Das ist es, worauf Dich Buad schon hingewiesen hat. Du differenzierst nicht zwischen Glaube und Religion
doch tue ich - nur nenne ich Religion das Korsett (die Ausübung nach bestimmten Riten) - oder das Etikett <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Wieder falsch. Wobei Du die Antwort doch selbst schon gegeben hast um Dir gleich anschliessend zu widersprechen. Du sagtest, der Glaube kommt aus dem Herzen. Glaube ist eine unbestimmte Empfindung, ein Instinkt, etwas das auf der Zunge liegt, ohne benannt werden zu können. Glaube ist eine Vision, das Gefühl das etwas so oder so sein muss, ohne zu wissen, warum. Einfach das Gefühl, das es das Richtige ist. Und Glaube kann der eigenen Vernunft oft genug gänzlich widersprechen. Die Vernunft sagt "Tue das" und der Glaube sagt etwas völlig anderes
Bedaure, da widerspreche ich. Es ist nicht der Glaube, der was anderes sagt, sondern die erstarrten religiösen Vorschriften, die dazu führen, dass Menschen, die an sich an Liebe, Glaube, Hoffung glauben, sich entgegengesetzt verhalten. Es ist die Strafangst, die aus der Nichtbefolgung religiöser Vorschriften resultiert, die dann dazu führt, dass sich Menschen irrational verhalten. Nehmen wir mal wieder das arme Schweinefleisch: eine an sich sinnvolle hygienische Maßnahme überlebt sich und wird aber weiterhin als sinnentleerte religiöse Vorschrift befolgt. Weiterhin ist es die erweiterte Strafangst, die dazu führt, dass Andersdenkende (Andersglaubende) dann verfolgt werden - da die religiösen Vorschriften verschiedener Religionen nicht identisch sind.
Je mehr ein Mensch nach den Maßstäben seiner Religion lebt, desto weniger Zweifel lässt er zu. Und desto mehr ist seine Wahrheit die einzig gültige und alle anderen sind Ungläubige, die dem "Bösen" dienen. Und wenn sich sein Glaube mit seiner Religion einhundertprozentig deckt, ohne Abweichungen, ohne Zweifel - so nennt sich das Fanatismus.
Stimme ich dir zu - aber auch hier sehe ich die religiösen Vorschriften (du musst das das tun, dich so und so verhalten, um gottgefällig zu sein). Mit Glauben hat es nichts zu tun - das Korsett erdrückt, die (Maß)Stäbe ersticken.
Welches Gesicht oder welche Gesichter dieser Allmacht wir sehen, hängt also von uns selbst ab. Ob wir es "Gott", "Allah", "Manitou", "Thor" oder wie auch immer nennen wollen. Aber der Großteil der Menschen ist einfach nicht bereit zu akzeptieren, das sie nur ein Gesicht von vielen sehen.
Stimme ich dir voll zu - ich drücke es allerdings so aus: jeder Glaube ist ein Fragment. Wenn sich die Menschen verschiedener Glaubensrichtungen (Vorschriften weglassen) zusammentun würden, um die einzelnen Fragmente in diesem Puzzle zusammenzusetzen, käme ein Größeres heraus. Immer noch nicht perfekt und ganz - aber etwas umfassender. Die Sufis haben so was im Ansatz ausprobiert. Tja, so eine Art Entkernen, Herausschälen.
Na ja, jetzt wäre eine Tag des Glaubens doch eine Möglichkeit, sich die Puzzleteilchen anzusehen (alle gleichberechtigt) - die kennenzulernen, die einem fehlen, Gewichtungen auf Synonyme abzuklopfen. Der Großteil ist nicht bereit, stimme dir auch da zu - aber es gibt Bestrebungen. Die regelmäßigen Mind Life Konferenzen, die der Dalai Lama fächer- und religionsübergreifend in einem regelmäßigen Turnus macht (alle 2 Jahre?). Die letzte war über destruktive Emotionen und deren Auswirkung auf den inneren, äußeren und den Weltfrieden. Da waren mehrere Religionsrichtungen, Psychologen, Philosophen, Physiker dran beteiligt (von David Goleman, der den Begriff der emotionale Intelligenz "erfunden" hat zusammengeschrieben).
Jetzt könntest du sagen - Menno, das gibst schon, warum also einen neuen Tag? Diese Konferenzen sind auf hohem Niveau, mit geladenen Gästen - so ein Feiertag, bei dem sich Menschen ohne Titel und Qualifikation begegnen würden, nur mit einer Offenheit und Bereitschaft, könnte eine Chance sein, im Alltag das Miteinander zu verbessern. Was Mönchen, Wissenschaftlern möglich ist - könnte auch von Otto, Elfriede, Hassan, Ayshe, Lakshmi, Ranjit etc. ausprobiert werden.
Na ja, und wenn das zu meinen Lebzeiten nicht möglich ist - vielleicht später, vielleicht in einigen 100 Jahren. Lass mir meine Träume, Drache - ich mag sie <img src="/ubbthreads/images/graemlins/biggrin.gif" alt="" /> Ich finde sie spannender als Gräben zu bauen, es gibt mir schon zu viele davon.
Kiya
Mir fällt noch was ein => vielleicht decken sich deine und meine Definition von "Vernunft" nicht? Könntest du mir deine erklären?
Und das alle Götter und Göttinen nur verschiedene Gesichter einer Allmacht sind, die sich den Menschen so zeigt, wie es ihrer Mentalität entspricht.
Mentalität? Hm, könntest du dich mit dem Wort "Entwicklungsstand" anfreunden? Falls ja - stimmen wir da auch überein.