Schicksal? Dauernd reden die von Schicksal. Da müsste schon einiges mehr passieren, dass Chumana an solch einen Unsinn glaubt. Wenn zum Beispiel in diesem Text stehen würde, dass es ihre Bestimmung ist, hier zu sein. Sie lächelt amüsiert vor sich hin. Mehr als eine glorreiche Beschreibung der Schlacht und des Sieges der vereinten Völker erwartet sie nicht in diesen Zeilen.

Aber dass dieser Kerl aus Korias das Buch übersetzen kann, das ist ein wahrer Glücksfall. Wenn er diese Seite lesen kann, ist er vielleicht auch in der Lage, die anderen Texte, die sie nicht lesen kann, zu entziffern. Die meisten der älteren Eintragungen sind in heute unbekannten Schriftarten geschrieben. Erst die Aufzeichnungen nach den Hexenkriegen sind in der ihr bekannten Schriftform verfasst. Und die machen nicht einmal ein Drittel der Einträge aus. Und für das Wissen, das ihr diese Schriften liefern könnten, würde sie liebend gern noch den ganzen Rest der Stadtwache auslöschen.

Wenn du das schaffst, Patarival, dann sind deine Chancen auf ein langes Leben gerade beträchtlich gestiegen. Denn in diesem Falle werde ich nicht mehr von deiner Seite weichen und darauf achten, dass du dich nicht ständig in Schwierigkeiten bringst.

Ja, es ist eine gute Entscheidung gewesen, sich zu der Gruppe zu gesellen. Auch wenn sie unheimlichen Ärger mit Una bekommen wird, weil sie etwas über sich und ihr Volk preisgegeben hat. Und so schwer es ihr fällt, vertrauensvoll auf andere zuzugehen und etwas von sich preiszugeben oder gar ihren wertvollsten Besitz in andere Hände zu geben, so scheint es doch ein lohnender Weg zu sein. Stone jedenfalls wirkt mittlerweile wesentlich aufgeschlossener. Und das Wissen, das sie hier erlangen kann, ist es auf jeden Fall wert. Sie braucht nur an diese seltsame Hellebarde, die Statue und diesen sonderbaren Kangee zu denken, und wer weiß schon, was diese Gruppe sonst noch an interessanten Dingen und Geschichten zu bieten hat. Was sie davon letztendlich an Una weitergeben wird, das wird sich ergeben. Es wäre töricht gewesen, sich offen gegen Una zu stellen. Aber noch törichter, sie mit zu vielen Informationen zu versorgen. Vielleicht findet sie ja sogar gerade hier die Mittel, die ihr erlauben, das lästige Übel Una endgültig zu beseitigen.

Erschöpft reibt Chumana sich die pochenden Schläfen. Wenn doch bloß diese Kopfschmerzen weggingen und sie nicht so müde wäre. Sie hat Mühe, dem ganzen Durcheinander überhaupt noch zu folgen. Und die Sache mit der Stadtwache, die behagt ihr schon gar nicht.

Müde schaut Chumana in die Runde und dann auf einen leeren Stuhl am Tisch.
„Also dann. Wenn wir noch einiges bereden wollen, dann können wir uns doch auch dabei setzen. Ich habe drei anstrengende Tage hinter mir und dieser Vormittag war auch alles andere als erholsam.“

Glücklich, sich endlich ein wenig ausruhen zu können, setzt Chumana sich auf den leeren Stuhl, direkt neben dem von Lurekar, der ebenfalls wieder Platz nimmt.