Das Eintreten des Elfen beachtet Chumana nicht weiter. Wenn er was Wichtiges zu sagen hat, wird Glance das schon weitergeben. Aber wahrscheinlich geht es sowieso nur um irgendwelche Kleinigkeiten, die der Kapitän mit Glance abklären will.
Und der Kangee ist also verletzt und viel zu hochmütig, um die Wunde versorgen zu lassen. Na hoffentlich bekommt er einen netten kleinen Wundbrand, denkt Chumana schadenfroh. Und was soll das heißen, Groß Furtheim wird von einem Dämon regiert? Sollte etwa der Prälat besessen sein, oder hat sich da ein Dämon in die Stadt eingeschlichen? Anscheinend hat ihr Una einige wichtige Informationen vorenthalten. Bei ihren guten Beziehungen zum Prälaten weiß sie garantiert, was dort vorgeht.
„... gehöre jedenfalls zu der Sorte Mann, die das Interesse einer Frau zu erkennen weiß...“
Chumana schaut den Schwarzgekleideten einen Moment lang fassungslos an, als sie diese Worte hört. Dann wendet sie sich wieder Stone zu, um ihn zu fragen, an welcher Form von Geisteskrankheit der Rabenartige leidet.
Doch bevor sie dazu kommt, wird sie von Alriks Wutausbruch abgelenkt. Und wie sie geahnt hat, fällt jetzt auch noch ein Name aus dem alten Herrschervolk. Die sind doch alle komplett übergeschnappt. Kein Wunder, dass sie in dieser Gesellschaft Albträume bekommt. Schaudernd schiebt sie die Bilder aus ihrem Traum beiseite, die sich immer wieder in ihr Bewusstsein drängen wollen.
Das Geräusch von reißendem Papier lässt sie zusammenzucken. Das Schlimmste befürchtend, schaut sie zu Patarival hinüber. Was ist das bloß für ein Gelehrter, der so mit einem Buch umgeht? Dieses Verhalten passt eher zu einem Wilden. Na wenigstens ist es nur eine leere Seite, die er rausgerissen hat. Chumana atmet tief durch und ballt die Hände zu Fäusten, immerhin kann es sein, dass sie diesen Kerl noch braucht. Und im Grunde ist nichts passiert, was nicht ein guter Buchbinder oder ein kleiner Zauber wieder reparieren kann.
Um sich abzulenken, holt Chumana ein kleines Fläschchen aus ihrer Gürteltasche hervor und legt ihren Ring und den Dolch vor sich auf den Tisch. Dann beginnt sie vorsichtig beide Gegenstände mit der violetten Flüssigkeit in dem Fläschchen zu präparieren. Leise, so dass nur Lurekar es hören kann, giftet sie den Grauhäutigen dabei an: „Wenn deine Finger noch mal auf Wanderschaft gehen, Kangee, wird dir nicht einmal mehr mit Inkubusblut versetztes Nashornpulver helfen können.“