Von gutem Wind getrieben pflügen die Schiffe der Piraten durch das Meer, nur noch wenige Meilen dann kann man am Horizont die dunkle Linie der rechemer Küste sehen.
Schwarzbart steht auf dem Ruderdeck seines Schiffes, den Blick entschlossen nach vorne gewendet, entschlossen und ein wenig müde. Aber das läßt er sich nicht anmerken.
Die Würfel sind gefallen, und er und die anderen Piratenkapitäne dieser Küste, welche eine Gilde mit alter Tradition bildeten, hatten in der Nacht eine Entscheidung getroffen.
Die Unruhen in Rechem und das immer stärker zutage tretende Unvermögen von Janus diese zu unterbinden hatte die Piraten in eine Zwangslage getrieben.
Damals als es Schwarzbart gelungen war Geschäfte mit Janus abzuwickeln da hatte dieser verlangt, quasi als Sicherheit, über die Standorte der Piraten informiert zu werden, da der Gewinn vielversprechend war und Janus in dem Ruf stand die Geschicke der Stadt Rechem zu kontrollieren waren die Piraten damit einverstanden gewesen.
Doch nun wo Janus Stern am sinken war, stellte sich heraus das diese Informationen nun eine ernste Bedrohung für die Piraten darstellten.
Was wenn Janus die Informationen dem Herzog gegenüber als „Ermittlungsergebnisse“ präsentierte um durch den Verrat der Piraten seinen Ruf zu retten?
Was wenn Janus diese Informationen an Untergebene weiter gegeben hatte?
Der Winter legte sich langsam über das Land, bald war mit den ersten Stürmen zu rechnen. Ohne sichere Verstecke wären die Piraten in den schweren Winterstürmen auf offener See zum Tode verurteilt. Wären die Verstecke aber dem Herzog bekannt würde dieser keine Sekunde zögern sie auszuräuchern. Und einer Streitmacht gegenüber hätten die Piraten keine Chance außer eben auf die See zu fliehen.
So waren die Piraten noch in der Nacht, sie standen über einen magischen Kristall in Verbindung, zu einem ergebniss gekommen. Jeder der einen Splitter dieses Kristalls besaß konnte mit den anderen hören und sprechen. Bei kleineren Distanzen sah man sogar, bei Bewegung unscharfe, Bilder welche ruckartig den Sprecher darstellten.
Da in der Gilde selbst keine geschichtlichen Aufzeichnungen geführt wurden, und die alten Logbücher niemanden interessierten, wusste keiner so recht wie lange es die Gilde schon gab, und woher sie den Splitter hatten, aber es funktionierte.
Und, das wichtigste, es bot allen genügend vorteile so das der raue Haufen nicht auseinander fiel und neue Kapitäne, nach einer Meuterei zum Beispiel, auch der Gilde die treue hielten.
So hatten die Kapitäne beratschlagt und waren zu dem Schluss gekommen das man dafür Sorge tragen muss das der Herzog nichts von den geheimen Verstecken der Piraten erfährt.
Als dann die Späher in der Stadt auch noch in den Morgenstunden von den Aufständen berichteten und von der Lage am Magistrat stand für die Piraten fest das jetzt der Zeitpunkt zum Handeln gekommen ist.
Schwarzbart fuhr mit seinen Männern den anderen Schiffen entgegen, alle letzten Vorbereitungen mussten während der Fahrt gemacht werden. Aber das war für die erfahrenen Seemänner kein Problem.
Als dann schließlich alle sieben Schiffe der Gilde angetroffen waren wurde sofort ein Kurs auf Rechem gesetzt. Die Gelegenheit war günstig, die Wache geteilt und die Priester und Magier hatten noch nie ohne den Magistrat zusammen arbeiten können.
Die Kapitäne waren deshalb noch überein gekommen Rechem zu plündern, also würde man auf Feuergeschosse weitestgehend verzichten. Aber ansonsten durfte es keine Überlebenden geben.
Das ganze war gewagt, aber jeder Pirat ging Wagnisse ein, das ganze Piratenleben war ein Wagnis.
Die Männer machen die Balisten bereit, und auch die Katapulte. Wobei etliche der Katapulte nicht viel mehr waren als junge Baumstämme, biegsam und leicht zu transportieren.
Normalerweise werden diese primitiven Katapulte benutzt brennende Strohballen, in die eine Flasche Öl gebettet ist, zu verschiessen. Aber es giebt auch andere leichte Munition wie etwa mit Löschkalk gefüllte Beutel die beim aufschlagen platzen und ihren ätzenden Inhalt in Form von Staubwolken freigeben.
Aber auch andere Schutzmassnahmen werden getroffen. So werden an den Seiten der Schiffe große Metalleimer angebracht. Diese sind mit Löchern übersät und dienen dazu ölige Lumpen aufzunehmen. Diese Lumpen werden angezündet wodurch viel Qualm und Rauch entsteht. Das hat den Vorteil das Zauberer es schwer haben Zauber auf einzelne Personen zu wirken da man diese nicht ausmachen kann.
Der Plan ist einfach, zuerst würde man die Verteidigungsanlagen am Hafen vernichten, dann die wichtigen Viertel, die in denen die Garnison und die Hauptwache lag angreifen. Und auch die Akademie und die Tempel, hier würde man Brandgeschosse einsetzen.
Die Piraten hatten die Hoffnung das diese Viertel, zum größten Teil aus Stein errichtet, nicht die ganze Stadt entzünden würden. Und selbst wenn, der Hauptgrund des Überfall liegtg darin Rechem auszulöschen.
Das Plündern würde nur ein Nebeneffekt sein. Dennoch würde man bei dem Hafenviertel und dem Händlerviertel auf Brandgeschosse verzichten.
Zwei Schiffe sollen sich um die Elfen kümmern und deren Schiff auf den Hafengrund setzen.
Die Überraschung würde größtenteils bei ihnen liegen, und nur die Elfen könnten die Piraten früher entdecken.
Dann meldet der Ausguck das Land in Sicht ist. Die Schiffe, bis jetzt im engen Verbund segelnd, fächern auseinander.
Schwarzbart kann erkennen das auf dem Elfenschiff die Mannschaft in Bewegung kommt. Und schon fliegen die ersten schweren Balistageschosse auf die Hafenanlagen zu. Krachend schlagen die schweren, mit Ketten verbundenen Kugeln in die Balisten der Hafenanlage und zerschmettern die Seilzüge und Ketten die es braucht um die schweren Geschütze zu bedienen und zu drehen.
Die Piraten, welche Rechem gut kannten, hatten bei diesem ersten Schuss Zeit gehabt und gut gezielt.
Der Angriff auf Rechem hat begonnen.