zu ihm herunterdringen, krempelt er seinen Ärmel hoch und sieht sich besorgt die Stelle an, an der ihn der Lichtbogen getroffen hat. Sie schmerzt immer noch und ähnelt einem unregelmäßigen dunkelgrauen Stern, dessen Zacken vom Handgelenk bis zum Oberarm reichen. Scharf heben sich ihre Konturen von der viel helleren umgebenden Haut ab. Der Musiker tastet seinen Arm behutsam ab, und ein seltsames Kribbeln durchfährt ihn. Er schließt kurz die Augen, schüttelt den Kopf und krempelt den Ärmel langsam wieder herunter.
Von oben hört er, dass eine Menschenmenge durch die Stadt ziehen soll und dass die Elfen sich auf die Kampfstationen begeben. Vielleicht ist es besser, sich erst einmal nicht zu zeigen und abzuwarten, was passiert? Aufgebrachte Menschen werden auf das Mal der Dämonin wohl kaum günstig reagieren. Ein Blick hinaus zeigt ihm jedoch, dass am Hafen alles ruhig ist. Und sollten wütende Massen auftauchen, kann er ja immer noch rasch verschwinden.
Leise steigt Lurekar empor an Deck, wo sich die restliche Gruppe bereits versammelt hat; auch Glance ist schon auf den Beinen – nur Alrik läuft gerade vom Schiff weg, wie er noch bemerkt. Aber da ist ein weiterer Nichtelf in zerrissener Kleidung ... neugierig mustert der Schwarzgekleidete ihn und überlegt, ob er sich überhaupt bemerkbar machen soll. Gefährlich sieht der Kerl nicht gerade aus, allerdings braucht er ja auch nichts mitzubekommen, was ihn nichts angeht. So meint der Musiker nur ruhig: „Guten Morgen. Ich nehme an, Glance hat Euch bereits vom Erfolg unserer Unternehmung berichtet? Ist bei Euch alles glatt gelaufen?“
Erst jetzt fällt ihm auf, dass Stone seine leuchtende Figur in der Hand hält.