Es wird schon einen Grund haben warum solche Wahlen im Geheimen stattfinden.
Nämlich um genau dieses unter Druck setzen zu verhindern.
Warum soll jemand der nur in einem Punkt nicht mit der Parteilinie übereinstimmt, nämlich mit der Frage "wer" denn jetzt das Regierungsamt erhält, aus dieser Partei austreten?
Würde er dies in einer besprechung vorher bekannt geben, dann würde dies doch nur zur folge haben das Druck auf ihn ausgeübt wird, und er sich eben nicht nach freiem Willen entscheidet. Sicherlich würde wegen einer Gegenstimme nicht der Spitzenkandidat ausgetauscht werden.
Das dies jetzt eine unbequeme Situation ist, ist klar.
Aber das ist nun einmal Demokratie, nicht irgendwelche Absprachen im Fraktionszimmer.
Und vielleicht war ja genau das der Hintergedanke des Abweichlers.
Der Wähler wollte allem anschein nach die SPD nicht an der Macht haben.
Und die CDU auch nicht.
Jetzt aus so einem wischi waschi Ergebnis über Koalitions-, und duldungsabsprachen dennoch eine mehr schlechte als rechte Regierung zu bilden, eine die eben nicht aus eigener Kraft regieren kann, mag vielleicht rechtens sein.
Aber für den Wähler ist dies nicht befriedigend.
Sicher hätte der Regierungsauftrag des Wählers eindeutiger sein können, aber wenn es jetzt zur Neuwahl kommt, besteht da ja eine neue Chance dafür.
Und eine stärkere Regierung, ob sie dem einzelnen nun gefällt oder nicht, kann zumindest wirklich regieren.
Von daher vielleicht wirklich eine unbequeme Situation (wobei ich mich frage wieviel davon nur dummes "nicht das Gesicht verlieren wollen" ist), aber eine die mehr möglichkeiten bietet.
Und eine die den Parteispitzen mal wieder zeigt das die Fraktion das sagen hat, und nicht die Parteispitze.
Und so sollte es auch sein, denn wenn die Parteispitze noch nicht einmal die eigenen Leute überzeugen kann, dann ist da Zeit für einen Wechsel.
Das hat schon Schröder erkannt.
Sicherlich sind seine häufigen Rücktrittsdrohungen etwas viel gewesen.
Aber immerhin hat es gezeigt das seine Partei lieber mit ihm als ohne ihn regiert. Und auch wenn da Druck ausgeübt wurde, und es auch austritte gab. Am ende war immer eine interne Mehrheit da.
Da sollte Frau Simonis auch mal drüber nachdenken.
Zugegebener maßen ist es natürlich auch nicht schön wenn alles nur an einer Stimme scheitert, und dann eine Stimme mehr gewicht erhält als die interne Mehrheit, hat auch nicht soviel mit Demokratie zu tun.
Aber im Parlament geht es eben um alle Stimmen.
Und alle stimmen sollten freiwillig und ohne Druck gegeben werden.
Denn auch wenn man die Partei wählt, so wählt man dennoch auch immer die Person die für den Wahlkreis aufgestellt wurde. Und somit muss dessen entscheidung auch aktzeptiert werden.
Edit
[color:"orange"] Wer bei der Wahl für die SPD antrat (aus der der Abweichler wohl kommen soll), der wurde von den Wählern mit dem klaren Auftrag ausgestatten, die Spitzenkandidatin Simonis zu wählen und nicht der politisch entgegengesetzten Partei zu einem Pyrrhus-Sieg zu verhelfen (denn auch wenn sich die Union momentan diebisch freut, ist diese Posse eine Katastrophe für die Glaubwürdigkeit der Politik). [/color]
Das ist so nicht richtig. Man wählt seinen Wahlkreiskandidaten bestimmt nicht mit dem Hintergedanken das dieser dem Spitzenkandidaten zum Amt verhilft.
Schlieslich ist der jeweilige Spitzenkandidat der einzige in diesem Verein der nicht vom Bürger gewählt wird, sondern von der Partei aufgestellt wird.
Ich zumindest wähle meinen Wahlkreisabgeordneten auf jeden Fall deswegen damit er die Politik vertritt für die er sich in seinem Wahlkampf stark gemacht hat.
Das die soweit im rahmen der Parteilinie liegt ist klar, bedeutet für mich aber nicht das er den Spitzenkandidaten unterstützen muss.
Mein Wahlauftrag geht dahin dass er das macht was ihm richtig vorkommt.
Nicht das er um jeden Preis parteiinterne Spitzen unterstützen muss.
Seinem Wahlauftrag, das zu tun was ihm am besten für das Land erscheint, erfüllt er damit nämlich nicht.
Last edited by Stone; 17/03/05 05:12 PM.