Vorsichtig dringt sie in den fremden Geist vor. Sucht einen Weg in Gedanken und Erinnerungen. Ein stechender Schmerz fährt ihr durch den Kopf, als sie auf eine magische Barrikade stößt. Die gleiche fremdartige Magie, die sie vorhin schon wahrgenommen hat. Eine magischer Schutzwall, den sie trotz größter Anstrengungen nicht durchbrechen kann. Enttäuscht will sie schon aufgeben, da die Schmerzen in ihrem Kopf unerträglich werden, als der Schutzwall auf einmal durchlässig wird.
Tief dringt ihr Geist in seinen ein. Bilder dringen in ihr Bewusstsein. Ein Durcheinander von Gedanken, Gefühlen und Bildern. Die mächtigen Mauern eines alten Tempels. Bilder von einem Mann, einem Schattenrufer. Bodasen wurde er von den anderen genannt. Einige Sekunden lang taucht eine Erinnerung in ihr auf, sie sollte sich an etwas im Zusammenhang mit diesem Namen erinnern. Aber bevor sie diesen Gedanken greifen kann, wird ihr Geist schon von einer Fülle weiterer Bilder überschwemmt. Begebenheiten mit den kleinen Drachen. Das Gesicht einer Frau. Alriks Erinnerungen an die Burgruine. Eindrücke des Waldes. Eine Auseinandersetzung mit denen, die sie Blutjäger nennen. Den Eingang eines Tempels, verziert von Katzen. Die schwere Entscheidung, ein in ihren Augen unnützes Stück Gold herzugeben und der Klang dieser Münze, als sie in einem Spalt verschwindet. Der Geruch von verbrannten Öl, der sich stechend ihn ihrer Nase einnistet. Ein mächtiges Wesen, eines der Kinder der Finsternis, ihrem Volk vertraut und doch so anders. Der ungleiche Kampf mit diesem Sohn des Chaos. Und dann dieses Einhorn. Die Bilder dieses Wesens rufen zwiespältige Gefühle in ihr hervor. So herrlich diese Tiere anzusehen sind, so gefürchtet ist ihre Magie in ihrem Volk. Und anscheinend hat sie selber gerade eine Kostprobe dieser legendären Magie erhalten.
Aber trotz dieser Fülle von Informationen, muss sie frustriert feststellen, das die Informationen, die für sie von Bedeutung sind, ihrem Geist verschlossen bleiben.
Erschöpft bricht sie die Verbindung ab. Zu viel Magie hat sie in den letzten Stunden eingesetzt, zu viele Informationen auf einmal aus dem Geist des Einhornfreundes aufgenommen und zu wenig Schlaf in den letzten Tagen bekommen. Müde reibt sie sich die Schläfen. Wie gern würde sie jetzt zu ihrem Lager zurückgehen, sich in ihre Decke hüllen und ein paar Stunden schlafen.
"Hoffentlich finden sie uns nicht!" Die geflüsterten Worte reißen sie aus ihrer Versunkenheit.
Noch ein wenig abwesend schaut sie zu Alrik hinüber. „Wen meinst du? Wer soll uns nicht finden?“