Eben, Tradition wächst, aber bestimmt nicht durch irgendeine Verordnung. Selbst die katholische Kirche, die die Christianisierung mit Feuer und Schwert betrieb, mußte ihre Feiertage auf die heidnischen Feste legen, weil sie nicht in der Lage war, traditionslose Feste zu erschaffen.
Die Essenz des Ganzen war viel kalkulierter: Es ging der Kirche weniger darum, neue Traditionen ins Leben zu rufen, sondern vielmehr darum,
alte Traditionen zu vernichten.
Wenn Du willst, das Menschen einen "heidnischen" Kultplatz nicht mehr aufsuchen, ist es eine Möglichkeit, in Konkurrenz dazu in der Nähe eine Kirche zu errichten. Viel effektiver ist es aber, diesen Kultplatz dem Erdboden gleichzumachen und die Kirche direkt
darauf zu errichten. Wenn dann noch die Priester und Priesterinnen des alten Kultplatzes dem selbstgebastelten Fegefeuer übergeben werden, kann man in der guten Gewissheit, ein paar Seelen gerettet zu haben, sein Kreuz in die verbrannte Erde rammen und sich gottgefällig fühlen.
Denn somit ist jede Spur der verhassten "Götzenanbeterei" getilgt. Wie ein Köter, der an eine bestimmte Stelle pinkelt um damit die Gerüche anderer Revierbeansprucher zu übertünchen. Und praktischerweise wird dann auch noch zu jedem "heidnischen" Fest ein wenigstens ungefähr passender christlicher Anlass herausgesucht und der alte Anlass damit überlagert.
Es geht nicht um Vermischung sondern um ein Miteinander - dieses nämlich begrüßt Du ja sogar ausdrücklich, Ddraig (Du schreibst zwar "Nebeneinander" aber wir meinen da das gleiche).
Nein. Ja. Weiss nicht. Eher nicht. Um es mal mit dem Holzhammer auszudrücken: Ich will keine Weisswurstbuden rund um die Akropolis und ich will auch keine Dönerbuden rund um den Kölner Dom.
"Miteinander" und "Nebeneinander" sind für mich zwei völlig verschiedene Definitionen. "Miteinander" bedeutet für mich, das alles sich vermischt und dadurch eben dieser multikulturelle Einheitsbrei entsteht, den ich ablehne. "Nebeneinander" sehe ich als gewissen Abstand mit Respektierung dieses Abstandes an. Griechenland soll in seiner Kultur typisch griechisch bleiben. Spanien typisch spanisch. Undsoweiterundsofort.
Und es ist das Normalste der Welt, das die Menschen in den jeweiligen Ländern ihre Kultur erhalten wollen, weil sie ihrer Mentalität entspricht und äussere Einflüße zwar tolerieren - jedoch eine Abwehrhaltung einnehmen, wenn diese Einflüsse zu stark werden.
Das ist wohl einer der Gründe, warum die EU niemals funktionieren wird und Weltbürger wie Kiya immer die Ausnahme bleiben werden - egal wie sehr sie anderen auch ihre philanthropische Sichtweise näherzubringen versucht.
Im Falle Kiya z.B. hängt es durchaus vom Blickwinkel ab, ob sie sich überall zu Hause fühlen kann oder nirgendwo.....