Das durchschnittliche (!) Lehrlingsgehalt entspricht etwa 10 - 15% des durchschnittlichen Akademikergehalts. (Es mit Spitzengehältern zu vergleichen ist denn doch ein bißchen unfair, schließlich wird nur ein sehr geringer Prozentsatz der Studierenden solche Positionen erreichen (wollen?)). Der Lehrling ist natürlich in der Regel auch früher im Berufsleben - WENN er eine Arbeitsstelle findet. Letzteres gilt aber auch für die Studierten...

Man könnte sich womöglich mit Gebühren abfinden; es werden dann sicher Wege der Finanzierung gesucht und gefunden - das grössere Problem ist, glaube ich, dass niemand wirklich glaubt, dass derartige Einnahmen den Studieneinrichtungen zu Gute kommen, und daher die Probleme schlicht und einfach nicht lösen.

Studieren ist auch ohne Gebühren immer mit finanziellem Aufwand verbunden, vor allem wenn es "auswärts" stattfinden muss (weswegen man ja mal BAFöG eingeführt hat, was auch nur einen Teil, aber na ja...), demzufolge hat es immer welche gegeben, die sich das nicht leisten konnten (oder wollten).

Das drehen an der Bildungsschraube hat aber noch einen anderen Effekt, den ich für bedenkenswert halte - wobei vorab geschickt sein sollte, dass ich grundsätzlich dafür bin Allen die nach ihren Fähigkeiten (nicht Möglichkeiten)bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen.

Die Inflation höherer Bildungsabschlüsse - zum Teil erreicht durch Verringerung der Anforderungen - hat dazu geführt, dass heutzutage die Zugangsvoraussetzungen zu Ausbildungen und Arbeitsstellen sehr hoch sind, und teilweise mit dem was man wirklich dafür bräuchte, nichts mehr zu tun hat.

Beispielsweise ist es Hauptschülern, selbst mit gutem Abschluss, kaum noch möglich eine kaufmännische Lehre zu beginnen, weil mindestens mittlere Reife, oft sogar Abitur gefordert (und bekommen) wird. Sachbearbeiterstellen werden vielfach nur mit mindestens einem Fachhochschulabschluss angeboten, angefordert.
Es ist ein gegenseitiges Hochschaukeln, das nach meinem Eindruck teilweise den Bezug zum wirklich NOTWENDIGEN und Sinnvollen verloren hat. Und in einigen handwerklichen Bereichen können die Ausbildungsrichtlinien und -inhalte in unserem langsamen, aber überreglementierten System mit dem sich schnell wandelnen technologischen Fortschritt kaum Schritt halten.


In times of crisis it is of the utmost importance not to lose your head (Marie Antoinette)