Rechne es dir aus - die 3 Jahre, die ich länger in die Schule gehen muss um überhaupt zu einem Studium zugelassen zu werden. 6 Jahre Mindeststudienzeit, was so gut wie unmöglich zu schaffen ist. 3 Jahre Entlohnung mit Mindestverdienst. Das sind insgesamt 9 Jahre die ein Lehrling verdient und ich nicht, plus 3 Jahre in denen er besser verdient als ich. Rechnen wir weiter, allein and Gebühren zahle ich im Jahr 800 Euro (aufgerundet, bin zu faul zum rechnen). Plus Miete, Plus Leben - sagen wir mal etwa 6000 Euro im Jahr (Und ja, das ist in etwa wovon ich lebe), plus Lehrmittel die wirklich extrem (!) teuer sind - es gibt so gut wie keine Fachliteratur unter 60 Euro, also schlagen wir nochmal ca. 500 Euro im Jahr drauf (mit Skripten und anderem Klimbim, also nicht nur das teure Zeug.) Das mach für mich als Unternehmer einen runden Verlust von rund 7300 Euro im Jahr. Das mach 65700 Euro, fairerweise auf 9 Jahre gerechnet, weil ja in den letzten 3 Jahren ein Einkommen, wenn auch unter jeder Kritik, vorhanden ist.

Nachdem ein Einkommen von unter 1000 Euro monatlich ja recht gering ist, sagen wir mal ein Lehrling verdient einheitlich während der ganzen Zeit die er arbeitet und ich nicht 800 Euro (um einen Mittelwert zu nehmen zwischen anfänglichem niedrigeren, und später höherem Einkommen). Dementsprechend verdient ein Lehrling bis ich nur den ersten Cent sehe run 86400 Euro. Rechnet man mit den Zahlen, die ich bei meinen Kosten für Lebenserhaltung habe, bleibt ein "Reingewinn" von 32400 Euro (das sind rund 445.000 Schilling oder etwa 64800 Mark der erstmal aufgeholt werden muss). Mit meinem angeblich so viel höheren Einkommen muss ich das dann erst mal aufhohlen, und das dauert seine Zeit (vor allem da ich anfänglich sehr lange NICHT gut verdienen werde). Das End-Gehalt ist höher, klar, aber soviel schlechter steigt man mit einer Lehre auch nicht aus.

Und diese Rechnung ganz ohne Kredite und dergleichen.

Ich finde es natürlich nicht asozial wenn sich jemand entschließt "früher" arbeiten zu gehen, einen Lehrberuf zu ergreifen oder einfach ohne irgendwas ins Berufsleben einzusteigen. Bist du clever, dann machst du das auch. Was ich unfair finde ist die allgemeine Meinung dass Studieren ja keine Arbeit ist.

Ich habe es ehrlich gesagt ziemlich satt immer als Mensch 2. Klasse dargestellt zu werden "weil ich ja nichts tue", "faul bin" und "ein bisschen an der Uni rumhänge". 10 Jahre Studienzeit in manchen Studien ist nicht allzuviel (ich habe 6 reines Mindeststudienzeit + 3 Jahre praktisch, das sind schon mal 9 Jahre Ausbildung - ohne die 3 Maturajahre - die ich MINDESTENS brauche). Das mal nur so nebenbei. Natürlich kann da keiner was dafür, das ist halt mal so - genauso wie niemand was dafür kann, dass es einige Studenten gibt, die tatsächlich nicht viel tun. Es gibt allerdings auch viele Arbeiter die tatsächlich nicht viel tun und es ganz gut draufhaben das vorm Chef zu verheimlichen <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />

Die Jahre die ich mich in der Ausbildung befinde, werden mir momentan nicht auf meinen Pensionsanspruch aufgerechnet. Wo in meinem Leben Familienplanung Platz haben soll, ist mir ein Rätsel. Wie ich es schaffen soll mein Studium zu beenden und dann in der desolaten Wirtschaft Fuss zu fassen, ebenso. Positives Denken und hoffnugsorientiertes Arbeiten wird ersetzt durch eine sehr starke, sehr allgegenwärtige Existenzangst.

Ich überlege, ganz ehrlich gesagt, mittlerweile sehr stark ob ich es nicht einfach lassen soll.Um mein (mal angenommen vorhandenes) Potential auszuschöpfen? Um den Beruf zu ergreifen für den ich mich berufen fühle? Um meine, im Laufe eines Studiums erworbenen Fähigkeiten, in den Dienst der Wissenschaft und Menschheit zu stellen? All das sind nicht ganz so unlautere Ziele, und es ist ganz sicher kein Motiv das man anprangern muss (und ich sage nicht dass das HIER jemand tut, um Missverständnissen vorzubeugen) Die Möglichkeit zu studieren muss und soll jedem gegeben sein, nicht nur jenen die es sich einfach leisten können. Welche, meiner Erfahrung nach, sehr oft die sind die dann sehr lange studieren.

Warum ist es anscheinend so schlecht dass ich mich für einen Beruf entschieden habe, für den ich mich berufen fühle? Warum ist die Ironie da, dass Menschen die dasselbe Studium absolviert haben wie ich jetzt sehr angesehen sind, jene die (noch) studieren allerdings der letzte Dreck zu sein scheinen? Warum bin ICH asozial weil ich studiere?

Und ich hab noch gar nicht damit angefangen dass uns sehr oft semesterlange Verzögerungen, für die wir absolut nichts können, aufgebrummt werden.

Ich will damit nicht sagen, dass Lehrling oder berufstätig sein so leicht und so klasse ist. Gott, der Arbeitsmarkt ist ja mehr als schlecht im Moment, und gerade als Lehrling verdient man sich sein Brot sicherlich sehr sauer. Aber wenigstens hat man eine Arbeit die auch als Arbeit gewertschätzt wird, und nicht als "einzige Party" abgetan wird.

Studieren ist nicht einfach, und mit Einführung all dieser Nettigkeiten wird es immer schwieriger. Wenn man an der Bildung spart, dann fällt einem das irgendwann zurück - wie Österreich sehr schmerzlich bei der letzten Pisa-Studie feststellen musste.

Okay, sorry, jetzt hab ich mich ziemlich ausgelassen - aber das regt mich echt alles ziemlich auf! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/wave.gif" alt="" />