„In unruhigen Zeiten ist es leicht, das Volk aufzuwiegeln. Und alles was fremdartig ist, war schon immer ein hervorragender Sündenbock.“
Unvermittelt taucht in Chumana die Erinnerung an die getöteten Wachen auf. Ein amüsiertes Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen, als sie kurz überlegt, ob dieser Vorfall vielleicht etwas mit den jetzigen Ereignissen zu tun hat. Diese Fremdländer schienen wirklich leicht aus der Ruhe zu bringen zu sein.
„Ich habe jedenfalls keine Lust, mich in einem Keller zu verkriechen, wie eine Maus in ihrem Loch. Und vor etwas davonzulaufen, das ich gar nicht kenne, kommt schon gar nicht in Frage. Eine Powaqa läuft vor nichts und niemandem weg.“ Zumindest sorgt sie dafür, dass es ihr nicht so ausgelegt werden kann, denkt sie schaudernd, während ihre Gedanken kurz zu Una wandern.
„Wenn man in einer Schafherde nicht auffallen will, ist es am besten, sich als Schaf zu verkleiden, mit der Herde zu ziehen und zu blöken. Wenn ich deine Worte richtig deute, möchtest du zurück zum Hafen. Also lassen wir uns doch vom Mob direkt dorthin bringen. Erst einmal dort, wird sich schon eine Gelegenheit finden, dich aufs Schiff zu verfrachten.“
„NIEDER MIT DEN SPITZOHREN!“ grölt Chumana und grinst Alrik zwinkert zu. „Ist doch gar nicht schlecht. Ich finde, ich gebe einen überzeugenden Elfenhasser ab.“
Nicht dass ich viel für sie übrig hätte, denkt sie insgeheim bei sich, aber dass muss ich ja nicht gleich jedem auf die Nase binden. Und diesem Einhornfreund zu helfen, könnte ganz nützlich sein. Sollte ich das Vertrauen der Gruppe erringen können, dürften sich meine Nachforschungen wesentlich leichter gestalten.
„Nun, worauf wartest du noch? Ich hole nur noch meine Sachen und dann stürzen wir uns ins Abenteuer.“
Ohne abzuwarten, was Alrik dazu meint, geht Chumana zurück zu ihrem Lager und packt ihre wenigen Habseligkeiten zusammen. Dann wirft sie sich einen bodenlangen, braunen Umhang mit langen Ärmeln über. Ihre fremdartige Kleidung wird darunter sorgsam verborgen. Jetzt wirkt sie nur noch wie eine ärmliche Stadtbewohnerin, die sich wegen der ungemütlichen Witterung warm eingepackt hat. „Wenn diese Kleider einen nur nicht so in der Bewegungsfreiheit einschränken würden“, murmelt sie dabei leise vor sich hin. Ihr Stab ist leider nicht so leicht zu verstecken. Aber ein paar gemurmelte Worte und schon erscheint er dem Beobachter wie eine ganz normale Heugabel. Müde stützt sie sich einen Moment auf den verzauberten Stab. Viel Energie hat sie nicht mehr übrig. Sicher würde es noch reichen, Alrik wieder aufs Schiff zu bringen, aber wenn sie danach in Schwierigkeiten geriete, könnte es eng werden. Einen Moment spielt sie mit dem Gedanken, Alrik sich selbst zu überlassen. Immerhin hat sie ja noch diese andere Möglichkeit, die Gruppe auszuspionieren. Aber dann siegt doch die Abenteuerlust und sie sieht sich ungeduldig nach Alrik um.