Wißt ihr, was mich noch viel mehr aufregt als Völlers Ausbruch am Samstag nach dem Länderspiel?
Daß er plötzlich überall (außer bei den Medien ...) als Superheld gefeiert wird!
Das kann doch wohl echt nicht angehen. Beispiel Eddi Stoiber im Wahlkampf zu diesem Thema: "Diese Häme, dieses In-den-Dreck-ziehen und dafür auch noch Geld bekommen - das muß ein Ende haben!" Es gibt einen Spruch, der dazu gut paßt: Wer im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen ...
Oder SPD-Generalsekretär Scholz: Erzählt bei einer Pressekonferenz als erstes ungefragt, daß sich alle in der Vorstandssitzung sofort mit Völler solidarisch erklärt hätten.
Man könnte doch meinen, es gäbe größere Probleme in Deutschland, die unsere Regierung zu diskutieren hätte ...

Oder Uli Hoeneß. Jener Mann, der noch vor wenigen Tagen im Interview meinte, im Zweifelsfalls könne man die Nationalmannschaft ja immer noch abschaffen. Jetzt: Völlers Auftritt sei "Weltklasse" gewesen! Ahja, Mister Wendehals, gut zu wissen, wirklich!

Sehr passend finde ich auf der anderen Seite einen Kommentar der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" dazu: "Führungskräfte anderer Branchen hätten nach so unflätigen Ausfällen gar nicht mehr zum Rücktritt aufgefordert werden müssen; nach ein paar Minuten des Abstands wäre ihnen klar geworden, daß sie untragbar geworden sind." Wie wahr.

Man muß sich das mal überlegen: Wenn ein Bundesligaspieler während der 90 Minuten auf den Rasen spuckt, regen sich gleich alle auf von wegen "Ihr seid doch Vorbilder der Jugend!". Wenn jedoch der Bundestrainer - schlechthin DAS Idol von Millionen Jugendlichen - zur besten Sendezeit vor ca. 8 Millionen TV-Zuschauern in absolut unsachgemäßer Art und Weise Journalisten beleidigt, die nur ihren Job machen (und zwar gut - hätte er sich direkt auf die Boulevardpresse bezogen, wäre das ja wenigstens verständlich gewesen, hätte die Wortwahl aber auch nicht entschuldigt), dann wird er plötzlich zum Helden? Na super.
Ganz ehrlich: Mag überzogen klingen, aber diese Sache ist ein weiterer Beweis für mich, daß ich keinesfalls ewig in diesem sauberen Land leben kann.

Schade bloß, daß die Alternativen auch nicht so rosig sind ...