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Aber ich weiß, daß zu Zeiten als ich mein Abitur machte (1975), es möglich war in einem Deutschaufsatz eine 1 zu bekommen, obwohl dieser vor Rechtschreibfehlern strotzte! Ich will nicht in Abrede stellen, daß der Inhalt des Aufsatzes brilliant war, aber ich bin nun einmal der Auffassung, dass wer in der 13. Klasse des Gymnasiums seine Muttersprache nicht fehlerfrei schreiben kann, keine 1 verdient hat (womit ich diejenigen, die Deutsch als Fremdsprache lernten - auch die gabs zu meiner Zeit schon! - keinesfalls diskriminieren möchte! Nach meiner Erfahrung waren die in der Regel sowieso besser als der Durchschnitt der Oberstufe!) - und daß die Tatsache, daß dies gehäuft auftrat (damals schon!) ein Versagen des Schulsystems ist! Und die Reformwilligen, kamen die nicht aus dem schulischen (inkl. universitären) Umfeld <img src="/ubbthreads/images/graemlins/question.gif" alt="" />


Ich weiß nicht, aber ich glaube, daß genau diese Denkweise teilweise für diesen Reformschwachsinn verantwortlich ist. Wenn irgendjemand die Rechtschreibung nicht richtig beherrscht, dann ist mir das mittlerweile völlig egal (ich habe mich lange genug darüber aufgeregt). Erst aus diesem Gedanken entsteht ja das Bedürfnis, die Rechtschreibung zu vereinfachen. Und daraus wurde dann ein Zwang, der diejenigen einschränkt, die die Sprache zu gebrauchen verstehen, anstatt gerade diesen die Freiheit zu lassen. Es kann uns doch völlig egal sein, wenn irgendjemand, von dem wir eh nie etwas lesen werden, nicht richtig schreiben kann.
Ich glaube auch nicht, daß die vielfach schlechte Rechtschreibun heutzutage ein Versagen des Schulsystems ist. Ich glaube, es liegt einfach daran, daß heute viel weniger gelesen wird. Ich bin manchmal entsetzt, zu merken, daß ich schon in der zweiten Klasse mehr Bücher gelesen hatte, als manche Leute in meinem Alter in ihrem ganzen Leben. Bei uns gab es aber durchaus Abzüge wegen schlechter Rechtschreibung.

Die Rechtschreibreform ist jedenfalls geboren aus der Arroganz, es dem Schreibenden einfach zu machen (auch wenn das nicht gelungen ist), anstatt dem Lesenden. Ich selber hatte immer Problem mit den Kommaregeln. Eigentlich sollte ich ja die neuen Kommaregeln begrüßen, da sie durchaus einfacher sind. Tue ich aber nicht, da ich gerade das zweifelhafte Glück habe, ein Buch in neuer Rechtschreibung zu lesen, und diese Kommaregeln führen durchaus dazu, daß ich manche Sätze zweimal lesen muß, wo es vorher mit einem mal getan gewesen wäre.
Ein Text wird einmal geschrieben, und im Extremfall viele tausend mal gelesen, sollte da die Mühe nicht schon allein aus Rücksicht bei demjenigen liegen, der ihn verfaßt? Deswegen halte ich auch *absolut* nichts von der allgemeinen Kleinschreibung, da sie die Lesbarkeit erwiesenermaßen verschlechtert.

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Für den stimmlosen s-Laut nach kurzem Vokal schreibt man ss.

Das stimmt nicht so ganz. Korrekt müßte die Regel der neuen Rechtschreibung lauten "Für den stimmlosen s-Laut nach kurzem Vokal schreibt man genau dann ss, wenn man nach alter Rechtschreibung ß schrieb." Woran man wieder sieht, wie durchdacht das ganze ist. Finsternis, Bedürfnis, u.a. schreibt man weiterhin mit einem s, obwohl die Mehrzahl Finsternisse, Bedürfnisse lautet.
Das heißt jetzt nicht, daß ich Finsterniss schreiben will. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />


"In jedem Winkel der Welt verborgen ein Paradies"