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Und dass seine Getreuen marionettenhaft (oder "hörig") waren, sieht man daran, dass sie fast alle bis zuletzt seinen wahnwitzigen Befehlen Folge leisteten.


Ähm, nein - das beweist eher das Gegenteil. Denn sie leisteten seinen Befehlen nicht nur "bis zuletzt" Folge, sondern darüber hinaus. Im Grunde bis heute....

Gegen Ende des Krieges wurde Hitler mit zunehmender Unzuverlässigkeit immer entbehrlicher. Es existierten Pläne im "Harten Kern" der Nationalsozialisten, ihn auszuschalten und durch einen Führungsstab zu ersetzen. Nach Aussen mässigen, nach Innen neu strukturieren und die verfahrene Situation unter dem Deckmäntelchen von Friedensverhandlungen retten und langsamer zum Ziel kommen.

Wäre Hitler das "Herz" des Nationalsozialismus gewesen, wie es heute oft dargestellt wird, dann wären seine Mittäter nach Kriegsende auseinandergelaufen wie die Jünger Jesu. Stattdessen gab es selbst in den Gefängnissen noch Pläne zur Widererrichtung des Nationalsozialismus unter den verbliebenen Köpfen seines ehemaligen Stabes. Das wird oft als Märtyrertum definiert, ist aber m.M.n falsch.


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Oder wie ist es sonst erklärbar, dass z.B. jene brillianten Strategen und Taktiker, welche in der ersten Kriegsphase Sieg um Sieg errungen haben, in der zweiten Phase aussichtslose Himmelfahrt-Kommandos durchführten?


Das ist ganz einfach dadurch erklärbar, das in der ersten Kriegsphase der Überraschungseffekt auf ihrer Seite stand und sie zudem keine gleichwertigen Gegner hatten. Die geheime Aufrüstung und anfängliche technische Überlegenheit tat ein übriges. Als sich dann aber die Großmächte mit reinhängten und ihre eigene Waffentechnik enorm vorantrieben, war es damit natürlich vorbei.


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Alles was geschah hatte Hitlers billigung und entsprach seinen wünschen.


Dann lies das Buch doch mal komplett und vergleiche es sorgfältig mit den tatsächlichen Geschehnissen. Man darf nicht dem Trugschluss unterliegen, dass dieses Buch Hitlers geistiges Eigentum gewesen wäre. Es war ein Sammelsurium von Gossenparolen, die in dieser Zeit zum festen Repertoire von frustrierten "Versailles-Opfern" gehörten - und die als Gerüst seiner eigenen Ansichten dienten.


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unter der Vorstellung, dass sich ein Zweifrontenkrieg nicht wiederholen dürfe und speziell, entgegen anderer deutschnationalistischer Positionen, ein Bündnis mit England anstrebend;


Schon allein mit dem Zitat widersprichst Du Dir selbst und kannst erkennen, das Hitler letztlich nicht seinen eigenen Plänen folgte, sondern den Plänen anderer. Hitler war nicht der Initiator einer Idee, sondern lediglich ein gern benutztes Aushängeschild jener, die ebenso dachten, ohne sein Talent zur gewinnung der Massen zu haben. Mit Hitler hatten sie endlich jemanden, der ihre Ideen wirksam unter das Volk bringen konnte und eine politische Basis schuf.

Man muss die damalige Zeit und Denkweise der Menschen nachvollziehen. Es gab zigtausende von "Hitlers". National geprägte patriotische Fanatiker, die durch den Verlust des ersten Weltkrieges "an der Ehre" gepackt wurden und sich durch die Bedingungen der Siegermächte gedemütigt fühlten. Die ein "starkes Deutschland" haben wollten, das anderen seinen Stempel aufdrückte. Und Antisemitismus war damals nicht nur in Deutschland weit verbreitet.


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Ich finde das er seine Getreuen schon steuerte, immerhin hat es nie auch nur einer (ausser Röhm) versucht Hitlers Platz einzunehmen.


Das ist so nicht ganz richtig, wie ich oben schon geschildert habe. Auf der anderen Seite würdest Du wohl auch nicht behaupten wollen, das Bush keine Marionette sein kann, weil niemand seiner Falken seinen Platz einzunehmen versucht ?

Hitler war zu einem nicht geringen Teil das, was auch Bush heute ist: Jemand der den Kopf hinhält. Jemand der sich öffentlich hinstellt, das Maul aufreisst und somit als Verantwortungsträger fungiert. Heute wie damals bleiben die "Macher" gerne im Hintergrund und lassen ein Bauernopfer über die Klinge springen, wenn ihre Pläne nicht so verlaufen, wie erhofft.

Ich will Flashs Geschichtsprofessor sicher nicht die Kompetenz absprechen, aber jeder hat nunmal seine eigenen Ansichten dazu. Ich habe mich auch mein halbes Leben mit dem Thema befasst und damals in den letzten drei Schuljahren einen speziellen Geschichtskurs belegt, der den Nationalsozialismus und den deutschen Widerstand zum Thema hatte. In der Zeit habe ich sehr viel verschiedenstes Material in den Fingern gehabt, das mir letztlich ein ziemlich deutliches Bild von Hitler zeichnete.