Nachdem die Wettk�mpfe nun vor�ber sind, erstmal eine abschlie�ende Bilanz der deutschen Sportler. Ich werde die einzelnen Sportarten nach dem Schulnotensystem bewerten, Grundlage sind dabei Leistungspotential und vorherige Erwartungen:

Bogenschie�en: Note 4+.
Leichtathletik: 2x Silber. Note 5+.
Badminton: Note 3-.
Beachvolleyball: Note 3.
Boxen: 2x Bronze. Note 2.
Kanu: 3x Gold, 3x Silber. Note 1-.
Kanuslalom: Silber und Bronze. Note 3+.
Mountainbike: Bronze. Note 2.
Stra�enradfahren: Silber. Note 4.
Bahnradfahren: Gold und 3x Bronze. Note 1-.
Kunstspringen: Silber. Note 4-.
Reiten: 4x Gold, 1x Silber. Note 1.
Fechten: Silber und Bronze. Note 4.
Fu�ball: Bronze. Note 2.
Turnen: Note 2.
Rhythmische Sportgymnastik: Note 4.
Trampolinspringen: Gold und Bronze. Note 1+
Handball: Silber. Note 1-.
Hockey: Gold und Bronze. Note 1.
Judo: Gold und 3x Bronze. Note 1-.
Moderner F�nfkampf: Note 2.
Rudern: 2x Gold, 2x Silber. Note 2-.
Segeln: Note 5.
Schie�en: 2x Gold und Bronze. Note 3-.
Schwimmen: Silber und 4x Bronze. Note 4.
Tischtennis: Note 3-.
Tennis: Silber. Note 3+.
Triathlon: Note 4-.
Volleyball: Note 3+.
Wasserball: Note 2+.
Gewichtheben: Note 6.
Ringen: Note 4-.

Ergibt ihm Schnitt eine knappe 3+ und das deckt sich auch in etwa mit meinem Gesamteindruck.
In der Spitze konnte Deutschland gegen�ber Sydney etwas zulegen (drei Goldmedaillen mehr), in der Breite nahm die Konkurrenzf�higkeit dagegen ab (acht Medaillen und zahlreiche Endkampfplazierungen weniger).

Mein Eindruck der Olympischen Spiele insgesamt: Durchwachsen.
Trotz der Lobesarien der Offiziellen war ich keineswegs begeistert. Es waren ordentliche Spiele, vielleicht auf dem Niveau von Atlanta 1996, aber weit entfernt von Barcelona �92 oder gar den vielleicht f�r immer unerreichbaren Spielen von Sydney 2000.
Zwar wurden die Wettkampfst�tten letztlich mehr oder weniger fertig. Die Bev�lkerung und v.a. die vielen Freiwilligen sollen sehr freundlich gewesen sein. Und vor allem in der Stadt gab es wohl kaum Verkehrsprobleme (weil fast alle Athener in den Urlaub gefl�chtet sind ...). Dennoch blieben einige organisatorische M�ngel nicht zu �bersehen, vor allem bei den Wassersportarten.
Die Zuschauer waren nicht gerade zahlreich, vor allem bei den Randsportarten. Was sicher auch den unversch�mt hohen Preisen anzulasten ist.
Zudem verhielt sich das Publikum keineswegs immer fair, Paradebeispiel daf�r nat�rlich die mutwillige Verz�gerung der 200m-L�ufe in der Leichtathletik (wegen der Doping-Aff�re Kenteris). Allerdings mu� auch angemerkt werden, da� die Athener in den meisten Sportarten fairer waren als z.B. die Amis in Atlanta, die ja fast grunds�tzlich nur ihre eigenen Stars angefeuert haben.
Aber kein Vergleich zum wirklich bewunderswerten Publikum in Sydney.

Jetzt mal etwas weg von den ortsspezifischen Begebenheiten.
Das erfreulichste dieser Spiele war sicherlich das Fehlen jeglicher terroristischer Aktionen.
Auch �ber die sportlichen Leistungen kann man sich insgesamt nicht beschweren, es gab tolle Zweik�mpfe, strahlende Helden und tragische Verlierer. Eben alles, was den Reiz des Sports schon immer ausgemacht hat.

Auf der Negativseite: Nat�rlich mu� zuerst wieder mal Doping genannt werden. Keineswegs unerwartet und die zahlreichen �berf�hrten Sportler beweisen immerhin, da� der versch�rfte Kampf gegen das Doping funktioniert. Trotzdem ist es nat�rlich katastrophal, wenn v.a. in der Leichtathletik und im Gewichtheben immer wieder Olympiasieger und Medaillengewinner Tage sp�ter als Dopings�nder entlarvt werden. Zumal, wenn die Betrugsversuche so unglaublich dreist sind wie beim ungarischen Diskussieger Robert Fazekas.

Der gr��te Skandal dieser Spiele bleibt f�r mich aber eindeutig der mehrfache Sieg der B�rokratie �ber den Sport. Wenn Sportlern mit einwandfreier sportlicher Leistung aufgrund eindeutiger Fehler der Funktion�re oder Kampfrichter der verdiente Erfolg gestohlen wird und das vom IOC bzw. dem CAS auch noch mit der gebetsm�hlenartig herbeibeschworenen (aber umso schwachsinnigeren) Ausrede "Tatsachenentscheidung" legitimiert wird, ist das sicherlich nicht nur f�r mich absolut nicht mehr nachvollziehbar.
�ber die deutschen Vielseitigkeitsreiter habe ich ja schon gen�gend geschrieben und im Kunstturnen hatte ein S�dkoreaner ja �hnlich zu leiden (bekam aber immerhin noch eine Bronzemedaille).

Das f�hrt mich gleich noch zum ebenfalls nicht unerwarteten Problem der Subjektivit�t samt Gefahr der Manipulierbarkeit in allen Sportarten, die noch immer von Kampfrichtern abh�ngig sind. Zwar meine ich in einige Sportarten gegen�ber Sydney Fortschritte ausgemacht zu haben (Judo, Boxen), aber gerade im Turnen (wo sich v.a. die Russen extrem benachteiligt f�hlten, durchaus zurecht), aber auch in anderen Sportarten bleibt das problematisch. Da m��te man endlich mehr dagegen tun! M�glichkeiten gibt es ja gen�gend, alleine das in vielen Sportarten �bliche System, wonach die h�chste und die niedrigste Note bzw. Punktzahl gestrichen werden, garantiert ja bereits ein Mindestma� an Objektivit�t. Das sollten auch endlich alle Sportarten kapieren und nicht l�nger an ihren Traditionen festhalten.
�hnlich verh�lt es sich mit der Auslosung von K.O.-Runden: Es kann doch nicht sein, da� beispielsweise im Volleyball f�nf der sechs besten Teams bei den Frauen in eine Gruppe gelost werden. Oder da� im Boxen die beiden Topfavoriten gleich in der ersten Runde aufeinander treffen. Da w�ren Setzlisten wie im Tennis wirklich angebracht und deren Implementierung w�re auch alles andere als aufwendig!

Fazit: Die Olympischen Spiele 2004 in Athen waren Spiele mit St�rken und Schw�chen. Die zwei Wochen haben �berwiegend Spa� gemacht, aber zahlreiche Ereignisse haben immer wieder f�r vor�bergehende Ern�chterung gesorgt (ebenso nat�rlich die Leistungen zahlreicher deutscher Sportler ...).
Und aus deutscher Sicht kann man vor allem freudig festhalten, da� die Mannschaften so stark waren wie seit langer Zeit nicht mehr. Die Einzelsportler dagegen haben �fter als bef�rchtet versagt.
Der Blick auf den Medaillenspiegel zeigt dennoch, da� Deutschland nach den Russen die st�rkste europ�ische Nation ist. Vorne kam es zu einem unerwarteten Zweikampf zwischen den USA und den bereits �berraschend starken Chinesen - und diesmal kann man nicht davon ausgehen, da� das an Doping liegt, denn angesichts Peking 2008 tut die Regierung alles, um m�gliche Imagesch�den zu vermeiden.
Ich prognostiziere bereits jetzt, da� die Chinesen 2008 im eigenen Lande die mit Abstand st�rkste Nation sein werden. Dagegen werden selbst die Amis alt aussehen, Doping hin oder her ...