Fast ist Chumana froh, dass Glance sie aus dem seltsamen Bann des Rabenartigen reißt. Angenehm überrascht stellt sie fest, wie vernünftig und höflich der Halbelf die anderen und sich vorstellt, wo er doch an Deck eher einen verwirrten und fahrigen Eindruck gemacht hat. Und auch wenn sie ein gewisses Misstrauen spürt, das von dem Halbelfen ausgeht, macht er doch einen aufgeschlossenen und freundlichen Eindruck.

Doch bevor sie dazu kommt, ihm für die freundliche Vorstellung zu danken und seine Frage zu beantworten, reißt Lurekar das Gespräch ziemlich unhöflich wieder an sich. Und sofort versinkt sie wieder in diesen geheimnisvollen schwarzen Augen. Noch nie hat sie von einer Magie gehört, die so etwas bewirkt. Welche nicht sichtbaren Auswirkungen dieser Zauber wohl noch hat? Und wie stark ist die Verfärbung seiner Person ausgeprägt. Ist sein Blut auch schwarz, oder seine inneren Organe? Wenn er nur nicht immer so dummes Zeug reden würde.

Wieder setzt sie dazu an, eine Erwiderung zu geben. Doch bevor sie Lurekars Fragen beantworten kann, mischt sich jetzt dieser Stone ziemlich unverschämt ein.

Nun, wir werden sehen, ob ich es Euch verzeihe, Stone aus Groß Furtheim. Gesünder wäre es für Euch. Aber für besondere Höflichkeit waren die Furtheimer ja noch nie bekannt. Eher für Dummheit und Unterwürfigkeit. Wie heißt es so schön: „der Prälat winkt und der Furtheimer springt“. Aber einen kleinen Denkzettel hat er wahrlich verdient für seine Unhöflichkeit.

Einen Moment schließt sie die Augen, um sich zu sammeln. Dann bedenkt sie Stone mit dem gefürchteten Blick ihres Volkes. Sie weiß nur zu gut, dass er in der anderen Person Beklemmung oder sogar Angst auslöst. Wie oft wurde sogar in alten Märchen behauptet, dieser so genannte „böse Blick“ könnte fürchterliche Dinge hervorrufen. Dabei ist es nicht mehr als extreme Bündelung von Konzentration auf eine Person. Nicht viel anders, als wenn man zu nah bei einer anderen Person steht. Unangenehm, aber harmlos. Nicht einmal Magie.

„Ich bezweifle zwar sehr, dass die Antwort auf diese Frage Euch sehr bei der Entscheidungsfindung helfen wird, aber ich hole gerne nach, was Alrik versäumt hat, und stelle mich so vor, wie es die Sitten meines Volkes lehren.

Ich bin Chumana, Tochter von Catori, dem Kind der Yoki. Abkömmling der mächtigen Una, der Waki von Tuwanasavi. Tiponi der Powaka. Bewahrerin der Kachina und Erwählte der Chuma.

Aber da ich annehme, dass Ihr eigentlich etwas ganz anderes wissen wolltet, nämlich was ich tue, warum ich es tue und was ich hier eigentlich mache, werde ich Euch die Mühe ersparen, Eure wertvolle Zeit mit weiteren Fragen zu verschwenden.

Man könnte sagen, dass ich mich damit beschäftige, durch die Lande zu reisen, um Wissen zu sammeln, zum Wohle meines Volkes und aus eigenem Interesse. Meine Fähigkeiten liegen hauptsächlich darin, mir die Stoffe der Natur zunutze zu machen, zum Wohle oder zum Schaden, je nach Bedarf. Und was ich hier mache, das frage ich mich selber. Alrik bat mich her. Warum er mich dabei haben will, das müsst Ihr ihn schon selber fragen. Wenn ich hier unerwünscht bin, werde ich mich nicht aufdrängen. Aber vielleicht könnt Ihr ja wenigstens so viel Zeit entbehren, mich höflich hinauszubitten, falls Ihr das wünscht.“

Ein paar Herzschläge lang schaut sie Stone noch finster an, dann wendet sie sich lächelnd wieder Lurekar zu, allerdings achtet sie sorgsam darauf, nicht wieder in diese verflixten Rabenaugen zu schauen.

„Ihr habt Recht, Lurekar, ich habe viel gesehen und gehört. Und manches mag es wert sein, davon zu berichten. Es wäre mir jedenfalls eine Freude, Eure Geschichte zu hören. Aber mir scheint, dies ist weder der rechte Ort noch die rechte Zeit dazu. Vielleicht ein andermal, wenn das Schicksal es so will.“

Dann wendet sie sich an Glance.

„Ich danke Euch für die freundliche Vorstellung, Glance von Lodoss. Bei unserer kurzen Begegnung an Deck war ja leider keine Zeit für Förmlichkeiten. Und die Freude, die Prinzessin von Mogador und Patarival aus Korias kennen zu lernen, hatte ich bereits. Wie Ihr schon mitgekriegt habt, komme ich nicht aus Rechem. Meine Heimat ist Tuwanasavi. Auch „Land das vergessenen Volkes“ genannt. Und jetzt habe ich wahrlich genug Eurer Zeit in Anspruch genommen. Wenn ich bleiben soll, um vielleicht Alriks Bericht zu ergänzen, gut. Und wenn ich gehen soll, so werde ich meiner Wege ziehen.“