Ich finde es amüsant, daß oft genau die Leute (und damit meine ich keinen speziell hier im Forum), die einem erklären, daß die islamische Welt in früherer Zeit fortschrittlicher, offener und toleranter war als die westliche, meinen, unsere Gesellschaft sei vor einer solchen Entwicklung, wie sie die islamische in der Vergangenheit vollzogen hat, für alle Zeiten gefeit. Auch das ist die Arroganz der Gegenwart.
Interessanter Ansatz, ich glaube auch an die Arroganz der Gegenwart. Ich schätze, nur im Rückblick können wir erkennen wohin die Weichen gestellt wurden. So fortschrittlich, tolerant und offen finde ich unsere Gesellschaft nicht - vielleicht findet unsere Gewalt mehr im subtilen Untergrund statt, durch Ausgrenzung, Ungleichheit z.B.
Wenn ich wieder die Vergangenheit ansehe => bis ins 6. Jahrhundert konnten Bischöfe der Merowinger heiraten, das Zölibat setzte sich erst später durch. Das Urchristentum war eine Religion der Unterdrückten, die sich Erlösung erhofften - also ziemlich tolerant und offen am Anfang (nach dem Motto, mit Speck läßt sich gut Mäuse fangen?). 600 Jahre später schlüpfte der Islam in diese Rolle, Wissenschaft, Forschung und Literatur machten dort Höhenflüge. Tja, was passierte dann? In welchen Ländern heute ist der Islam auf dem Vormarsch? In den wohlhabenden? In den aufgeklärten? Schaut auf das Fundamentalchristentum in den USA, das ziemlich deren Kultur prägt... und auf dem gleichen Expansionstrip ist wie die "Achse des Bösen" Ich fürchte Flash, deine Aussage wird bereits von der Realität eingeholt <img src="/ubbthreads/images/graemlins/puppyeyes.gif" alt="" />
Daher sage ich immer wieder => sich über den Unterschied zu definieren, abzugrenzen birgt die Gefahr des Rückschritts, der Intoleranz und Verschlossenheit. M.E. kann nur eine Kenntnis des Gemeinsamen den Respekt vor der Andersartigkeit bewahren. Ich glaube, Furcht, Unkenntnis und Berührungsängste fördern die Gefahr der explosiven Gewalt.
Kiya
Es sind schon immer Tierarten ausgestorben - laßt uns noch ein paar mehr ausrotten.
Es hat schon immer Klimaveränderungen gegeben - was juckt mich der Treibhauseffekt.
Es hat schon immer Krieg gegeben - also braucht man sich nicht darum zu kümmern, daß sich dies ändert.
Na, da sehe ich aber einen großen Unterschied, Flash. Diese Veränderungen sind durch Gewalt, Ignoranz, Eigeninteresse etc. gemacht worden. Etwas so schwammiges wie "Kultur" ist doch was ganz anderes, oder nicht? Sollte Kultur nicht den Entwicklungsstand einer Gesellschaft darstellen? Und wenn sich die Gesellschaft ändert - wieso dann das Festhalten an etwas, das sich überlebt hat? Das gleiche gilt in meinem Falle für Traditionen - sie entstanden aus einem Sinn heraus - wenn sich der Sinn verändert, warum noch den alten Zopf festhalten? Unreines Schweinefleisch, Beschneidung, Klitorisverstümmelung, Haarlocke absäbeln, Mitgift, Schächten etc. Soll an dem festgehalten werden, WEIL es Tradition ist? Nö, entrümpeln, bitte.
Fragt euch doch bitte wovor ihr euch in der Veränderung fürchtet. Was geschieht dann? Was nützt es einem Siebenbürger, wenn er sagt: Ich bin ein Siebenbürger? Was sagt das über das Individuum aus? Viel? Nix? Was hilft es mir, wenn die Kultur der Siebenbürger oder anderer Landsmannschaften in kleinen abgeschotteten Enklaven ihren Traditionen frönen, diese Kultur aber in der Öffentlichkeit kaum noch bekannt ist?
Na, wie wärs dann halt mit einem Feiertag der Kulturen? Als Tag der Begegnung und gegenseitigen Vorstellung, um das Verständnis zu fördern? Durch Wissen und Info? Mehr will ich doch nicht.
Jeez, wenn ich mir den Thread hier durchlese, habe ich den Eindruck, dass ein wie auch immer gearterter Feiertag zum Niedergang des Abendlandes führt. Laßt doch Moschee, Kirche, Synagoge, Opferstein im Dorf!