Den beiden Wächtern, die sich mit dem übel riechenden Alten abplagen, ist gar nicht wohl in ihrer Haut. Sie versuchen, wenigstens dem gräßlichen Gesang des Betrunkenen Einhalt zu gebieten. Nicht nur, dass dieser eine Qual für die Ohren ist - obendrein zieht er auch viel zu viel Aufmerksamkeit auf die kleine Gruppe. Bis zum Quartier der Wache sind es noch einige Straßenzüge, und große Aufmerksamkeit bei der derzeitig angespannten Stimmung in der Stadt ist etwas, worauf die beiden Wächter nur zu gerne verzichten würden. Erst recht, da sie in Begleitung einer Elfenprinzessin sind. Zwar hat die Elfe die Kapuze ihre Umhangs tief ins Gesicht gezogen, so das der größte Teil ihres Gesichtes verborgen ist, aber ein aufmerksamer Beobachter würde sich davon vermutlich nicht täuschen lassen, ja womöglich erst recht misstrauisch werden. Hätte der Feldwebel gewusst, dass der Hüter in Begleitung zweier seiner Gefährten erscheinen würde, hätte er ganz sicher eine größere Eskorte geschickt. Und mit ziemlicher Sicherheit wäre er nicht auf eine so leichtsinnige Idee gekommen, ausgerechnet eine Elfe, und dann noch eine Prinzessin, in das Straßengewirr einer brodelnden Stadt zu schicken, in der der Haß gegenüber allem Spitzohrigen fast greifbar war!

Innerlich verfluchen sie den Betrunkenen. Musste er ausgerechnet jetzt auf die Straße torkeln? Hätte er damit nicht warten können, bis sie mit ihrer heiklen Begleitung vorbei waren? Andererseits scheint der Alte ja einige interessante Details zu wissen, die Dranner sicher sehr interessieren würden. Doch ob er im nüchternen Zustand auch noch bereit wäre, diese auzuplaudern? Und was war das für eine Geschichte mit der Schmugglerhöhle, in die der Mann verwickelt zu sein scheint, der ihnen mit Alrik vorgestellt wurde? Was hatte er dort zu suchen gehabt - erst recht, da er sich ja als Adept einer Lebensgöttin ausgab? Adepten der Kirche sollten nichts mit Schmugglern zu tun haben, und wenn sie es doch hatten, dann war das sehr verdächtig. Sicher wären auch die Priester sehr daran interessiert, was ein Schüler des Glaubens dort zu suchen hatte. Und wer war der andere Jemand, den er erwähnt hatte? Beiden Männern war das kurze Zögern des Einhornfreundes nicht entgangen, als er die Begegnung mit dem Alten beschrieben hatte und die zweite Person erwähnte, mit der er sich in dem angeblichen Lagerhaus aufgehalten hatte. Als wollte er etwas verheimlichen. Die beiden Wächter werfen sich einen verstohlenen Blick zu. Ihre Begleitung scheint tiefer in die unlauteren Umtriebe in Rechem verwickelt zu sein, als sie zugibt - und wer weiß, vielleicht gibt es doch Zusammenhänge zwischen diesen mysteriösen Fremden und den jüngsten Ereignissen in Rechem. Auf jeden Fall würde sich dieser Alrik Einhornfreund erklären müssen. Wenn sie doch nur schon im Wachlokal wären!

"Zum Teufel mit diesem Saufkopp!" zischt der jüngere der beiden Wächter verzweifelt und versucht erfolglos, den Gesang des Alten zu unterbrechen. "Er wird uns noch die halbe Stadt zusammengrölen!"