Die meisten Religionen bauen sich auf ihren Dogmen auf - wenn nun einfach jeder Gläubige mit dem Nachdenken beginnen würde, wären diese Dogmen keine Dogmen mehr
Tja, da stimme ich dir zu. Reli hat Dogmen - aber diese Dogmen kamen ja nicht plötzlich und unerwartet wie ein Grippevirus, sie wurden entwickelt - von Leuten, die nachdachten und entschieden, oder nicht? Also, glaube ich daran, dass Nachdenken und Religion sich nicht per se ausschließen. Im Übrigen finde ich deine Wortwahl "Glauben" auch viel schöner, warum? Weil durch den Glauben, der in den Religionen vorherrscht, sich noch mehr Gemeinsamkeiten finden lassen können. Spielt es dann eine Rolle noch, wie die Religion heisst? Das ist meine Hoffnung.
Na ja, und wenn sich ein Dogma überholt hat - oder einen zeitgemässeren Inhalt benötigt (wie ein Update) - würde dies nicht gerade den Unterschied zwischen einem erstarrten und einen lebendigen (wachsenden) Glauben ausmachen? Solche Wurzeln wären doch dann lebensspendend, oder nicht?
Ich glaube auch, dass wir Menschen suchen, nach irgendwas suchen, an das wir glauben möchten - das uns Halt gibt und Geborgenheit. Gerade deswegen denke ich über die verschiedenen Religionsrichtungen so gerne nach, um das Gemeinsame zu sehen. Also, "Glaube, Liebe, Hoffnung" ist doch was Nettes. Ich kann mir nicht vorstellen, das ein Muslim was dagegen hätte - vielleicht heißt es bei ihnen etwas anders. Nur EIN Problem sehe ich, wenn einem Glauben das Vorrecht (Absolutheitsanspruch) gegeben wird. Und wenn es irgendein lebensfeindliches Dogma gibt (z.B. die Unfehlbarkeit oder der Absolutheitsanspruch, "du sollst keine anderen Götter haben neben mir", die Begrenzung auf den Monotheismus) dann sollte der Ursprung dieses Dogma, die damalige Berechtigung und die Überprüfung heute stattfinden - und morgen - und in 100 Jahren - und...
Ich sehe es so => die Sehnsucht nach dem Glauben an irgendwas liegt in uns begründet - die Art wie wir es leben, wodurch, wie wir es benennen ist das Äußere, das Etikett. Auch Klamotten können gewaschen, geändert, modifiziert werden. Ändert dies mein Inneres? Ich hoffe nicht. Und ich möchte halt auch die "Klamotten" und die Begründung des anderen verstehen lernen, auch wenn ich mir dann sage => nö, nix für mich. Ich sympathisiere mit dem buddhistischen Glauben, aber auch da gibt es Dogmen, denen ich nicht folgen möchte. Trotzdem denke ich oft über deren "Wahrheiten" nach und deren Tugenden. Bin ich deswegen Buddhist? Nein, aber ich würde gerne noch mehr darüber erfahren. Oder der Islam - wenn ich die politischen Umstände weglasse, frage ich mich das sehr sehr oft, wieso diese Religion in letzter Zeit so expansorisch und kriegerisch daherläuft. Was anderes => warum ist in vielen Weltreligionen das Straf-/Gehorsamsprinzip so stark? Oder das Christentum - birgt noch viele Rätsel für mich. Auch da erhoffe ich mir mehr innere Offenheit, damit ich die Geschichte der Brutalität, der Expansion, der Unterdrückung vergessen kann, um mich nur mit dem Glaubenskern zu beschäftigen. (Glaube, Liebe, Hoffnung => wie wird es gelebt im Krieg gegen den Irak? In Irland? Zwischen Basken und Spaniern etc.etc.)
Tja, für mich wäre so ein Tag des Glaubens, der Religionen, der Kulturen schon interessant, um mehr zu lernen und zu verstehen. Im Grunde, wollen wir doch alle leben, oder?
Kiya