Chumana beobachtet, wie Lurekar ein Büchlein an Glance aushändigt. Es ist das kleine Buch, das sie schon bei ihren Beobachtungen gesehen hat. Ein amüsiertes Lächeln stiehlt sich auf ihre Lippen, als sie an die Tollpatschigkeit des Raben in der Magierakademie denkt.
Der Graue erwähnt die Befragung des gefangenen Piraten – ein gutes Stichwort. Wenn sie nicht bald etwas zu tun bekommt, schläft sie noch im Stehen ein. Aber anscheinend hat es der Elf nicht besonders eilig. Er zündet sich erst einmal ein Pfeifchen an. Das kann dann ja wohl noch dauern.
Und was faselt er da von Magiern, Priestern und einem versiegelten Buch? Die meisten versiegelten Bücher enthalten geheime Weisheiten, die demjenigen, der sie zu benutzen weiß, unglaubliche Macht verleihen. Macht, die sie nur zu gerne in die eigenen Finger bekommen würde.
Auf einmal wieder hellwach, tritt sie neugierig ein paar Schritte näher zu dem Halbelfen. Gleich darauf kann sie nur noch den Rabenartigen fassungslos anstarren. Dass die Gruppe einen Hang zu Geisteskrankheiten hat, ist ihr ja schon aufgefallen. Aber dieser Kangee ist anscheinend wirklich nicht mehr zu retten. Ein magischer Schlüssel? ER? Von Glances Husten erschreckt, verschluckt sie sich und kann so den Lachanfall noch einmal unterdrücken, der in ihr aufsteigt. Und was sagt Glance da, ein Sukkubus? Chumana hatte schon öfter mit dieser Dämonenart zu tun. Eigentlich ganz verträglich, man kann oft gute Geschäfte mit ihnen tätigen, solange man die richtigen Schutzvorkehrungen befolgt. Was hat ein Sukkubus mit Lurekar zu tun? Und wenn Lurekar je ein guter Mensch war, dann ist Una eine wahre Heilige. Um das zu erkennen, hat sie die Gruppe schon lange genug beobachtet.
Feuer und Wasser. Durch Patarivals Worte taucht vor Chumanas Augen der gigantische Lu aus ihrem Traum auf, wie er umspült von der weißen Gischt im Meer liegt und die wundervollsten Wasserdampfbilder erschafft aus der Verbindung von Feuer und Wasser.
Interessiert folgt sie Glances Ausführungen. Die Magie der Priester soll weiß sein? Gerade diese Magie, die viel zu oft mit zerstörerischer Kraft gegen Unschuldige eingesetzt wird, nur weil diese etwas anders sind oder man einen Sündenbock für irgendwelche Missernten oder Unwetter sucht. Niemals! Und die Magier? Mag sein, dass die Dämonenbeschwörer schwarzer Magie nahe kamen, aber die meisten waren recht harmlos und oft ein wenig vertrottelt. Grau war der Ursprung aller Magie der Sterblichen. Aber so simpel ist das Rätsel wohl wirklich nicht zu lösen.
Die Gruppe sucht also nach diesem Buch, und anscheinend kann es ihnen den Weg zu einem Ziel weisen, das Chumana noch unbekannt ist. Es wird nicht leicht sein, es den Priestern zu entwenden. Was die Kleriker einmal in den Fingern haben, geben sie freiwillig nicht mehr her.
Dieser Bibliothekar ist also kein normaler Sterblicher. Ein Untoter vielleicht, oder ein Spuk. Oder einfach ein Trugbild, erschaffen von einem magiebegabten Wesen, das lieber im Hintergrund bleiben will.
Menschen weiß, Dämonen schwarz. Jetzt fängt der Graue schon wieder mit seinem Wahn an. Seine Überheblichkeit ist wirklich erheiternd. Aber immerhin weiß sie jetzt, dass Lu das Magiegefüge anscheinend sehen kann. Interessant.
Offenbar hat Lurekars merkwürdiger Zustand tatsächlich was mit der Begegnung mit einem Sukkubus zu tun. Seltsam.
Und Patarivals Fragen sind in der Tat sehr gut gestellt. Was immer in dem Buch steht, wurde aus gutem Grund weggeschlossen und würde wahrscheinlich viel Schaden anrichten, wenn es in die falschen Hände geriete.
Neugierig wartet sie auf Glances Antwort, während sich wieder das Bild von Lu in den Weiten des Ozeans in ihr Bewusstsein schleicht.