Nun, letztlich deutet dies auf ein weiteres Problem hin, was sich ebenfalls in den Hierarchien vieler Unternehmen findet:

Die oberen Führungskräfte stellen sich hinter die Fehlentscheidungen der ihnen untergebenen Führungskräfte, um sich keine Blöße zu geben. Sie empfinden es wohl wiederum als Schwächung ihrer eigenen Kompetenz, wenn sich plötzlich zeigt, dass sie jemanden in wichtiger Position eingestellt haben, der dieser Aufgabe garnicht gewachsen ist.

Und weil's so schön ist, gleich noch ein Einzelfallbeispiel: Meine Mutter arbeitete bis zu ihrer Rente in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt. Dort hatte sie es auch mit einer Vorgesetzten zu tun, die einen Ingenieur einstellte, der sich schnell als buchstäblich nicht ganz zurechnungsfähig entpuppte und nicht mal die simpelsten Aufgaben erledigen konnte, die ihm übertragen wurden - sondern alles auf seine Abteilungskräfte abwälzen wollte, die dafür überhaupt nicht qualifiziert waren.

Diese Vorgesetzte hatte den Kerl aber nunmal eingestellt und ihren Vorgesetzten wiederum voreilig anhand seiner Zeugnisse in höchsten Tönen angepriesen. Also konnte sie nun nicht ohne Glaubwürdigkeitsverlust hingehen und sagen "Sorry, aber ich habe mich komplett geirrt, der Mann ist eine totale Pfeife". Also spielte sie nach oben ihr Spielchen weiter und belastete die anderen Ingenieure zusätzlich mit den Aufgaben, die eigentlich der neue Ingenieur übernehmen sollte. Der wiederum sitzt den ganzen Tag untätig in seinem Büro, guckt aus dem Fenster oder liest Zeitung und kassiert dafür einige tausend Euro jeden Monat. Klingt eigentlich unglaublich, aber solche Schmierenkomödien laufen tatsächlich in vielen Unternehmen oder Behörden.

Von daher hat mich das Verhalten des Direktors der Höheren Handelsschule zwar extrem verärgert, aber nicht verwundert.