Als sich der wuchtige Pirat mit gezücktem Dolch über Galef stellt, merkt er gar nicht den Pfeil, der sich in seinen Brustkorb bohrt. Er hebt die scharfe Klinge hoch, will zustecken ... dann bemerkt er plötzlich den stechenden Schmerz in seiner Brust.

Und einen Schatten in der Türe.

"Du hast genug Unheil unter den Rechemer Frauen angerichtet !" ruft eine weibliche Stimme scharf zu ihm herüber.

"Was ...?" stammelt der Pirat, als er einen zweiten Pfeil in seine Brust gejagt bekommt. Dorthin, wo es nicht lebensgefährlich ist.

In das wenige Licht, das sich in der Kammer ausbreitet, fällt auf eine Frau, die mit Pfeil und Bogen in den Händen einen Schritt in den Raum hereingetreten ist. Ihr Gesicht ist von Abscheu überzogen.

Und von noch etwas anderem ... Sie war einst eine schöne Frau, eine stolze Frau, die schönste Frau, die das Bordell zu bieten hatte. Bis auf jene unsägliche Nacht mit diesem Piraten ...

Als sie einen weiteren Schritt in den Raum hinein macht, schreit Ernestine auf. Nie hätte sie es für möglich gehalten, daß das Gesicht einer Frau so entstellt sein könnte.

An die Narben hat sich Kira längst gewöhnt. Sie kann ihr Gesicht wieder in einem Spiegel sehen, ohne sich vor sich selbst zu erschrecken.

Aber die Narben, die das Feuer in ihrer Seele hinterlassen haben, sie sind immernoch frisch wie am ersten Tag.

Der Pirat dreht sich zu Ernestine um, und herrscht sie an : "Sei du bloß still, blödes Weib !" Dann dreht er sich wieder zurück zu Kira, und spürt nun, wie das Blut aus seinen Peilschüssen sickert.

"Du hast mich vergewaltigt ! Und nicht nur das, du hast auch meine gesamten Tageseinnahmen gestohlen ! Und damit ich dir niemals etwas anhaben kann, hast du das hier gemacht !" Damit zeigt Kira wutentbrannt auf ihr Gesicht.

"Mich vergewaltigen, bewußtlos schlagen, mit meinem Geld abhauen, und dann das Zimmer anzünden ! Du hättest es beinahe geschafft ! Ich hatte mehr Glück als Verstand, daß mich ein paar Freier da rausziehen konnten !"

Blind vor Wut jagt sie ihm einen weiteren Pfeil in die Brust, dem Herz etwas näher.

"Es hat Monate gedauert, bis der Schmerz vorbei war ! Ich konnte mir keinen Heilmagier leisten, und für meine Chefin war ich nur noch wertloses 'Katzengold' ! Es hat Jahre gedauert, bis ich meinen eigenen Anblick wieder ertragen konnte !

Jahre, an denen ich nur an eines gedacht habe : An Rache ! Es verging keine einzige Minute mehr in meinem Leben, in der ich nicht an dich und wie ich dich loswerden könnte, gedacht habe, Gauner !

All diese verloreenen Jahre, der Schmerz, der Abstieg, von der gefeiertsten Hure bis zur kleinsten Abfallfrau !

Dir ist gar nicht bewußt, was du mir angetan hast !
Ich mir dafür umso mehr !

Und dafür wirst du jetzt büßen, Halunke !"

Damit jagt sie ihm einen letzten Pfeil in den immernoch grimmig dreinblickenden Piraten - in sein Herz. Mit einem letzten Versuch, seinen Dolch nach Kira zu schleudern, bricht dieser zusammen. Seine letzten Worte sind ein Schwur an Seelöwe.

Der Dolch steckt in der Türe neben Kira. Doch diese ist wieder fort.


Dann erst geht Ernestine weinend zu Galef hin, und hilft ihm auf.




When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it.
--Dilbert cartoon

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