Sorry, wenn ich dieses sicher wichtige Thema hier unterbreche
- aber auch hierbei treibt´s mir regelrecht die Galle hoch.
Wie da ein ganzes Volk zum Spielball gemacht wird. Und das von denen, die eigentlich die Ideale der westlichen Zivilisation hochhalten sollten. Stattdessen werden die Hoffnungen der einst von den Serben unterdrückten Kosovaren mit dem dunkelsten Ausfluß dieser "westlichen Zivilisation" erstickt und verhöhnt.
Gefangene im eigenen Land sozusagen, ihre Zukunft als Geisel in der Hand anderer.
Und in gewisser Weise geschieht das im Namen von - UNS! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/ohh.gif" alt="" />
Wie da Gaunern Tür und Tor geöffnet wurde und dann gemäß der drei Affen - seh nix, hör nix, sag nix
- die Hände in den Schoß gelegt und weggeschaut wurde, einfach unerträglich! <img src="/ubbthreads/images/graemlins/memad.gif" alt="" /> :
=3382]http://sz-magazin.sueddeutsche.de/index.php?id=110&tx_ttnews[tt_news]=3382Wir kamen, sahen und versagtenVor acht Jahren begann im Kosovo ein einzigartiges Experiment: Um
das Land vor militanten Serben und Albanern zu retten, besetzten es
die Vereinten Nationen. Zum ersten Mal in der Geschichte
übernahmen sie eine Regierung, schufen eine neue Verwaltung und
trieben Steuern ein. Das Experiment ging schief - die Wirtschaft liegt
brach, die Korruption blüht und die Menschen spucken den
UN-Soldaten ins Gesicht.[color:"orange"]»Revolution!«, sagt Albin Kurti und kippt seinen Cappuccino hinunter, »wir
werden die Bande stürzen.« Als er den Satz zum zweiten Mal wiederholt,
horchen einige Gäste im Café auf und drehen sich um. Man kennt ihn, Kurti
gilt als Idol der Jugend im Kosovo, einem Land, in dem jeder Zweite jünger
als 25 ist. Vor zehn Jahren führte er die Studentenproteste gegen Milosevic
an. Als friedliche Aktionen nicht fruchteten, wurde Kurti Ideologe bei der
UCK, Kosovos bewaffneter Guerilla. Nun hat er genug Anhänger, um das
ganze Land mit der Parole Vetëvendosje zu überziehen:
»Selbstbestimmung«, so heißt auch seine Bewegung.
Kurti versichert, die Revolution werde friedlich verlaufen. Hunderttausend
Menschen würden die Schaltstellen der Macht belagern, das Hauptquartier
der Polizei und den Gerichtshof, um dort auszuharren, so lange wie nötig.
So will er die Kolonialmacht verjagen - die Macht, die sein Land
»zersplittert, das Volk ausplündert und die Frauen schändet«. Wer wissen
möchte, wohin das Geld aus dem Kosovo wandert, müsse sich nur die neu
gebauten Prunkvillen in London oder Amsterdam ansehen, behauptet Kurti.
Wer etwas über die Moral der Kolonialmacht erfahren wolle, müsse nur die
Bordelle zählen. »Die gab es nicht, bevor diese Leute bei uns landeten.«
Jeeps passieren das Café, Elektrogeneratoren brummen, während Kurti
UN-Erklärungen und den amerikanischen Bürgerrechtler Malcolm X zitiert.
Man fühlt sich wie im Kongo der Sechzigerjahre, aber wir befinden uns in
Pristina, der Hauptstadt des Kosovo. Und die Kolonialmacht, die verjagt
werden soll, ist die UNO, die hier seit acht Jahren regiert.
...
Der Einsatz im Kosovo ist der größte in der UN-Geschichte. Und auch der
erste, bei dem sie die volle Verantwortung für ein Land übernehmen, das
mehr oder weniger in Schutt und Asche liegt. Die internationale
Gemeinschaft sichert nicht nur den Frieden und pumpt Trinkwasser - sie
stellt das Land auf ein komplett neues Fundament: Sie baut ein
Rechtssystem auf, bildet Polizisten aus, legt Einbahnstraßen fest und
erhebt Steuern. Kurz gesagt, sie schafft den ersten UN-Staat der Welt. Viele
hoffen, dass durch humanitäre Interventionen wie diese eine bessere Welt
entstehen könnte.
Der militärische Eingriff im Kosovo rettete Zehntausende Menschenleben
und war zweifellos gerechtfertigt. Aber wie steht es mit dem zweiten Ziel der
Mission, der Erschaffung eines UN-Staates nach Grundsätzen wie
Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Demokratie? Nach fast acht Jahren
UN-Einsatz und Kosten von fast 22 Milliarden Euro blüht der Schwarzhandel,
die reguläre Wirtschaft steht vor dem Zusammenbruch. Die
Standardausrede lautet: Solange die Unabhängigkeit des Kosovo von
Serbien nicht vollzogen ist, wagt niemand, in das Land zu investieren. Klingt
plausibel. Aber welche Investitionen sind nötig, um Gurken oder Tomaten
anzubauen?
...
Atemberaubend schöne Frauen in der Finanzabteilung[/color]
[Ed.: Beispiel-Fall 1][color:"orange"]
Im November 2003 trat Inga-Britt Ahlenius ihr Amt im Kosovo an. Die frühere
Spitzenbeamtin im schwedischen Finanzministerium war beauftragt, im
Kosovo eine Finanzkontrollbehörde aufzubauen. Gleich zu Beginn nahm sie
den internationalen Flughafen des Landes unter die Lupe. Die Arbeit zog
sich über mehr als zwei Jahre hin, im Frühjahr 2006 veröffentlichte Ahlenius
ihre Ermittlungsergebnisse: Sie sorgte für helle Aufregung in der UNO.
Das Gutachten legt dar, wie eine Gruppe von Managern das Unternehmen
über Jahre hinweg ausplünderte. Korruption und Misswirtschaft wurden
»systematisch« betrieben, heißt es, blieben jedoch ungeahndet: Die
oberste UN-Leitung im Kosovo habe versäumt, effiziente Kontrollen
einzurichten und die Korruption am Flughafen zu unterbinden. Dem
Gouverneur des Kosovo lagen 33 Berichte über Unregelmäßigkeiten vor,
sie verschwanden jedoch größtenteils in seiner Schreibtischschublade.
Inga-Britt Ahlenius warnte, die gesamte Mission sei gefährdet, wenn die
UNO die Korruption weiterhin ignoriere: »Die zögerliche Haltung der
Einsatzleitung, was Unterschlagung und Korruption angeht, wird die
öffentliche Wahrnehmung der Mission innerhalb und außerhalb des Kosovo
in verheerender Weise beeinflussen.«
Die Einheimischen wussten schon lange von den Schiebereien am
Flughafen Pristina. Die Lokalpresse hatte die krummen Geschäfte oft
thematisiert: Schmiergelder für Jobs und das Ausstellen von Visa,
versickernde Gelder, Vetternwirtschaft. Aber was geschieht nach dem
brisanten Bericht der UN-Beauftragten Ahlenius? Sören Jessen-Petersen,
von 2004 bis 2006 UN-Gouverneur im Kosovo, geht in die Offensive. Es
gebe keine nennenswerte Korruption am Flughafen, konstatiert er. Der
Bericht sei unbegründet, jede Diskussion darüber reine
Zeitverschwendung. Der Flughafen sei ein gut geführtes Unternehmen, im
Grunde eine Erfolgsstory.
Sehen wir uns ein Kapitel dieser Geschichte näher an: Es beginnt damit,
dass der Flughafen einen Leiter für die Personalabteilung braucht. Den
UN-Vorschriften zufolge muss der Job öffentlich ausgeschrieben werden.
Der englische Geschäftsführer Ioan Woollett zieht es vor, einen Bekannten
einzustellen, nennen wir ihn einfach Smith. Emsige Betriebsamkeit setzt
ein. Im Sommer 2004 stellt Smith durchschnittlich drei Personen pro Tag
ein. Einige davon sprechen kein Englisch. Sie haben keinerlei Ausbildung
vorzuweisen, sollen aber die Finanzabteilung verstärken. Es handelt sich
um atemberaubend schöne Frauen, wie Augenzeugen sagen. Manche von
ihnen haben Schönheitswettbewerbe gewonnen. Nach vier Monaten hat
sich die Zahl der Angestellten von 235 auf 486 verdoppelt, 200 mehr als für
einen Flughafen dieser Größe nötig.
Der emsige Mister Smith hat zu dieser Zeit den Kosovo bereits verlassen,
um der Weltgemeinschaft im Sudan zu dienen. Woollett flüchtet etwas
später. Niemand weiß, wie viel Geld die beiden Männer aus dem Land
schleusten, es dürften einige hunderttausend Euro sein. Einen Job am
Flughafen zu bekommen kostete Bewerber zwischen tausend und 3000
Euro. Quellen in Pristina zufolge ließ sich Woollett von attraktiven Frauen
auch mit »intimen Dienstleistungen« bezahlen. Abgesehen von den beiden
Briten waren etwa zehn einheimische Mitarbeiter in diese Vorgänge
verwickelt. Der Flughafen, eine Erfolgsstory?
Immunität für einen deutschen Schmalspurgauner[/color]
[Ed.: Beispiel-Fall 2][color:"orange"]
Eines Tages im Dezember wird das Telefon im Haus von Frau Hisari
abgestellt. Sie müsse erst ihre Rechnung begleichen, mahnt die
Telefongesellschaft. »Das ist nicht meine Rechnung«, widerspricht die
Frau. Herr Trutschler sei dafür verantwortlich, der Mann, dem sie ihr Haus
vermietet habe. Die Telefongesellschaft kontaktiert Jo Trutschler, der im
Auftrag der UN die Geschäfte des hiesigen Energieunternehmens KEK
führt. »Das ist nicht meine Rechnung«, antwortet er. »Aber Sie haben im
Haus von Frau Hisari gewohnt, und die Anrufe gingen nach Deutschland.« -
»Davon ist mir nichts bekannt.« Trutschler lässt sich auch nicht davon
beeindrucken, dass es sich bei der Nummer in Deutschland um seinen
eigenen Anschluss in Bochum handelt. Er werde nicht zahlen, basta!
Frau Hisari ist 70 Jahre alt, Witwe und ohne Einkommen. Trutschlers Salär
beträgt um die 20000 Euro im Monat und wird von der Europäischen Union
überwiesen. Die verzweifelte alte Dame wendet sich nun an die
UN-Übergangsverwaltung. Tut uns leid, lautet die Antwort, wir sind nicht für
das Privatleben unserer Mitarbeiter verantwortlich. Frau Hisari reicht Klage
gegen den Deutschen vor dem Gericht in Pristina ein. Ihr bleibt keine Wahl:
Die Rechnung beläuft sich auf 3500 Euro, etwa ein anderthalbfaches
Jahresgehalt im Kosovo. »Herr Trutschler fällt nicht in unsere
Gerichtsbarkeit«, antwortet das Gericht. Er arbeite für die UNO und genieße
daher Immunität im Kosovo. Seine Immunität könnte aufgehoben werden -
vom damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan.
Der Vorfall ereignete sich im Jahr 2001. Sechs Jahre später wird über den
Abzug der UNO aus dem Kosovo diskutiert. Ihre Aufgabe, einen
gesetzestreuen Staat aufzubauen, betrachten die Verantwortlichen mehr
oder weniger als erfüllt. Die zweite Amtszeit von Kofi Annan ist längst
abgelaufen und die Telefonleitung von Frau Hisari immer noch tot.
Im Jahr 2003 verlässt Trutschler den Kosovo. Mit ihm verschwinden 4,3
Millionen Dollar auf das Konto seiner Briefkastenfirma in Gibraltar. Als die
interne Aufsichtsbehörde der UNO (OIOS) die Vorgänge nachrecherchiert,
stellt sie fest, dass dem Mann, der zwei Jahre lang ein krisengeschütteltes
Unternehmen im Kosovo leitete, sämtliche Qualifikationen für die Aufgabe
fehlten. Sein Lebenslauf war gefälscht. Er ist weder Ingenieur noch
Ökonom, hat nicht in Boston und Florida studiert oder in Aachen promoviert
und auch nicht zehn Jahre Berufserfahrung gesammelt. Wie auch, im Alter
von 33 Jahren? In Wirklichkeit ist Jo Trutschler ein deutscher
Schmalspurgauner mit ein paar Briefkastenfirmen.
Wie bekam er seine Stelle? Die UN-Behörde OIOS entdeckt, dass niemand
seinen Lebenslauf verifiziert hat. Warum nicht? Dazu schweigt die OIOS.
Immerhin decken die Prüfer auf, dass Trutschler seinem Nachfolger eine
runde Summe gezahlt hat. Ein persönliches Geschenk, sagt der UN-Mann
aus Kanada, als die Prüfer ihn befragen. 200 000 Dollar, einfach so? »Nun
ja, Herrn Trutschler gefiel nur die Stimme meiner Tochter so sehr. Es war
zur Unterstützung ihrer Gesangskarriere gedacht.« Die Leute, die Trutschler
anheuerten, verlassen das UN-Land mit ausgezeichneten
Empfehlungsschreiben und einem beträchtlichen Vermögen. Andy Bearpark
etwa, dem Vizegouverneur im Kosovo, der keinerlei Schritte gegen den
Betrüger einleitete, wird der Wiederaufbau im Irak anvertraut. Nicht einmal
Trutschler selbst landet im Kosovo vor Gericht. Dass er überhaupt bestraft
wird - reiner Zufall. Der deutschen Justiz fällt Trutschler auf, weil er zu
Unrecht einen Doktortitel trägt. Von einer deutschen Universität! Für dieses
Vergehen und weitere Betrügereien wandert er für 42 Monate ins Gefängnis.
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Ragon