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(Stauffenberg usw. waren alle Österreicher... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/ouch.gif" alt="" />

Da muß ich etwas den Klugscheißer spielen: Stauffenberg war Schwabe, bayrischer Schwabe, um genau zu sein... geboren in Jettingen-Scheppach (zwischen Ulm und Augsburg).


@GlanceALot:

Das mit dem polemisieren ist in der Tat ein Problem - aber doch nicht nur auf "antisemitischer Seite". Jeder Aussage wird von verschiedenen Seiten polemisiert und für die eigenen Zwecke mißbraucht, nicht nur durch diejenigen, die Möllemann z.B. Antisemitismus vorwerfen.

Und eine Sache sollte man nicht unbeachtet lassen: Wenn jemand antisemitische Aussagen macht und dann dem Vorwurft gegenübersteht, daß er antisemitische Aussagen gemacht haben soll, dann ist das ja wohl noch OK, oder nicht? Und bei Möllemann trifft das zu, wenn man mich fragt... von seiner eigenen Polemisierung für seine eigenen dubiosen Zwecke mal ganz zu schweigen.

Zusammengefaßt lautet mein Argument: Den Deutschen wird der Holocaust mittlerweile nur noch von Deutschen vorgeworfen. Und es ist eine hanebüchene Übertreibung, daß jeder, der Israel kritisiert, gleich als Antisemit hingestellt wird. Die letzten beiden bekannten Fälle sind Möllemann und Hohmann, an mehr erinnere ich mich nicht. Und bei beiden trifft der Vorwurf meiner Meinung nach in mehr oder minder starkem Maße zu. Das Problem in Deutschland ist - verzeiht, wenn ich mich jetzt arg aus dem Fenster lehne - daß viele Deutsche anscheinend noch nicht die Vergangenheit ihres Staates verarbeitet haben. Sie suchen in jedem Punkt einen Vorwurf, der gegen sie erhoben wird. Sie erwarten solche Vorwürfe, ja man könnte fast annehmen, daß sie sich danach sehnen.
Denn dann können sie wieder behaupten, daß sie ja ach so arm dran sind und immer wieder fertiggemacht werden ob ihrer Vergangenheit.
In der Tat fehlt den Deutschen Selbstbewußtsein - aber nicht, um mit ihrer Vergangenheit abzuschließen (an die erinnert sich doch die Mehrheit schon gar nicht), sondern um den latenten Minderwertigkeitskomplex abzulegen, der sie beutelt. Wenn der Zentralrat der Juden in Deutschland Herrn Hohmann kritisiert, dann ist das kein Angriff gegen alle Deutschen, wie gemeinhin kolportiert wird, sondern in erster Linie eine Kritik an Hohmann und seiner unsäglichen - weil an vielen Punkten falschen und verklärenden - Rede. Alles andere kam erst hinzu, nachdem all die Leute das ganze wieder einmal zum Anlaß nahmen, um die Vergangenheitsbewältigung der Deutschen zu beurteilen. Dabei sollte eins klar sein: Aus der Vergangenheit der Deutschen im Besondern dürfen wir nicht die Lehre ziehen, daß Antisemitismus, Fremdenhaß und falscher Nationalstolz passé wären... vielmehr müssen wir anerkennen, daß besagte Einstellungen IMMER vorhanden waren und auch vorhanden sein und den Weg an die Öffentlichkeit finden werden. Die Frage ist, wie man damit umgeht.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"