Am Waldrand, dort, wo der Wald an den Strand grenzt, treten die beiden Katzenmenschen wieder hervor. Auf ein gemeinsames Nicken zueinander verwandeln sie sich zurück in ihre unscheinbare, schnellere, vierfüßige Form.
Nebeneinander laufen sie nun am Waldrand entlang und behalten dabei die Küste gut im Auge. Kurz vor der Stadt ändern sie ihre Richtung. Ihr Ziel ist die große Felsplatte, die am Rande der Stadt über die Küste ragt. Die gleiche Felsplatte, von der aus Alrik in die Piratenhöhle eingestiegen war.
Dort, im Halbschatten der Bäume, die an das Areal angrenzen, erwarten sie, auf auf zwei weitere Artgenossen zu treffen. Kurz bevor sie die Felsplatte betreten, verwandeln sie sich wieder in ihre humanoide Form, und halten wachsam Ausschau.
Bald kommen tatsächlich zwei Katzen aus Richtung Stadt heran, die eine ausgemergelt und dünn und auf einem Vorderbein humpelnd, die andere im Gegensatz dazu wohlgenährt und ein wenig behäbig. Auch sie verwandeln sich in Katzenmenschen, bevor sie zu ihren Freunden auf die Felsplatte treten. Freudig begrüßen sich die Freunde durch das Aneinanderreiben der Wangen, wie es nun mal bei Katzen üblich ist.
"Was ist mit deinem Arm passiert ?" fragt die Katzenfrau mit dem erdbraunen Fell mitleidig die ausgemergelte Katzenfrau. Beunruhigt und mit ihrem Schwanz wedelnd schaut sie ihren Begleiter an, der mit ihr hergekommen war.
„Dort unten sind Piraten," erklärt die schwarzfellige Katzenfrau, "sie haben mir den Arm gebrochen. Ich wurde mit Leder angekettet, und das Gestein verhinderte, daß ich mich zurückverwandeln konnte."
“Warum hat du ihr nicht geholfen ?“, faucht der rotfellige Katzenmann den Begleiter der verletzten Katzenfrau an.
"Ich wusste nicht, wo sie war," verteidigt sich Katzenmensch mit dem weiß und ockerfarbenen Fell. "Ich habe es zu spät herausgefunden. Es tut mir unendlich leid, das ich ihr nicht helfen konnte." Sein leises Schnurren soll die anderen besänftigen.
"Das ist wahr," fügt die dünne Katzenfrau hinzu, "wir wurden getrennt. Ich fiel diesen Schacht hinunter in den Keller der Piraten, und konnte nicht wieder hinaus. Mein Gefährte wusste nicht, wo ich bin. Irgendwann bin ich gefangen genommen worden. Sie ketteten mich mit einem festen Lederband an, damit ich nicht fliehen könnte. Dabei brachen sie mir den Arm. Der Fels blockierte jeden Heilzauber.“ Unglücklich schaut die Katzenfrau auf den verdrehten Arm. „Ich fürchte, ich bin dauerhaft entstellt. Muss ich denn wirklich mit diesem Makel leben?" Das Miauen der Katzenfrau war traurig geworden. Es behagt ihr gar nicht, für den Rest ihres Lebens mit einer solchen Behinderung leben zu müssen.
Die beiden Katzenmenschen, die hier her gekommen waren, sehen sich tief in die Augen. Dann untersuchen sie den Arm der dünnen Katzenfrau gründlich. "Es ist noch nicht zu spät," befindet die Katzenfrau mit dem erdbraunen Fell. "Tief in den Wäldern hier gibt es einen Heiler, den wir fragen können. Aber wir sollten sofort gehen, je mehr Zeit verstreicht, desto geringer wird die Aussicht auf Heilung."
"Wir wollen sowieso die Stadt verlassen," fügt der Katzenmensch mit dem weiß-ockerfarbenen Fell hinzu, "denn in der Stadt gehen die Menschen aufeinander los. Ich weiß nicht, was sie haben, aber es riecht nach Tod und Kampf, nach Blut und Schweiß und Tränen. Wir tun gut daran, sofort aufzubrechen."
"Sind noch mehr von uns in der Stadt?" fragt der Katzenmensch mit dem roten Fell, mit einigen tief klingenden Wörtern. „Dann sollten wir sie vielleicht besser warnen“
"Nein," antwortet der mit dem weiß-ockerfarbenen Fell, "es sind schon alle gegangen. Wir sind die letzten. Und falls wir jemanden übersehen haben sollten, werden diejenigen schon die Zeichen der Zeit zu deuten wissen."
"Gut, dann lasst uns gehen," befindet der Katzenmensch mit dem roten Fell.
"Ich kann nicht," wirft die ausgemergelte Katzenfrau ein, "ich habe tagelang nichts zu Essen bekommen. Ich bin zu schwach für eine Wanderung. Ich brauche zuerst etwas Fleisch. Wir müssen uns zuallererst Nahrung suchen."
"Das machen wir auf dem Weg," legt die Katzenfrau mit dem erdfarbenen Fell fest. "Lasst uns gehen."
Gemeinsam brechen sie auf, und gehen in den Wald hinein - in ihrer humanoiden Form, um den gebrochenen Arm der dünnen Katzenfrau zu schonen. In ein paar Monaten werden sie wiederkehren - wenn wieder Ruhe in Rechem eingekehrt ist.
Last edited by AlrikFassbauer; 24/02/06 03:35 PM.