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Ddraiggy: Du wirst ja wohl einsehen, daß Einzelfallbetrachtungen hier nicht wirklich weiterführen, oder?


Nein, das ist schon klar - sollte ja auch nur ein Beispiel darstellen. Allerdings eines, dass mir so oder ähnlich im Bekanntenkreis immer wieder begegnet.

Und es ist sicher auch richtig, dass intelligent geführte Unternehmen sich mit ihrer Arbeitszeitregelung den Erfordernissen der heutigen Zeit anpassen. Ebenso wie sicher richtig ist, dass viele Angestellte nur Dienst nach Vorschrift machen - oder weniger. Aber das ist gerade eines der Hauptprobleme. Irgendwo habe ich jüngst gelesen, dass sogar die Mehrheit der deutschen Arbeitnehmer ihrem Job nur lustlos nachgehen, um sich nicht ins Heer der Arbeitslosen einreihen zu müssen. Sie tun ihren Job, aber mehr nicht.

Der Grund dafür war nach dieser Erhebung mangelnde Motivation durch fehlendes Feedback für gute Leistungen und ignorante Vorgesetzte, die Ideen und Vorschläge zur Prozessoptimierung seitens der Mitarbeiter barsch vom Tisch wischen, weil sie sich möglicherweise an ihrer Kompetenz gekratzt fühlen. Und auch das ist eine Erfahrung, die ich selbst machen durfte - dass Vorgesetzte sich die Lorbeeren für meine Arbeit abholen, ohne diese an die eigentlich Verantwortlichen weiterzureichen. Das schafft Frustration und führt letztlich zur Demotivierung und dem besagten Dienst nach Vorschrift. Engagement wird nicht gewürdigt oder im Keim erstickt. Und daran krankt es meiner Ansicht nach hierzulande am meisten. Wer von seinen Angestellten vollen Einsatz erwartet, sollte diese auch dazu motivieren können, statt mit Arbeitsplatzverlust zu drohen.

Und was die wirtschaftliche Ausbildung betrifft, gleich eine weitere "Einzelfallbetrachtung" von mir:

Mein Stieftöchterlein besucht seit geraumer Zeit die Höhere Handelsschule in Hamburg. Sie darf sich dort mit Lehrkräften herumschlagen, die grundsätzlich alle Schüler über einen Kamm scheren. So erhielt sie, die grundsätzlich gut vorbereitet und pünktlich zum Unterricht erscheint, z.B. zwei 6er-Noten für folgende "Vergehen":

1x Lehrbuch vergessen = Note 6

1x Zu spät zum Unterricht erschienen = Note 6

Diese Noten fliessen voll in die Gesamtnoten mit ein. Es wäre ja noch zu akzeptieren, wenn solche Noten für notorische Schüler vergeben würden, die in schöner Regelmäßigkeit ihren Kram vergessen oder zu spät kommen. Dem ist aber nicht so.

Und der Direktor hat sich in einem persönlichen Gespräch als ebenso holzköpfig und arrogant erwiesen, wie seine Lehrkräfte. Er findet es vollkommen in Ordnung, dass EIN vergessenes Lehrbuch und EIN Zuspätkommen die Leistungen und den den Notenschnitt für ein gesamtes Halbjahr drücken.

Mittlerweile ist sie von diesen und anderen unschönen Praktiken dieser Schule so frustriert, dass sie sich nach einer anderen Bildungsstätte umsehen wird, oder über eine klassische betriebliche Ausbildung als Kauffrau für Marketingkommunikation nachdenkt. Und dabei hat sie meine volle Unterstützung. Solche "Schulen" braucht dieses Land nicht.