"Herr... Hauptmann!" der Milizionär zügelt sein Pferd. Frollo war auch bei der Miliz nicht besonders beliebt. Warum Janus wohl Carlo abgesetzt und Frollo als Kommandant eingesetzt hatte? War es, weil Hauptmann Carlo gezögert hatte, gegen die aufgebrachte Menge vor dem Magistrat vorzugehen? Jedenfalls hatte jetzt Frollo das Kommando, und obendrein war er auch noch ein Hauptmann. Die Rangabzeichen waren nagelneu und mussten gerade erst befestigt worden sein.

"Was willst du, Bursche?" Hauptmann Frollo ist ungehalten über die Verzögerung. In einiger Entfernung sind die Geräusche eines erbittert geführten Gefechtes zu hören.

Der Milizionär - ein junger Unterfeldwebel - schluckt. "Wir sollten absteigen, Herr Hauptmann! Wenn wir weiter reiten laufen wir Gefahr, unsere eigenen Leute niederzureiten!"

"Und dabei unseren Vorteil verspielen? Kommt überhaupt nicht in Frage! Vorwärts!" Der grobschlächtige Hauptmann setzt sein Pferd wieder in Bewegung.

"Herr Hauptmann!" ruft der Unterfeldwebel in fast beschwörendem Tonfall. Wütend reist Frollo sein Pferd erneut herum. Auf seinem Gesicht zeichnen sich rote Zornesflecken ab.

"Ich habe hier das Kommando, du Lump!" brüllt er vor Wut zitternd. "Wir reiten weiter! Sofort!"

Betroffen schauen sich die berittenen Milizionäre an, und Zweifel breitet sich aus.

"Ihr feigen Hurensöhne! Ich werde jedem von euch persönlich die Haut in Streifen abziehen, der nicht spurt! Ihr verdammten Weicheier, ihr Waschlappen! Wenn ich sage wir reiten, dann reiten wir!" Die Stimme des Hauptmanns überschlägt sich fast.

Entgeistert starrt der Unterfeldwebel den Hauptmann an. Das durfte doch nicht wahr sein! Der Mann konnte doch nicht ernsthaft einen Reiterangriff gegen ein Handgemenge führen wollen! Hilfesuchend schaut er sich zu den anderen Milizionären um, doch die meisten senken die Köpfe und setzen ihre Pferde wieder in Gang. Bei Frollo war die Drohung keineswegs eine leere Phrase, dieser stiernackige Schlächter würde tatsächlich ernst damit machen - und niemand wollte sich die Haut bei lebendigem Leibe abziehen lassen.

Mit ausgebreiteten Armen versucht der Unterfeldwebel seine Kameraden aufzuhalten. Er hofft noch immer darauf, den Hautpmann zur Vernunft bringen zu können.
"Es sind eure Leute, durch die ihr durchreiten müsst! Eure Familien!" versucht er ihnen begreiflich zu machen. Doch da ist Frollo heran. Ein gewaltiger Fausthieb zertrümmert dem Unterfeldwebel das Nasenbein, und nur mit Mühe kann sich dieser im Sattel halten. Sein Pferd beginnt unruhig zu tänzeln und bäumt sich schliesslich auf. Mit einem Schrei verliert der Unterfeldwebel den Halt und stürzt auf das harte Pflaster. Brutal reißt der Hauptmann an den Zügeln seines Pferdes und lässt das Tier gnadenlos über dem Gestürzten stampfen. Die Schreie des Gemarterten werden schnell schwächer und verebben schliesslich in einem Gurgeln.

"So ergeht es jedem Befehlsverweigerer!" donnert der Hauptmann mitleidlos. "Und jetzt vorwärts! Zum Hafen! Attacke!"

Nur zögernd setzen sich die eingeschüchterten Milizionäre wieder in Bewegung, vorsichtig ihre Tiere um den zerschundenen Leib des Unterfeldwebels lenkend, der still und mit zerschmetterten Knochen bewegunglos in einer stetig größer werdenden Blutlache am Boden liegt.