Verächtlich mustert Schwarzbart den Krieger, der vor ihm auf dem Boden liegt und offenbar vor Schmerz weitgehend gelähmt ist. Wieder einmal hat der Bessere triumphiert, hat jeglicher Widerstand gegen den Kapitän des Schiffes ein unrühmliches Ende gefunden. Es bleibt der genussvolle Teil, die Sache zu Ende zu führen.

Krachend brechen auf der anderen Seite des Schiffs ein paar brennende Planken weg. Der Pirat sieht missmutig hinüber. Bislang hat er sich fast ganz auf seinen Gegner konzentriert, so wie es immer seine Art war, wenn es Ungehorsam zu beseitigen galt. Doch allmählich wird es Zeit, das Schiff zu verlassen und sich ein neues zu suchen. Was leider bedeutet, dass sein Gegner ein schnelleres Ende finden muss, als er es verdient hat. Na ja, sollen ihn die Dämonen quälen, die ihn gleich empfangen.

Schwarzbart packt seinen Säbel mit beiden Händen, hält ihn über den Kopf und wirft einen letzten Blick auf sein Opfer. Der junge Krieger ist nicht schwer verletzt, aber er macht einen jämmerlichen Eindruck. Spuren von Erbrochenem ziehen sich seinen Körper hinab, sein Gesicht ist immer noch aschfahl und von Erschöpfung und Schmerz gezeichnet. Was für ein dämlicher Verlierer!

Plötzlich verspürt der Pirat einen heftigen Stoß an der Seite und stolpert ein paar Schritte zurück. Der Pfeil, den sein Elfen-Kettenpanzer abgelenkt hat, bleibt in den Deckplanken stecken. Überrascht schaut Schwarzbart erst zu dem Pfeil, dann zum Hafen, und bricht erneut in dröhnendes Gelächter aus. War das nur ein verirrter Schuss oder versucht da irgendwer, diesem Dreckskerl zu helfen? Egal, der elfischen Rüstung kann auf diese Entfernung kein Pfeil etwas anhaben. Da müssen diese armen Idioten schon andere Geschütze auffahren! Und wenn sie genau hinschauen, dann können sie jetzt mit ansehen, wie ihr Freund massakriert wird!

Entschlossen hebt Schwarzbart den Säbel, den er im Stolpern sinken ließ, wieder über den Kopf, und fixiert sein Opfer. Dieses Mal wird ihn nichts und niemand davon abbringen, den räudigen Hund seiner gerechten Strafe zuzuführen. Er konzentriert sich ganz auf sein Ziel. Das brennende Schiff, der Kampf im Hafen werden nebensächlich. Seine Aufmerksamkeit gilt allein dem lästigen Wurm, der jetzt endlich zerquetscht werden muss. Wie durch einen Tunnel heftet sich der Blick des Piratenkapitäns an die Stelle von Stones Körper, auf die gleich mit entsetzlicher, tödlicher Wucht die Waffe niedersausen wird.

Schwarzbart will drei schnelle Schritte nach vorn machen, um dem besiegten Gegner mit einem schwungvollen Streich das Leben zu nehmen, doch sein Stiefel findet keinen Halt in der kleinen Lache von Erbrochenem, in die er tritt. Sein Bein rutscht nach hinten weg, der kräftige Mann schlägt der Länge nach hin. Er kann die zum Schlag erhobenen Arme nicht rechtzeitig nach vorne bringen, um sich abzustützen. Scheppernd schlägt seine Klinge auf Deck auf.

„Verflucht!“, brüllt er verärgert und reibt sich das schmerzende Kinn. Seine Knie, seine Brust und seine Arme tun ebenfalls weh, aber es scheint nichts gebrochen zu sein. Der Gedanke, Glück im Unglück gehabt zu haben, geht ihm durch den Kopf, doch im selben Moment spürt er, wie etwas Heißes seinen Hals berührt, so als würde jemand eine Fackel dagegen halten. Mit einem Schmerzenslaut zuckt er zurück. Der Schmerz aber wird stärker.

Vyardims Kohlen! Der Aufprall beim Sturz muss eine von ihnen aktiviert haben! Verzweifelt versucht der Pirat, sich das hellorange glühende Kohlestück vom Hals zu reißen, das bereits seinen Bart versengt hat. Ihm ist, als würde er seine Hände in siedendes Öl tauchen. Eine Welle aus unerträglichem Schmerz überrollt seinen Körper. Er will schreien, doch die Luft entweicht aus dem schwarzrandigen Loch, das die Kohle schon in seinen Hals gefressen hat.

Kraftlos sinken die verbrannten Hände zurück, während der restliche Körper von wilden Krämpfen geschüttelt wird. Das Kohlestück glüht sich noch ein bisschen tiefer in Schwarzbarts Hals hinein. Dann verlischt seine Magie, fast gleichzeitig mit Schwarzbarts Leben. Ein beinahe faustgroßes, hässliches, verkohltes Loch bleibt über dem Schlüsselbein des Piraten zurück. Seine starren Augen sind auf ein paar Spritzer Erbrochenes gerichtet. Zum letzten Mal zucken seine Lippen. „Das kann nicht wahr sein!“, würden sie ungläubig flüstern, wenn sie noch die Kraft dazu hätten, „Besiegt von ... von deiner Kotze ...“