Gerade eben lief auf Spiegel-TV ein Bericht �ber die aktuelle Lage im Irak mit dem Schwerpunkt auf Falludscha.

Was dort passiert, spottet jeder Beschreibung. Franz�sischen Journalisten ist es gelungen, sich in die von den Amerikanern komplett abgeriegelte Stadt zu schmuggeln und Aufnahmen zu machen. Was die US-Armee dort ver�bt, ist unglaublich. Zu Dutzenden werden dort t�glich unbewaffnete irakische Zivilisten erschossen, die verzweifelt versuchen diese "Todeszone" zu verlassen. Egal ob Greise im Nachthemd oder V�ter die ihre kleinen Kinder in Sicherheit bringen wollen - sie werden von amerikanischen Scharfsch�tzen abgeknallt. Falludscha ist ein Friedhof. Offenbar r�chen sich die US-Milit�rs gegen die �bergriffe gegen ihre Streitkr�fte auf unglaubliche Weise.

Gezeigt wurden Aufnahmen eines kanadischen Rot-Kreuz-Sanit�tsteams, das zu verletzten Zivilisten durchzukommen versuchte und die Amerikaner �ber Megafon bat, sie zu den Verwundeten durchzulassen. Als Antwort darauf wurden sie von den Amerikanern beschossen. Sie versuchten es ein weiteres Mal und beriefen sich auf die Genfer Konventionen. Sie wurden erneut von den Amerikanern unter Beschuss genommen und mussten fliehen, um nicht selbst get�tet zu werden.

Schliesslich wurden die franz�sischen Journalisten vom US-Milit�r entdeckt. Obwohl sie sich zu erkennen gaben und ausweisen konnten, wurden sie von den Amerikanern festgenommen und gefesselt und mit Augenbinden versehen wie Kriegsgefangene inhaftiert, mussten stundenlang in der prallen Sonne ohne Wasser hocken. Bei Nacht setzte man sie schliesslich mitten in der W�ste aus.

Neues gab es auch �ber die Folterungen des US-Milit�rs. Wie schon vermutet wurde, handelt es sich dabei nicht um "bedauerliche Einzelf�lle", sondern um eine gross angelegte und von oben organisierte Aktion. Es melden sich immer mehr hochrangige Zeugen f�r diesen Tatbestand. Der Pr�sident des Internationalen Roten Kreuzes hatte nach eigenen Angaben bereits im Februar ( !!! ) dieses Jahres eine Konferenz mit Rice, Wolfowitz und Powell ( !!! ), wo er umfangreiches Beweismaterial vorlegte und die Folterungen im Irak scharf anprangerte. Die gesamte US-Regierung war also bereits seit Monaten �ber die Zust�nde informiert - unternommen wurde nichts.

Weiterhin wurde der zust�ndige US-Oberkommandierende der Gefangenenlager im Irak zur gleichen Zeit vom Internationalen Roten Kreuz kontaktiert und mit den zahlreichen Folterungen konfrontiert. Auch er unternahm nichts.

Laut Berichten der Washington Post sollen Beweise vorliegen, nach denen Rumsfeldt pers�nlich Misshandlungen in Irak-Gef�ngnissen und in Guantanamo Bay angeordnet habe.

Die Stimmung im Irak ist angesichts der Folter-Bilder und der Verstrickung der US-Regierung inzwischen scheinbar g�nzlich umgeschlagen. Selbst ehemals Pro-amerikanische Iraker bezeichnen die Besatzer inzwischen als "blutr�nstige Bestien" und nennen Bush "schlimmer als Saddam". Das US-Milit�r sieht sich nicht mehr nur mit religi�sen Fanatikern und Terrorkommandos konfrontiert, sondern die gesamte Bev�lkerung zeigt Widerstand.

�fter wurde dieser Irak-Krieg schon mit Vietnam verglichen. Doch durch den Stein, der durch die Aufdeckung der von der Obrigkeit angeordneten ( oder zumindest gedeckten ) organisierten Folter jetzt ins rollen gekommen ist, k�nnte sich Vietnam noch als harmlos daneben ausnehmen. Die USA haben statt den Terror zu bek�mpfen, tonnenweise �l ins Feuer gegossen: der Hass und der Widerstand gegen den Westen ist im arabischen Raum nun gr�sser als je zuvor. Ehemals gem�ssigte und liberale arabische Kreise rufen zum bewaffneten Widerstand auf.

Diese Folterungen und die Zust�nde in Falludscha waren meines Erachtens nach der Tropfen, der das Fass endg�ltig zum �berlaufen gebracht hat. Zumal zu bef�rchten steht, das auch Falludscha kein "Einzelfall" ist. Es werden massive Vergeltungsaktionen und Terroranschl�ge folgen. Angesichts dieser Bilder wird wohl auch der friedlichste Araber den USA und seinen Verb�ndeten den pers�nlichen Krieg erkl�ren.

Die Folterungen, Menschenrechtsverletzungen und Morde an Zivilisten in Afghanistan durch das US-Milit�r konnten noch relativ erfolgreich unter den Teppich gekehrt werden - diesmal ist es daf�r zu sp�t. Selbst wenn man die Bush-Regierung jetzt umgehend unsch�dlich machen w�rde, w�re die Entwicklung wohl nicht mehr aufzuhalten. Ich wage nicht mir auszumalen, was f�r Konsequenzen dieser Krieg in Zukunft f�r die Welt noch haben k�nnte.

Mit am ersch�tterndsten sind f�r mich die Reaktionen in der US-Bev�lkerung. 50% stehen weiterhin hinter Bush und sogar 70% sehen bei Rumsfeldt keinen Grund f�r einen R�cktritt. Die Folterungen werden angezweifelt oder verharmlost.

Die Interview-Aussage einer amerikanischen B�rgerin zu den Folter-Bildern aus dem Irak kann eigentlich nur noch sprachlos machen:

"Schliesslich haben unsere Jungs und M�dels den Irakern doch nicht die H�nde oder die Ohren abgeschnitten ! Die wollten bloss ein bischen Spass haben, vermutlich haben sie sich gelangweilt."

Gute Nacht, Amerika. Je eher, desto besser. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/down.gif" alt="" />