Man lässt sich sehr schnell begeistern von solchen Beispielen wie oben angeführt - aber wenn man ein wenig Rationalität ins Spiel bringt udn ein wenig "Ursache-Wirkung"-Überlegungen anstellt, kann man zumindest einen Teil des Mythos "entmystifizieren" - wenn man will.
Laß es mich so formulieren : Unsere Meßmethoden sind schlichtweg zu ungenau, um *alles* feststellen zu können ... wie willst du den gegenwärtigen Aufenthaltsort eines Elektrons bestimmen, ohne das ganze System aus seinen Fugen zu heben ? Okay, das war jetzt etwas extrem formuliert, aber ich hoffe, es macht klar, was ich meine.
"Unerklärlich" sind zumeist die Dinge, die sich mit den momentanen Meßmethoden nicht erfassen lassen - vor 500 Jahren hätte mich jemand für verrückt erklärt (oder Schlimmeres), hätte ich von etwas wie "Röntgenstrahlen" erzählt ... <img src="/ubbthreads/images/graemlins/silly.gif" alt="" />
Was mich selbst fasziniert sind Dinge, die Menschen wahrnehmen, die aber von der "örtlichen Wissenschaft" <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> nicht erfaßt werden. Mir zum Beispiel passiert es immer wieder, daß ich Gefühle von anderen wahrnehme, ohne zu wissen, warum.
Rein empirisch muß ich davon ausgehen, daß so etwas möglich ist, denn ich nehme es ja wahr, und "Einbildung" ist das mMn nicht.
Man kann natürlich als Wissenschaftler "Einbildung" natürlich auch herbeireden. Wer finden
will findet auch etwas, das gilt sowohl im positiven wie auch im negativen Bereich.
Einmal blasphemisch ausgedrückt : Wenn ich vom Willen besessen bin, alles als "Einbildung" zu de-maskieren, dann werde ich das auch schaffen. Ich muß mich nur feste genug den Argumenten verschließen.
Alfred Wegener wurde nicht ernst genommen (und das ist jetzt milde ausgedrückt), als er seine Theorie der Kontinentaldrift vorgestellt hat. Er hat sich im Grunde nur dadurch durchsetzen können, indem seine Gegner ausgestorben sind (so hat es mir mal ein Prof erzählt). Er hatte keine Chance. Und du kannst sicher sein, daß seine Gegner vollkommen
logisch und rational argumentiert haben !
Ähnlich ist es mit Theorien, die Grenzsachverhalte betreffen (z.B. jene berühmt-berüchtigen "Grenzwissenschaften"). Ich bin als Wissenschaftler nicht allwissend, nicht unfehlbar, und die Interpretation von Meßwerten ist oft auch durch die eigene Weltanschauung beeinflußt. Es gibt immernoch viel zu viele Menschen, die rein nach dem Prinzip arbeiten "es kann nicht sein, was nicht sein darf". Bürokratie zum Beispiel. (Habe neulich erstieder ein paar haarsträubende Geschichten gelesen, in der Tageszeitung.)
Wenn ich mir anschaue, wieviel Widerstände sogenannte "Entdecker" zu ihrer Zeit zu überwinden hatten (und es zum Teil gar nicht geschafft haben), dann grausts mir. Okay, man kann das als "gesunde Kritik" verstehen, in dem Sinne, dß sich Dinge nur dann durchsetzen, wenn sie eine genügend große und feste fundierte Basis gefunden haben - aber auf der anderen Seite der Medaille stehen diejenigen, die bewußt Dinge torpedieren, weil sie schlichtweg
nicht in deren Weltbild passen. Wie bei Alfred Wegener, zum Beispiel. Oder mir der Erde, die sich um die Sonne dreht (Giordano Bruno, Galileo Galilei und der Vatikan).
Man kann natürlich auch sagen, eine Schlange kann gar nicht Gerüche "schmecken", das ist reine Einbildung Seitwens der Schlange. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> Und damit hätte ich (scheinbar) die Existenz des Jakobsoschnen Organs widerlegt. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> (Es sei denn, ich schneide sie natürlich auf, und "finde" etwas. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/silly.gif" alt="" /> )
Quantenverschränkung ? Eigentlich unmöglich, sowas darf es nicht geben ! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Problematisch wird es dann, wenn jemand so reagiert, wie es mir von Herrn Newton erzählt worden ist : Er und Leibnitz entdeckten ungefähr zur gleichen Zeit die Infinitesimalrechnung. Newton war sich nicht zu schaden dafür, in wissenschaftlichen Blättern Artikel einzugeben, Leserbriefe usw. , die er selbst geschrieben hatte, die er aber unser falschem Namen oder unter dem Namen von Bekannten veröffentklicht hat, und die sich ganz klar gegen Leibnitz richteten ... Teil dieser Geschichte ist, daß Newton sehr stolz darauf gewesen sein soll, "Leibnitz gebrochen zu haben". Wenn Wissenschaft zum Schlachtfeld gekränkter Eitelkeiten wird, dann Gute Nacht. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/rolleyes.gif" alt="" />
Mein ganz persönliches Fazit lautet : Kritik ja, aber gleichzeitig so, daß man offen sein kann für Dinge, die man vorher noch nicht kannte (wie zum Beispiel Kochrezepte <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" /> ) . Kritik sollte nicht als Waffe verwendet werden, um das eigene Weltbild zu verteidigen (und vermeintliche "Gegner" auszulöschen), sondern um den Dingen, die da sind, eine feste, fundierte Basis zu geben, egal, ob wir sie nun wahrnehmen können, oder nicht.