Unter der Stadt kriecht der gelehrte Patarival mittlerweile auf allen Vieren durch die Kanalisation. Nicht, weil die Abwasserkanaele etwa so niedrig gebaut waeren, nein, denn der grossgewachsene, junge Mann haette gut mit leicht gebueckter Haltung gehen. Aber er besass die Kraft dazu nicht mehr.
Muehselig schleppt er sich vorwaerts, die blutigen Haende in stinkendem, schlammigen Wasser, von dem man besser nicht weiss, um was es sich handelt. Patarivals wunde Haende wuerden sich in diesem Unrat entzuenden, das wusste er, er wuerde sie schnellstens reinigen muessen - vermutlich sogar mit Alkohol desinfizieren.
Aber er konnte nicht mehr gehen. Die Schmerzen in seinem verstauchten Fuss waren schlimmer geworden, bis er ihn schliesslich ueberhaupt nicht mehr belasten konnte.
Jedes Mal, wenn er unter dem schwachen Licht eines Gullydeckels erschoepft zusammenbrach, rief er, so laut er konnte, aber das Chaos in der Stadt uebertoente seine heiser werdende Stimme.
Also raffte er sich auf, so gut es eben ging, und kroch weiter.
Die Dunkelheit ist am schlimmsten, gibt er vor sich selbst zu, ich habe keine Ahnung, wo ich bin und wie schnell ich voran komme. Sicher ist nur eines: Ich kann nicht einfach nur liegen bleiben und warten.
Weiter, immer weiter, schleppt sich der Gelehrte und bereute seine Entscheidung, durch die Kanalisation zu fliehen - auch wenn dies, so gibt er ebenfalls vor sich selbst zu, vermutlich in all dem Chaos die einzige Moeglichkeit war, lebend zu entkommen.
Tanzende Flecken vor seinen Augen erinnern ihn an Flammen, brennende Gesichter ... und wo ist ueberhaupt die Alte, wenn man sie braucht?
Doch dann bemerkt Patarival durch traenige Augen weit vor sich ein sanftes, warmes Gluehen. Nicht, wie die viel zu seltenen Gullydeckel, deren Lichtstrahlen kaum die Oberflaeche des Wassers - und um den Ekel herunterzuspielen nannte er die stinkende Bruehe Wasser - erreichen.
Nein, vor sich erkennt er den Schein einer Lichtquelle. Vermutlich magisch, denkt sich der Gelehrte mit einem grimmigen Laecheln, Fackeln haetten wohl diese Gase hier unten entzuended.
"Hey!" will Patarival rufen, doch ausser einem heiseren Roecheln verlaesst kein erkennbarer - oder wenigstens hoerbarer - Laut seine Kehle.
Seufzend, aber von neuem Mut befluegelt, krabbelt er auf die Lichtquelle zu.