In einem kräftesparenden Laufschritt bewegen sich die Wächter unter Dranners Führung auf der Hauptstraße zum Hafen. Dranner würde gern ein schnelleres Tempo anschlagen, aber er will nicht, dass seine Männer erschöpft sind, wenn sie am Hafen ankommen.
Unterwegs müssen sie sich immer wieder einen Weg durch in wilder Hast fliehende Bürger bahnen. Immerhin gelingt es dem Feldwebel, etliche der Fliehenden zum Widerstand zu bewegen. Die meisten von ihnen sind Handwerker - vor allem Zimmermänner, von denen es gerade im Hafenviertel viele gab. Männer, die zwar praktisch keine Kampferfahrung besaßen, die aber perfekt mit ihren Äxten umzugehen wussten. Und in den langen Jahren seiner Dienstzeit hatte Dranner gelernt, dass es besser war, hinter der Axt eines wütenden Zimmermanns zu stehen.
Auf halbem Wege gesellt sich der Schmied Huno mit seinen drei Söhnen ohne Aufforderung zu ihm, ein Hüne mit finsterem Gesicht und der Kraft eines Ochsen, der selbst den Hüter Stone noch um Haupteslänge überragt. In seinen Händen hält einen überschweren Schmiedehammer, den er einhändig schwingt. Seine Söhne sind nur wenig kleiner und mit leichteren Schmiedehämmern bewaffnet.

Unter der Führung einiger erfahrener Wächter schickt Dranner einige der bewaffneten Zivilisten in die schmalen Seitengassen, die sie mit allem, was sie finden können, verbarrikadieren und gegen eventuell auftauchende Feinde halten sollen. Dranner hofft, dass er dadurch seinen Rücken freihalten kann.

Trotz der Männer, die Dranner in die Gassen schickt, ist seine kleine Streitmacht fast auf das Doppelte angewachsen, als sie auf die ersten marodierenden Piraten bereits ein ganzes Stück vor dem Hafen treffen. Es sind nur wenige, und einige von ihnen werden durch wohlgeziehlte Armbrustschüsse niedergestreckt. Die anderen wenden sich um und fliehen angesichts der überwältigenden Übermacht zurück zum Hafen.

Nicht ohne Mühe gelingt es Dranner, die Zivilisten von einer wilden Hetzjagd abzuhalten, die seinen Vorstoss gefährden würde, doch schliesslich fügen sie sich und sammeln sich hinter den gerüsteten Wächtern. Dann rückt er das letzte Stück zum Hafen vor.

Als er sieht, was sich am Hafen abspielt, verlässt ihn beinahe der Mut, und in den Reihen seiner Wächter vernimmt er so manchen Fluch. Mit einer solchen Masse an Piraten hatte er nicht gerechnet! Ohne Unterstützung würde er sie nicht lange aufhalten können.

An mehreren Stellen kann er verzweifelte Handgemenge ausmachen, doch Einzelheiten bleiben in dem allgegenwärtigen Chaos seinen Blicken verborgen. Viele der Piraten scheinen bereits mit der Plünderung der Lagerhäuser begonnen zu haben, ein Umstand, der dem Feldwebel und seiner viel zu kleinen Streitmacht einen nicht unerheblichen Vorteil verschaffen konnte. Eine disziplinierte Truppe wäre bereits aus dem Brückenkopf ausgebrochen und praktisch nicht mehr aufzuhalten gewesen
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"Armbrustschützen!" ruft der Feldwebel heiser, und mehrere Leichtgerüstete treten nach vorne. Die Salve reißt Löcher in die Menge, und vielen wird die eigene Gier nun zum Verhängnis. Den Schützen gelingt es, noch eine weitere Salve in die Masse zu jagen und etliche der Plünderer zu Boden zu schicken, bevor die Piraten auf die Bedrohung reagieren und heulend und johlend heranstürmen. Im Nu hat sich die einigermaßen geordnete Wächtertruppe in zahlreiche Handgemenge aufgelöst, als nun auch die Rechemer Bürger auf die Angreifer losgehen, allen voran der Schmied mit seinen drei Söhnen, deren wuchtige Schmiedehämmer blutige Ernte unter den Piraten halten.