Da rennen welche weg. Uniformierte. Die Stadtwachen ?

Da liegt ein Toter. Wer ist das ? Auch eine Stadtwache ?

Warum liegt da einer und die anderen laufen weg ? Und warum läuft denen jemand voraus ?

Nathaniel wundert sich. Er ist der jungste der Studenten der Magierakademie, und hat gerade erst ein paar Heilzauber gelernt. Das allererste, was Studenten hier lernen, sind Heilzauber, hat er gehört.
Seine Heimat sind die endlosen Wälder der Gebirgstäler, einer Gegend, in der es viel Holz, aber wenig anderes gibt. Dörfer bestehen aus Blockhütten, Felder hängen sich an den Hängen herauf, auf der Suche nach Licht, daß das Getreide reifen lassen könnte.

Es gibt nur wenige Dörfer dort, wo er herkommt, und man lebt aus purer Notwendigkeit im Einklang mit der Natur - denn nur so läßt es sich in den kargen, harten Weiten des Gebirges überhaupt überleben. Schäfer und Senner sind für die Tiere zuständig, Holzfäller suchen das kostbare Holz, das in die Regional- und Provinzstädte gebracht wird ... und einige Zwerge suchen nach kostbaren Metallen und Edelsteinen. Zwerge sind häufiger im Gebirge zu finden, als Menschen. Felder mit Weizen sind an den Hängen so selten, daß ein Bauer dort etwas Besonderes ist. Im Tal sieht es dagegen etwas besser aus.

Was nun ? Nathaniel hört auf, sich zu wundern, und steht alleine da. Alle um ihn herum sind weggelaufen, hier und da hört er das Scheppern von Metall. Blut fließt aus den Wunden des Toten da.

Mal sehen ... ein paar Heilzauber habe ich gerade erst gelernt, denkt Nathaniel. Es liegt zwar erst ein paar Tage zurück, aber ...

Umständlich fummelt er das Pergament aus seiner Mantelinnentasche hervor. Darauf geschrieben steht der Zauber. Er muß ihn nur noch rezitieren. Dann hockt er sich über den Mann.

Scheu und verunsichert schaut er sich um. Er hört Geschrei in der Entfernung. Leise hebt er eine Hand über den Körper, ständig in der Furcht, er könne bei seiner Tat überrascht werden.

"IM NOTICUS QUARRANENSIS BAK'T" intoniert er leise, scheu, und verunsichert. Er hat dieses frische Pergament erst vor wenigen Tagen von seinem Lehrmeister bekommen, und er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, es auszuprobieren. Was ist, wenn es schief geht ?

Während er mit der freien Hand einige Gesten macht, leicht und unsicher, ob dies auch wirklich die richtigen sind, schaut er ständig auf das Pergament in der anderen Hand. Hoffentlich mache ich alles richtig ! denkt er.

Er glaubt, kleine, blaue Flämmchen von seiner Hand ausgehend zum leblosen Körper wabern zu sehen, aber das muß eine Einbildung sein. Das kann nur eine Einbildung sein, denn er hat noch nie von so etwas gehört.

Das geht mehrere, bange Minuten so, wobei Nathaniel ständig in der Furcht lebt, er könnte entdeckt werden. Wie ein Reh auf der Furcht vor einem Jäger, wie ein gehetzter Flüchtling, ja wie ein Verbrecher, der wegen "verbotener Experimente an Wehrlosen" in den Kerker gebracht oder sogar zum Tode verurteilt werden könnte, schaut er sich ständig um, schwitzt, tritt bald von einem Bein aufs andere.

Dann, hört er ein Geräusch.

Als er das Krächzen und Stöhnen eines sich nähernden Bettlers vernimmt, hält es Nathaniel nicht mehr aus. Hastig rafft er sein Pergament zusammen und rennt wie von einem Piraten verfolgt hinter die nächste Hausecke. Von dort aus ist er sicher, kann er das "Geschöpf", das er da zu Stande gebracht hat, sehen, in sicherer Entfernung.



Dranner fühlt Schmerzen. Heftige Schmerzen. Wo war ... Es ist so still um ihn herum ...

Gerade, als er wieder vom Schmerz überwältigt zu Boden sinken will, stützt ihn ein Bettler ab.
"Ruhig, ruhig, Ihr habt schwere Wunden dort ..." hört Dranner, wie der Bettler mit ihm spricht. "Ich werde Euch helfen, aber dazu brauche ich meine Freunde ..." bricht eine rauhe, fast tonlose, gebrochene Stimme in seine Aufmerksamkeit ein.

Der Bettler, ein mittelalter Mann mit kurzem grauem Haar, der in Lumpen gehüllt ist, winkt ein paar Leuten zu, die ähnlich abgerissen aussehen, wie er. In ihren dunkelgrün-braunen Lumpen sehen sie eher wie Rattenwesen aus als wie Menschen. Gemeinsam ziehen sie Dranner vorsichtig in eine geschützte Ecke.

Als der Bettler Nathaniel entdeckt, winkt er ihm zu, aber der Junge ist schon davongelaufen. Traurig schüttelt der Alte den Kopf. Vielleicht hätte der Junge dem verletzten Mann hier helfen können, aber nun ist es zu spät. Sie müssen gemeinsam versuchen, ihn zu verarzten, so gut es geht. Denn es sieht nicht gut aus mit ihm, trotz allem.

Dranner ist wieder ohnmächtig geworden und merkt nicht, wie er in den kühlen Schutz eines Hauses gebracht wird ...

Last edited by AlrikFassbauer; 12/08/07 10:21 AM.

When you find a big kettle of crazy, it's best not to stir it.
--Dilbert cartoon

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