Auch wenn Du das natürlich (und glücklicherweise) anders siehst, Elgi: Ich verwehre mich gegen den Vorwurf hier irgendeine Schuld relativieren zu wollen. Und diesen Vorwurf hast Du ja bereits nicht nur mir allein gemacht.

Ich verachte und verabscheue das Gedankengut und die Verbrechen der Nationalsozialisten und deren Nachfolgern zutiefst, die begangen wurden und bis heute begangen werden.

Aber ich habe mich lange sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, am meissten in meiner aktiven Zeit in der AntiFa. Und ironischerweise habe ich gerade dort feststellen müssen, dass die Dinge eben nicht so einfach waren, wie sie der Öffentlichkeit seit Ende des Zweiten Weltkrieges präsentiert wurden und auch die Schuldfrage nicht so einfach ist, wie sie in der Allgemeinbildung dargestellt wird.

Ich habe auch nie behauptet, dass es so etwas wie die NSDAP in Deutschland unter anderen Voraussetzungen nie gegeben hätte. Ich habe gesagt, dass soetwas wie die NSDAP unter anderen Voraussetzungen eine radikale Nischenpartei ohne Aussicht auf die Übernahme der Regierungsmacht geblieben wäre. Ein Verein wie heutzutage die NPD oder die DVU, Republikaner und ähnliche. Im Hinblick auf die damalige Lage prozentual vermutlich deutlich stärker als diese, aber dennoch keine Bedrohung für die innere und äussere Sicherheit Deutschlands.

Und wenn man mal alle Faktoren und alle damals herrschenden Umstände von allen Seiten unter einem neutralen Licht beleuchtet, dann muss man feststellen, dass die späteren Allierten nicht unwesentlich dazu beigetragen haben - ebenso wie die USA in der heutigen Zeit nicht unwesentlich an der Erschaffung eines Saddam Husseins oder eines Osama Bin Ladens beteiligt war.

Ich versuche damit keine Schuld zu relativieren, sondern sie zu präzisieren und die ganze Komplexität dieser Schuld aufzudecken. Es ist einfach zu sagen "Die Deutschen waren an allem Schuld", aber so einfach war es eben nunmal nicht.

Der zweite Weltkrieg und die Verbrechen die dort mehr oder minder von allen Beteiligten begangen wurden, waren ein gemeinschaftliches Resultat der Fehler aller Beteiligten. Das die Deutschen dabei die Hauptverursacher waren, ist unbestritten. Man sollte sie eben nur nicht als Alleinschuldige darstellen und alles andere unter den Teppich kehren.

DAS ist dann nämlich genau die falsche Form von "Vergangenheitsbewältigung", die zulässt, dass alte Fehler erneut begangen werden - und genau das erleben wir am Beispiel USA.

Der Rest der Welt hat sie mit seinem Verhalten, seinem Jubel und der Hochstilisierung zu den großen Befreiern und Ordnungshütern doch erst dazu ermutigt, dass später solche Dinge wie in Vietnam oder Korea passiert sind. Oder heute in Afghanistan und im Irak.

Last edited by Ddraigfyre; 03/03/07 02:43 PM.