Alrik und die drei Krieger in seiner Begleitung sind in heftige Kämpfe verwickelt. Es ist ein Hauen und Stechen.
An einer Flanke entlasten sie Dranners Wächter und haben manchen plötzlichen Tod verhindert, während sich unter ihnen die Straße zum Hafen rot von Blut färbt.

Alrik hat wenig Erfahrung mit dem Führen eines Kurzschwertes. Dolche sind ihm lieber. Daher ist er darin längst nicht so effektiv wie die drei Krieger bei ihm, die ihn wie eine Art Körperwache beschützen. Ihre Methode besteht darin, sich gemeinsam immer je einen Gegner zur Zeit vorzunehmen, wobei einer von ihnen dabei versucht, den anderen beiden den Rücken freizuhalten. Alrik nimmt bei ihnen eine Sonderstellung ein, entsprechend einem Ehrenmitglied. Er gehört nicht wirklich dazu, hat sich aber in ihren Augen einen gewissen Respekt (durch seine Idee mit dem Giebeldach als Ausgangsort für Bogenschützen) und Schutz verdient.

Nichtsdestotrotz ist der Kampf hart. Als Alrik einen Moment lang nicht aufpasst trifft ihn eine dicke, feste Keule hart in die Seite. Während ihm mit einem lauten „Pffft“ die Luft ausgeht und er zu Boden sackt, wird der Angreifer, ein Veteran, der mehr auf Wucht seiner Keule denn auf Geschicklichkeit zählt, von Alriks „Leibgarde“ bedrängt. Auriane, die Offizierin in dieser kleinen Gruppe, beugt sich zu Alrik herunter. „Hat es weh getan ?“ fragt sie trocken und mit einem Augenzwinkern.
Alrik kann nur nicken, bis sich seine Augen vor Schreck weiten. Auriane bemerkt dies und weicht instinktiv mit einem Schritt zur Seite dem Schlag einer von hinten kommenden Keule aus. Der Pirat hat seine „Bewacher“ abgedrängt und mit wuchtigen Keulenstößen auf ihre Beine hin zu Fall gebracht. Während sie sich gerade aufrappeln, hat er es doch tatsächlich geschafft, sich zu Alrik und Auriane durchzuschlagen. Mit einem heftigen Schlag auf ihre Beine bringt der Pirat auch die Offizierin zu Fall.

Während der Pirat schon seine Keule erhoben hat, um Alriks Schädel zu zerschmettern, dreht sich dieser, so schnell es ihm seine schmerzenden Rippen erlauben, zur Seite, um dem Schlag auszuweichen.
Aber darauf hat der Pirat nur gewartet. Mit einer flüssigen Bewegung, die man diesem massigen Körper nicht zugetraut hätte, ändert er seine Bewegungsrichtung und schlägt genau dorthin, wohin sich Alrik gerade dreht.

Dröhnend kracht die Keule auf die Straße. Denn Alrik hat es mit schmerzverzerrtem Gesicht gerade noch geschafft, sich noch eine Runde weiterzudrehen. Nur liegt er jetzt hilflos auf dem Bauch wie ein Fisch auf dem Trockenen. Es gilt, Sekundenbruchteile zu überwinden, während er sich aufrappelt und zur Flucht wendet.

Hinter ihm kracht noch etwas zu Boden : Der Pirat selbst. Die jungen Krieger haben ihn doch noch zu Fall gebracht. „Hier, trink das. Aber nur einen kleinen Schluck !“ bekommt Alrik von der Offizierin befohlen, die ihm eine grünlich schimmernde Phiole gibt, die sie von ihrem Gürtel abgemacht hat.
Alrik führt das winzige Fläschchen kurz zum Mund und nippt daran. Er benetzt lediglich seine Lippen damit. „Wer weiß, ob es nicht andere dringender brauchen werden als ich ?“ denkt er sich. Dann gibt er es der grimmig nickenden Frau zurück.

Ein, zwei Mal tief durchgeatmet, und es geht schon wieder. Der Schmerz verschwindet langsam.

Ein Schrei schreckt Alrik auf. Einer der Wächter ist von einem Piraten niedergestreckt worden. Blut läuft zwischen den Teilen seiner Panzerung aus, ein großer Schnitt hat seine Uniform zerteilt. Zwischen den gellenden Schmerzensschreien des stark verwundeten Wächters laufen ihm seine Kameraden zu Hilfe.

Sofort stürzen sich die drei jungen Krieger auf den Piraten. Die anderen Wächter sehen, daß sie Hilfe bekommen, und wenden sich anderen Gegnern zu. Dieser Pirat ist schwarz gekleidet und hat irgendwie durchbrechen können. Er scheint einer besonderen Gruppe von Piraten anzugehören, denn seine Panzerung ist stärker als die anderer Piraten. Und sein Kampfstil ist professioneller.

Mühelos blockt er den ersten der jungen Krieger ab. Wie aus dem Nichts hält er plötzlich eine weitere Klinge in der Hand und schmettert sie gegen das Kettenhemd seines Widersachers. Dem zweiten Krieger ergeht es nicht besser. Er wird ähnlich überraschend abgeschmettert. Zwei Klingen auf einmal - das ist selbst für junge, wenn auch einigermaßen ausgebildete Krieger etwas viel. Dies haben sie scheinbar bisher nicht gelernt.

Die Offizierin gibt währenddessen dem getroffenen Wächter einen kleinen Schluck von ihrem Trunk, woraufhin er sich vom Schlachtfeld schleppt. Das ist kein Wundermittel, er wird weiterhin einen guten Heiler brauchen, oder gar einen Arzt.
Alrik stößt mit seinem kurzen Schwert vor, um dem Piraten das Gefühl einer Bedrohung zu geben. Der Pirat wedelt das Kurzschwert lässig mit der Bewegung einer Klinge beiseite, während er mit der anderen zum Schlag ausholt.

Beeindruckt stellt Alrik fest, daß sich dieser Elitekämpfer vollkommen in einem Fluß der Bewegung befindet. Er schafft es meisterhaft, die Schwungenergie, die er aus der Bewegung und dem Gewicht seiner Klingen zieht, direkt auf andere Bewegungen hin zu verlagern. Im Grunde ist er immer in Bewegung und nichts als Energie. Schwungenergie.

Der Pirat bedrängt Alrik nun mit beiden Säbeln. Ein paar Schläge zur Seite, und die Krieger, die Alrik zu Hilfe kommen, werden abgeblockt. Seine Panzerung hält mit einem dumpfen Klirren selbst ihre Schwerter aus, was Alrik mit Erschrecken klar macht, daß er zumindest ein dickes Kettenhemd unter seinem schwarzen Wams mit sich führt, wenn nicht sogar einen echten Schuppenpanzer!

Das sich unablässig drehende und bewegende Gemisch aus Gewicht, Schwungenergie und Kampfrausch nähert sich Alrik. „Gegen den habe ich keine Chance,“ blitzt es durch seinen Kopf, „alles, was ich habe, ist meine Geschicklichkeit“.

Während die drei Krieger Alriks „Leibgarde“ durch Angriffe zweier weiterer Elitepiraten abgelenkt werden, läuft alles auf eine Konfrontation zwischen Alrik und diesem Piraten hinaus. Anscheinend ist diese Truppe besonders darin geübt, einander den Rücken freizuhalten. Alles um sie herum ist in Kämpfe verwickelt, so daß sich Alrik und dieser furchteinflößende Pirat, eine einzige rotierende Bewegungsmaschine, nun gegenüber stehen.

Alriks zaghafte Versuche, ihn mit weiteren Vorstößen des Kurzschwertes aufzuhalten, werden von dem bulligen Piraten nur unwirsch weggewischt. Dieser scheint geradewegs auf die furchteinflößende Wirkung seiner Klingen zu setzen und mit ihm zu spielen, wie eine Katze mit einer Maus, um letztendlich einen vor Furcht zitternden Alrik mit dem Rücken an eine Hauswand zu treiben. Dort wird er ihm als Gnadenstoß einen Stich mitten ins Herz geben.

Womit der Pirat nicht rechnet : Alrik zittert nicht vor Furcht. Im Gegenteil: Er paßt sich an. Zaghaft und unsicher anfangs noch, beginnt er, die Verteilung der Schwungenergie, die Bewegung, den Fluß der Bewegung, den der Pirat innehat, zu imitieren. Ungewollt wird sein Gegner damit zu seinem Lehrmeister.

Alrik hat nur ein Problem : Er hat nur eine Klinge statt zweier. Er schafft es gerade noch, den Dolch, der an seiner Seite hängt, in die Hand zu nehmen, um damit einen Gegenangriff zu starten. Viel Hoffnung hat er damit nicht, aber es ist immerhin ein Anfang.

In die Enge gedrängt versucht er einen Trick : Er wird die Bewegung seines Gegners ganz einfach stoppen.

Kreischend und klirrend trifft Metall auf Metall, als er sein Kurzschwert einfach in den Bewegungsstrom der beiden Säbel hineinhält.
Die erfolgreiche Abwehr bezahlt er jedoch mit dem Verlust seines Kurzschwertes und einem heftigen Schmerz in den Schultergelenken. Der bärtige Pirat lacht Alrik höhnisch ins Gesicht. Alrik wiederum ist aber klug genug, um den Moment der Unaufmerksamkeit zu nutzen, um mit dem Dolch tief in das Wams hineinzustechen.

Verdammt ! Der Dolch steckt fest ! Noch einmal lacht der Pirat höhnisch.

Alriks Gedanken überschlagen sich. Wie soll er bloß aus dieser ausweglosen Situation herauskommen? Ein sanftes Vibrieren des Amuletts an seiner Brust gibt ihm neuen Kampfesmut und bringt ihn auf eine Idee. Instinktiv, ohne weiter darüber nachzudenken, greift fasst Alrik blitzschnell an die nach den Griffen der beiden Säbel, die der Pirat in den beiden Händen hält

Alrik wagt einen höchst gefährlichen Bluff.
Während er die Griffe der beiden Säbel eisern umklammert, schwingt er in einer ruckartigen Bewegung beide Beine aus einer kauernden Stellung hoch und tritt aus der Luft heraus seinem Gegner direkt in den Bauch. Dann läßt er sich blitzschnell wieder fallen. Geschickt rollt er sich nach dem unvermeidlichen Sturz ab und kommt wieder auf die Füße.

Der Pirat hat eine Menge Luft verloren. Obwohl er so gut geschützt ist, ist er gegen einen solchen Tritt nicht gefeit. In einer reflexartigen Schutzreaktion läßt er beide Säbel fallen und krümmt sich, die Arme vor seinen Bauch haltend. Dann fällt er langsam nach vorne.

Erleichtert, aber auch verwundert, daß sein Gegner so leicht zu besiegen war, schaut Alrik auf den gefallenen Piraten. Erst einen Augenblick später registriert er den Pfeil in dessen Rücken. Dieser muß im gleichen Moment dort eingedrungen sein, als Alrik zugetreten hatte. Ein Meisterschuß !

Einmal vor Erleichterung tief durchatmend, tritt er einen Schritt von der Leiche zurück - und hat plötzlich eine Hauswand in seinem Rücken. Keine Sekunde zu früh ! Denn beinahe hätte der Pirat sein Ziel erreicht, und Alrik vor die Hauswand getrieben, um ihn endgültig fertig zu machen.

In der Entfernung sieht er noch einen Bogenschützen, der ihm flüchtig zunickt. Unfähig, etwas zu sagen, nickt Alrik zurück.

Mit den Worten „Ihr wart ein guter Lehrmeister“ stürzt sich Alrik zurück in das Getümmel, die beiden erbeuteten Säbel vor sich herschwingend. Er will diese Methode nun auch ausprobieren - und auf einen Blockversuch, wie er ihn eingesetzt hat, vorbereitet sein. Andererseits ist es ihm auch klar, daß er ein blutiger Anfänger in dieser Technik sein wird - aber dazu hat er ja noch seine Wurfdolche da.

Bald hat er die jungen Krieger gefunden, die einen weiteren schwer verletzten Wächter aus dem Getümmel herausziehen, aber selbst auch nicht unverletzt geblieben sind. Humpelnd und schwer am Bein blutend geht einer der Krieger die Straße zurück, gestützt von dem anderen der beiden, während die Offizierin Auriane ihnen den Rücken freihält. Kurz nicken sie einander zu. Instinktiv wehrt Alrik einen Piraten ab, der diese Situation ausnutzen will. Durch einen Schlag Aurianes gefällt, sinkt dieser Gegner zu Boden.

Dann schütteln sie sich die Hände. „Es war ein guter Kampf,“ beginnt die Offizierin, „wir konnte an aber nicht überall sein. Frederick und ich,“ damit nickt sie zu dem stützenden Krieger hinüber, „werden hier noch etwas helfen, bevor wir anfangen, die Verletzten zu versorgen. Denn auch das gehört zu unseren Pflichten.“

Alrik nickt ihr wiederum zu. „Es war ein guter Kampf, und ich Danke Euch für Eure Unterstützung ! Möget ihr immer dann Hilfe finden, wenn Ihr sie am Meisten braucht !

Ich werde versuchen, meine Freunde zu finden. Ich glaube, sie brauchen mich, denn in diesem Krieg wird niemand schadlos bleiben.“

Dann trennen sich ihre Wege. Ein weiterer Krieger kommt aus einer Seitenstraße angerannt und nimmt den Humpelnden ab, führt ihn zu einem improvisierten Lazarett eines hier ansässigen Heilers.


Alrik nähert sich wieder dem Hafen ... geradewegs in den Schlachtenlärm von klirrenden Schwertern, Schmerzensschreien, klingenden Klinghen und singenden Sehnen von ein paar Bögen der Bogenbauer-Gilde hinein.

Mitten im Kampf sieht Alrik einen weiteren schwarzgekleideten Elitekämpfer. Kurzentschlossen nimmt er beide Säbel in eine Hand und zieht seinen immer noch mit dem Gift getränkten Wurfdolch.

Während dieser fliegt, bemerkt er, wie sich eine andere Person in die Flugbahn hineinbewegt. „Hoffentlich kein Wächter !“ denkt Alrik. „Das würde ich mir niemals verzeihen!“

Glück gehabt! : Dieser Kämpfer ist nur ein weiterer Pirat, der zu Boden fällt, von einem Pfeil niedergestreckt, bevor der Dolch ihn erreicht.

Ungehindert trifft der Dolch nun sein eigentliches Ziel : Den schwarzgekleideten Elitekämpfer. Zitternd bleivbt die Wurfwaffe in dessen Wams stecken. Der Pirat wendet seinen Kopf zu Alrik hin. Der Dolch scheint für den Piraten nur ein weiterer lästiger Kratzer zu sein, aber Alrik spürt, wie ihn der hasserfüllte Blick des Piraten selbst auf die entfernung hinweg zu durchbohren scheint.

„ ... Rote Augen ? Hat dieser Pirat etwa ein unerlaubtes magisches Stärkungsmittel eingenommen ?“ fragt sich Alrik, während er diesen Blick zu ertragen versucht, und weiß, daß er sich hier einen Todfeind geschaffen hat.
Er erinnert sich, im Gespräch mit jenem alten Alchimisten, der ihm seine Kampfgifte verkauft hatte, Dinge über unerlaubte magische Wutrauschmittel gehört zu haben, deren Herstellung allgemein geächtet war, die angeblich sogar dämonischen Ursprungs sein sollten. Alrik läuft ein kalter Schauer den Rücken hinunter, während er zusieht, wie dieser wutrauschbesessene Pirat von zwei Tempelrittern angegriffen wird. Im Seitenwinkel bemerkt er einen Priester, der einen Reinigungsspruch spricht.

Dann wendet sich Alrik schaudernd ab, um Big Claw zu suchen. Er hofft, daß ihn dieser Pirat nicht finden wird.


Aus einer weiteren Seitenstraße kommt ein Wächter heran, und fragt Alrik um Hilfe : Sie benötigen dringend Bogenschützen. Gestikulierend verweist er ihn auf das Haus, von dessen Giebelfenster Hattrick und die Kurtisane immernoch ihre Pfeile verschießen.

Kurzangebunden hält Alrik den Wächter auf, bevor sich dieser wieder auf den Weg macht : „Sagt, habt Ihr einen einzelnen Kämpfer gesehen und eine Elfe ?“

„Ja,“ erwiedert dieser, „wir haben eine Elfen-Prinzessin zur Unterstützung bekommen. Wir müssen mit allen Mitteln versuchen, mit Hilfe von Bogenschützen die Katapulte auf dem Hauptschiff zu stoppen, sonst ist hier bald alles nur noch Schutt und Asche !“ „Ausschalten der Bedienmannschaften ?“ „Genau !“

„Wo ist diese Elfin ?“ „Sie befindet sich in einem der Häuser ... Ich kann es Euch zeigen, wenn Ihr mitkommt.“

Eine ferne Explosion läßt die Gegend erschüttern. Dem Knall zufolge hat offenbar ein Feuer in der Hafengegend ein Munitionsdepot erreicht, vermutet Alrik (oder das Labor eines Alchimisten, denkt Alrik, der sich an den Verkäufer seiner Kampfgifte erinnert). Er kann nur nicken, und folgt dem Wächter, der sich kurz mit „Oskar“ vorstellt. Gemeinsam holen sie Hattrick aus dem Haus heraus. Die Kurtisane besteht darauf, oben zu bleiben, da sie keinerlei Schutz hat, nur dünne Gewänder.

Unterwegs lesen sie noch den Hünen auf, der anscheinend der Kopf der Bogenbauer-Gilde ist.

Last edited by AlrikFassbauer; 21/02/07 12:17 PM.

When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it.
--Dilbert cartoon

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